Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen
Dichterfreund wissen, ob es nicht eine Möglichkeit gebe, mit »Allfood« ins Geschäft zu kommen. Der Befragte musste sagen, er hätte mit Auftragsvergaben gar nichts zu tun, würde aber die Karte der Druckerei gerne weitergeben. Nach dem verabschiedenden Händedruck drehte sich der Drucker im Abgehen noch einmal um: »Was ist bei euch üblich? Zehn?«
Der Dichter wusste nicht, was gemeint war. Der Drucker ging. Der Sinn dieser Frage sollte sich nach einem weiteren Jahr klären.
Der Werbeleiter kündigte nämlich. Er war vom Branchenleader abgeworben worden. Ins Ausland.
»Ich hätte Sie gerne mitgenommen«, sagte er zum Dichter. Das klang sehr nach Bedauern.
»Aber die glauben, dass alle unsere Texte von mir sind. Den Glauben kann ich ihnen nicht nehmen.«
Er strahlte seinen Texter an.
»Sie werden lachen, ich gebe es ohne Weiteres zu: Ich habe viel von Ihnen gelernt. Ich möchte mich revanchieren. Sie werden – das habe ich bei der Geschäftsleitung durchgesetzt – einen Teil meiner Agenden übernehmen. Dazu gehört die Auftragsvergabe aller unserer Druckwerke, Prospekte, Plakate und so.«
»Davon verstehe ich nun wirklich nichts«, wehrte sich der Dichter.
»Jetzt sind Sie bitte nicht verrückt!«, sagte der Werbeleiter. Und er erklärte dem Dichter ein einfaches und unentdeckbares System, sich eine Menge Geld dazuzuverdienen. Er machte ihn darauf aufmerksam, dass nahezu alle Drucksorten dieses Hauses von der Druckerei A gedruckt wurden und werden. Dies deshalb, weil drei Angebote eingeholt werden, die Druckerei A aber anrufen darf, um sich nach dem Angebot der Konkurrenz zu erkundigen. Das nennt man ihr, worauf sie noch günstiger anbietet.
»Dem Haus erwächst kein Schaden. Ich hab der Druckerei schon gesagt, ich sorge für eine friktionsfreie Fortsetzung und habe Ihren Namen auch genannt.«
Jetzt begriff der Dichter. »Und dafür gibt’s zehn Prozent?«
»Bingo!«
Der Dichter war verblüfft, wie einfach alles vonstattenging. Er ging in die Druckerei, um den »Andruck« zu kontrollieren, da kam der Oberdrucker im weißen Mantel mit einem Umschlag zu ihm und sagte: »Das sind die Abzüge.«
Zu Hause nahm der Dichter – beim ersten Mal noch ängstlich, später heiter und rasch – den Umschlag aus dem Jackett und zählte die Scheine. Es waren immer zehn Prozent.
Er war jetzt Primus inter pares innerhalb der Werbeabteilung, er hatte keinen über sich, da »Allfood« keine Notwendigkeit sah, den Posten des Werbeleiters nachzubesetzen. Der Dichter hatte aber nach einer Zeit doch das Gefühl, die Frage nach den Gründen der Kostengünstigkeit der Druckerei A könnte einmal gestellt und peinlich werden. Genau in diese Zeit fiel die Anfrage des Vertreters der Druckerei B, der im Auftrag des Direktors von B wissen wollte, ob der Dichter zu einem Kaffee in der Direktion von B bereit sei. Der bejahte.
Diese Plauderei bei Kaffee und Gebäck verlief schulmäßig.
So gab er in der Folge das unter dem Angebot von B liegende Angebot von A immer wieder einmal an B weiter, worauf B das ihre zurückzog und durch ein neues ersetzte. Der Vollzug lag bei der Einkaufsabteilung. Damit hatte der Dichter nichts zu tun.
Er fühlte sich gut. Weniger wegen der finanziellen Annehmlichkeiten, denn er hatte doch das Gefühl, ein Gauner zu sein, allerdings einer, der niemanden begaunerte, er fühlte sich gut, weil er zum ersten Mal in seinem Leben Ökonomie begriff. Er verdankte dieser Phase seines Lebens den Aufstieg zum Wirtschaftsweisen. Seine Weisheit wurde noch angereichert. Denn er las im Branchendienst die Meldung, wonach sein ehemaliger Werbeleiter bei der Konkurrenz fristlos entlassen worden sei. Wegen »Unregelmäßigkeiten« hieß es und »in beiderseitigem Einvernehmen«. Der Dichter wollte wissen, was da los war. Von dem Texterkollegen, der ihm einst zu seinem Wohlstand durch seinen Tipp verholfen hatte, erfuhr er: Der Werbeleiter hatte in der neuen Firma einen Feind. Wahrscheinlich, weil der selbst gerne den Job bekommen hätte. Der überprüfte die Offerte der Druckereien und sah, dass alle gemäß dem Auftrag »fünffarbig« kalkuliert hatten. Er ließ sich von einem Fachmann nachweisen, dass aber nur vier Farben gedruckt worden waren. Offenbar mit Einverständnis des Auftraggebers. Nachdem der Rechercheur dieses wusste, überprüfte er auch noch die Papierstärke.
Da war »160-grammiges Kunstdruckpapier« kalkuliert, aber nur 140-grammiges gedruckt worden. Bei der unglaublich großen Auflage kam da
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