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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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flächenmäßig
unser größtes Organ ist, und auch das schwerste? Das ist aber rein medizinisch
betrachtet. Man darf dabei ja nicht vergessen, dass die Haut eine ganz
empfindliche Schutzschicht ist. Wenn die löchrig wird, dann ist Polen offen.
Verzeihen Sie bitte, wenn ich so direkt formuliere, aber was haben wir denn für
Einfallstore? Da sind Mund und Nase und Ohren und, nun ja, dann sind da noch
die geschlechtlichen Öffnungen, die aber ein normaler Mensch weitestgehend
unter Verschluss hält.
    Im Amazonasgebiet, da soll es Parasiten
geben, die sich über die Harnröhre einschleichen, wenn man in den Fluss
pinkelt. Kleine Fische oder so was. Die fressen einen dann von innen auf.
Ekelhaft, oder? Wir sind nicht im Amazonasgebiet. Und trotzdem passieren hier
auch solche widerlichen Dinge. Glaubt einem keiner. Ist aber so.

 
    2. April 2010
Hamburg.
    Der Winter ließ immer noch nicht richtig locker, doch die
überraschend warme Sonne gab sich alle Mühe, die immensen Schneemassen
wegzutauen. Christian Beyer, Chef der Soko Bund, einer vor wenigen Jahren
eingerichteten Sondereinheit mit bundesweiten Kompetenzen und spezialisiert auf
die Jagd nach Serienkillern, befand sich auf dem Weg von der Staatsanwaltschaft
zurück in die Zentrale seiner kleinen, aber schlagkräftigen Truppe. Wie immer,
wenn es nur irgend möglich war, ging er zu Fuß. Er genoss das annähernd
frühlingshafte Wetter weitaus intensiver als das Lob, das er und seine Leute
gerade vom Leitenden Oberstaatsanwalt bekommen hatten. Ein komplizierter Fall
war schnell und gründlich abgeschlossen worden, der Mörder dreier junger
Mädchen seit heute Morgen rechtskräftig verurteilt. Wieder einmal hatte der
Oberstaatsanwalt Christian angeboten, mit seinen Leuten zurück ins moderne und
komfortable Gebäude des Polizeipräsidiums zu ziehen. Und wieder einmal hatte
Christian abgelehnt. Als die Soko als einzige ihrer Art in Deutschland auf Betreiben
des BKAs gegründet und Christian die Leitung übertragen worden war, hatten
einige Neider aus den obersten Hamburger Polizeirängen die Soko in schäbige
Büroräume im Schanzenviertel ausgelagert, die früher als Beobachtungsposten von
den Drogenfahndern genutzt worden waren. Christian und seine handverlesene
Truppe fühlten sich dort sehr wohl, und auch wenn die Neider sich längst
zurückhielten und inzwischen kollegialer Respekt vorherrschte, wollten
Christian und seine Leute nicht zurück ins Präsidium.
    Als Christian in aller Gemütsruhe den Park »Planten un Blomen«
durchquert hatte und in der Zentrale ankam, herrschte dort ausgelassene
Stimmung. Der abgeschlossene Fall wurde zur Mittagspause mit einer Runde Döner
für alle gefeiert. Wie immer hatte Yvonne, Teilzeit-Sekretärin nach eigenem
Gutdünken und Psychologiestudentin, das Futter nebst Getränken besorgt. Sie saß
mit den anderen im Konferenzraum, dessen Möbel eher an Sperrmüll denken ließen
denn an eine bundesweit agierende Kriminalabteilung.
    Christian nahm sich eine Cola und setzte sich dazu. Sofort schob ihm
Eberhard Koch, der Spuren- und Tatortspezialist der Truppe und wegen seines
Nachnamens und seiner dazu passenden Leidenschaft nur Herd genannt, seinen
Döner zu. Er aß dieses Zeugs nur aus Gruppenzwang, sein Gaumen wehrte sich
jedes Mal. Christian griff zu, wusste er doch, dass er damit nicht nur sich,
sondern auch Herds empfindsamen Geschmackspapillen einen Gefallen tat. Neben
Herd saß Daniel Meyer-Grüne, der Rechercheur der Soko. Daniel war kein ausgebildeter
Polizist und verweigerte jegliche Berührung mit dem real existierenden
Verbrechen. Er näherte sich der Welt rein virtuell. Als ehemals berüchtigter
Hacker arbeitete er im Dienst der Soko, seit Christian ihn aus einer misslichen
juristischen Lage beim BKA befreit und ihm einige Jahre Knast wegen illegaler
Aktivitäten im World Wide Web erspart hatte.
    Volker Jung, der baumlange, glatzköpfige Verhörspezialist der Soko,
privat Buddhist und Teilzeit-Vegetarier, fehlte am Tisch. Er hielt im Präsidium
einen Vortrag über verschärfte Verhörtechniken und ethische Verantwortung und
würde mit seinen theoretischen Überbauten vermutlich den Großteil seiner
praxisorientierten Zuhörer schon in der ersten halben Stunde einschläfern.
    »Und?«, fragte Herd, nachdem er sich den Mund mit Mineralwasser
ausgespült hatte. »Wollte uns der Herr Oberstaatsanwalt wieder heim ins Reich
holen?«
    »Mit allem Brimborium«, antwortete Christian.
    »Du hast ihm hoffentlich gesagt, dass ich

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