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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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sein, wenn Sie die Dame vorwarnen.»
    «Vorwarnen?», fragte Monsieur Hofmann.
    Valerieging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. «Dass Sie das Fernsehen mitgebracht haben», sagte sie.
    Der alte Mann stieg aus und machte ein paar Schritte auf das Haus zu. Dann schaute er sich noch einmal um. Valerie nickte ihm zu. Er stieg die Treppen hinauf und drückte auf den Klingelknopf. Fast unverzüglich wurde die Tür geöffnet. Vor ihm stand eine junge Frau in einer Kittelschürze.
    «Madame Delaunay?», fragte er.
    Die Frau lachte. «Nein, ich bin nur die Hausangestellte. Madame erwartet Sie bereits.»
    Sie durchquerten die Eingangshalle und betraten einen spärlich möblierten Salon.Auf der anderen Seite des Raumes sah man einegeöffnete Tür, die ins Freie führte. Monsieur Hofmann folgte dem Hausmädchen auf die riesige Terrasse, die im hellen Licht der Mittagssonne lag. Dann sah er Christine Delaunay. Sie saß unter einem Sonnenschirm. Er schätzte sie auf Ende sechzig,Anfang siebzig, etwa im gleichenAlter wie er selbst, vielleicht ein paar Jahre jünger. Ihre Haare waren frisch frisiert, sie trug ein auberginefarbenes Kleid und über den Schultern eine helle Stola. Neben ihr auf dem kleinen Tisch standen zwei frische Kaffeetassen und eine Schale mit Gebäck. Madame Delaunay saß in einem elektrischen Rollstuhl.
    Sie lächelte Monsieur Hofmann an und zeigte auf den freien Stuhl. «Kommen Sie, nehmen Sie Platz. Ich habe mich auf Ihren Besuch gefreut.»
    «Ich habe noch jemanden mitgebracht», sagte er.
    Sie sah ihn fragend an.
    «Das Fernsehen. Sie wollten dabei sein. Ich hoffe, es stört Sie nicht.»
    Madame Delaunay schien einen Augenblick zu überlegen. Dann wandte sie sich an das Hausmädchen: «Claudine, zeig den Herrschaften bitte den Weg.» Während die Fernsehleute ihre Geräte aufbauten, begann Christine Delaunay ihren Besucher auszufragen.
    «Sie haben wirklich ein Revuetheater betrieben?»
    «Ja, das habe ich. Fast vierzig Jahre lang.»
    «Und es sind dort Tänzerinnen und Sänger aufgetreten?»
    «Jeden Abend.»
    «Auch solche, die man kennt?»
    «Auch solche.»
    «Charles Trenet… kannten Sie ihn?»
    «Ja.Aber es war nur ein kleines Cabaret, wissen Sie. Wenn jemand berühmt war, konnten wir ihn nicht mehr bezahlen.»
    Doch damit gab sich die alte Dame nicht zufrieden. IhreAugen leuchteten. Ihr Interesse war geweckt. Sie nannte Namen und wollte Einzelheiten wissen.
    «Also kannten Sie Trenet?»
    «Ja. Wenn er einen Auftritt im Olympia oder imBobino hatte, kam er manchmal hinterher mit ein paar Freunden zu uns.»
    «Wussten Sie, dass er noch bis vor kurzem gelebt hat? Man hat seine Urne in Narbonne beigesetzt, im Grab seiner Mutter.»
    «Nein, das wusste ich nicht.»
    «Und Brassens? Kam er auch?»
    «Ja, gelegentlich. Einmal ist er mit Léo Ferré bei uns aufgetreten. Sie wollten keine Gage für ihren Auftritt haben. Sie ließen hinterher einen Hut herumgehen, um Geld für die streikenden Arbeiter bei Renault zu sammeln.»
    «Ferré hatte einen Affen, nicht wahr?»
    «Ja, eine Schimpansin. Wie hieß sie noch? Ich habe es vergessen.»
    «Sie hieß Pépée.»
    «Ja. Pépée!», sagte Monsieur Hofmann.
    Er war erstaunt. Es schien keine Geschichte über die Chansonniers der letzten siebzig Jahre zu geben, die Christine Delaunay nicht kannte. Sie wusste, dass Jacques Brel als Fünfundzwanzigjähriger seine Frau und die drei Töchter verlassen hatte, um nach Paris zu gehen. Sie wusste, dass die Mutter von Barbara eine Jüdin aus Odessa war und dass Brassens im Krieg als Zwangsarbeiterin einer deutschen Flugzeugfabrik gearbeitet hatte. Eine Frage allerdings schien sie mehrzu interessieren als alles andere.
    «Und die Piaf?», fragte sie mit kaum verhohlener Neugier. «Haben Sie auch die Piaf getroffen?»
    Monsieur Hofmann schüttelte den Kopf. «Nein. Ein gemeinsamer Freund wollte uns bekannt machen.Aber es war zu spät. Sie starb, bevor es dazu kam. So blieb mir nichts anderes, als zu ihrem Begräbnis zu gehen.»
    «Sie waren dabei, als Edith Piaf beerdigt wurde?»
    «Ja, warum verwundert Sie das?»
    «Aber dann hätten wir uns ja treffen müssen. Ich war ebenfalls dort.»
    Monsieur Hofmann schaute seine Gastgeberin ungläubig an. «Aber es waren an diesem Tag vierzigtausend Menschen auf dem Père Lachaise. Wie hätten wir uns da treffen sollen?»
    Jetzt sah er, dass sie lächelte.
    «Es war ein Scherz», sagte sie. «Ich wollte nur sehen, ob Sie die Wahrheit sagen.»
    Monsieur Hofmann mochte die

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