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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Körperlänge den Kopf einziehen. Vor der Wohnung wartete ein uniformierter
Polizeibeamter, den Christian kannte. Mit käsiger Miene winkte er die drei
durch. Ein zweiter Beamter, dem ebenfalls übel zu sein schien, wies auf ein
Zimmer, das direkt rechts vom Flur abging. In der Küche, die sich nur einen
Meter weiter geradeaus befand, saß ein völlig aufgelöster junger Mann, laut
Aussage des Beamten der WG-Mitbewohner des Opfers, der die Leiche gefunden
hatte. Christian schickte die beiden Schutzpolizisten auf Befragungstour zu den
Nachbarn und Anwohnern in der Straße. Die Spurensicherung würde bald
eintreffen. Bis dahin wollte er mit Herd allein am Fundort der Leiche sein, um
möglichst wenig von der Spurenlage zu verändern. Pete fasste den jungen Mann
aus der Küche unterm Arm und führte ihn behutsam nach draußen, um ihn dort zu
befragen. Die Tür der Wohnung zog er mit einem Taschentuch vorsichtig hinter
sich zu, denn aus dem Zimmer, in dem die Leiche lag, waberte ein intensiver
Kotgeruch, der durch die Wohnung bis in den Hausflur drang.
    Erst als Christian und Herd allein waren, betraten sie das Zimmer.
Es war klein und unordentlich. Ein junger Mann, etwa Mitte zwanzig, lag auf dem
Dielenboden neben einem verstreuten Haufen schmutziger Wäsche. Das Opfer war
ziemlich groß, sein hellblondes Haar stoppelkurz, die Figur sportlich. Er trug
Wollsocken, ausgewaschene Jeans und ein buntes Shirt. Vor ein paar Tagen noch
würden die Frauen auf der Straße hinter ihm hergesehen haben. Ein Einschuss
mitten in die Stirn jedoch hatte allem ein Ende bereitet. Herd und Christian
zogen ihre Handschuhe an, den Plastikschutz für die Schuhe hatten sie schon vor
der Tür übergestreift. Dann näherten sie sich der Leiche, gingen in die Hocke
und betrachteten sich genauer, was sie auf den ersten flüchtigen Blick am Kopf
des Opfers irritiert hatte.
    »Was für eine fiese Scheiße«, flüsterte Herd.
    Dem jungen Mann steckten seine beiden abgetrennten Zeigefinger tief
in den Ohrmuscheln. Auf den vermutlich geschlossenen Augenlidern – man konnte
sie kaum sehen – lagen dunkelbraune Fleischstücke, an denen Klumpen von geronnenem
Blut klebten. Christian öffnete vorsichtig den Mund des Opfers. Er hatte
richtig vermutet. Die vordere Hälfte der Zunge fehlte und war, zerlegt in zwei
Einzelteile, zum Bedecken der Augen benutzt worden.
    »Nichts sehen, nichts hören …« , sagte Herd.
    »… und sprechen kann er auch nicht mehr«, vollendete Christian den
Gedanken an die drei Affen.
    Der Schuss in die Stirn war mit einem kleinen Kaliber aus nächster
Nähe ausgeführt worden. Das Ganze sah nach einer Hinrichtung aus. Die
Verteilung der Blutspritzer sprach eindeutig dafür, dass Fundort und Tatort
identisch waren.
    »Profis«, fand Herd.
    Christian blickte sich im Zimmer um. Falls das Opfer nicht ein
extrem unaufgeräumter Mensch gewesen war, ließ das Chaos nur auf eine
gründliche Durchsuchung schließen. Christian ließ alles ein paar Minuten auf
sich wirken, versuchte, sich jedes Detail einzuprägen, und nickte dann Herd zu.
Er ging hinaus. Herd würde das Zimmer genauestens untersuchen und alles
dokumentieren, bis die Spurensicherung eintraf, sie ihre Arbeit koordinierten
und gemeinsam zu Ende brachten.
    Pete saß mit dem Zeugen im Hausflur auf der Treppe. Als er Christian
aus der Wohnung kommen sah, legte er kurz die Hand auf den von Schluchzen
geschüttelten Rücken des jungen Mannes, erhob sich und wandte sich Christian
zu.
    »Personalien sind aufgenommen. Sebastian Dierhagen, Student. Er ist
völlig fertig. Braucht dringend psychologische Betreuung. Im Moment ist nicht
viel mehr aus ihm rauszukriegen.«
    »Als was?« Christian wollte keine Zeit verlieren.
    Pete sprach leise: »Unsere Leiche heißt Henning Petersen, 27 Jahre
alt, Volontär bei der Hamburger Morgenpost. Dierhagen war für ein paar Tage bei
seinen Eltern in Hohwacht. Als er zurückkam, hat er seinen Kumpel gefunden. Hat
angeblich nichts in Petersens Zimmer angerührt. Ins Bad gerannt, gekotzt,
Polizei gerufen. Das ist alles.«
    »Okay. Du rufst den Polizeipsychologen für den Jungen und koordinierst
die ersten Befragungen der Nachbarn. Ich fahre schon mal zurück. Daniel wird
uns alle Daten über Petersen zusammenstellen. Wir treffen uns in der Zentrale,
wenn ihr hier fertig seid. Dann legen wir los.«
    Es war schon nach drei Uhr in der Nacht, als Sofias Handy
klingelte. Sie schreckte hoch, brauchte wie so oft ein wenig, um sich zu
orientieren, um zu

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