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0836 - Das Puppenmonster

0836 - Das Puppenmonster

Titel: 0836 - Das Puppenmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Also«, sagte Sam Gorman und holte tief Luft. »Ich komme dann noch zu dir hoch, wir trinken einen Kaffee und machen es uns anschließend gemütlich. Ich verspreche dir auch, meine Hände bei mir zu behalten. Ist das ein Vorschlag?«
    Leona Lockwood lächelte. »Toll.«
    »Du bist einverstanden?« Hoffnung schimmerte in den rauchgrauen Augen des Toningenieurs.
    Sie überlegte und stieß den Mann zweimal mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »Frag mich in zwei Tagen wieder. Dann werde ich dir eine andere Antwort geben.«
    Sams Gesichtszüge zerflossen. Er schaute so traurig drein, daß Leona einfach lachen mußte. »Jetzt tu nicht so, als hinge von diesem heutigen Abend dein ganzes Schicksal ab.«
    »Na ja, zumindest das bis Mitternacht. Danach muß ich zu meinen Kindern. Ich habe versprochen, ihnen morgen das Frühstück zu machen. Wenn sie wieder bei Laura in der Kur anrufen und sich beschweren, kann es Ärger geben.«
    »Das sehe ich auch so. Und genau den Ärger solltest du dir wirklich ersparen.«
    »Keine Chance?« Er versuchte es wieder mit seinem Große-Junge-Lächeln.
    »Keine.«
    Er hob die Schultern und nickte. »All right, dann sehen wir uns morgen im Sender.«
    »Das sowieso. Ich muß die neuen Texte noch einmal durchgehen. Es ist meine erste Sendung im neuen Jahr, und ich habe mir dazu etwas einfallen lassen.«
    »Was denn?«
    Leona drückte ihrem Freund die Spitze des Zeigefingers auf die Lippen. »Wenn du dich vor die Glotze hockst, wirst du es erleben.«
    Er hielt ihre Hand fest. Blitzschnell riß er die Frau an sich und küßte sie. Leona kriegte kaum Luft.
    Als sie wieder durchatmen konnte, da hatte Sam sie bereits losgelassen und war schon einige Schritte zur Seite gegangen. Er winkte ihr zu, als er in seinen Wagen stieg, und Leona winkte zurück. Das verlorene Lächeln auf ihrem Gesicht sah er nicht. Sam nahm alles so locker, im Gegensatz zu ihr, aber sie wußte genau, daß er sich von seiner Familie nie trennen würde. Er hing einfach zu sehr an den beiden Kindern.
    Seufzend wandte sich die Frau ab. »Und was habe ich?« murmelte sie. »Eine Puppe - Ivy. Eine Puppe, die sprechen kann. Die von unzähligen Kindern geliebt wird, weil sie so nett ist und immer so tolle Dinge sagte. Die Kinder, sogar manche Erwachsene, glauben tatsächlich, daß die Puppe spricht…« Leona Lockwood lachte bitter, als sie auf die Haustür zuschritt und aufschloß. Sie wohnte in einem relativ neuen Haus im Londoner Südwesten, einer guten Gegend, wo die Mieten nicht eben billig waren. Den Zins konnte sie sich leisten. Sie hätte sich auch ein Haus kaufen können, doch als Alleinlebende reichten ihr die drei Zimmer in der dritten Etage.
    Im Flur traf sie keinen anderen Hausbewohner. Sie ging zum Lift und ließ sich hochfahren. Manchmal nahm sie auch die Treppe, aber heute war sie zu müde.
    Auf der kurzen Fahrt dachte sie an die Männer. Ihre Erfahrungen hatte sie mit ihren fünfunddreißig Jahren schon hinter sich. Zu einer Ehe hatte es nie gereicht. Die Beziehungen waren immer wieder in die Brüche gegangen. Es hatte zum Teil an ihr und ihrem Egoismus gelegen, aber auch an den Verhaltensweisen der entsprechenden Partner. Da kam immer einiges zusammen.
    Sie stieg in der dritten Etage aus. Helles Kinderlachen schallte ihr entgegen. Die beiden Nachbarsjungen veranstalteten auf ihren Dreirädern wieder ein wildes Rennen im Flur. Zum Glück dämpfte der hellgrüne Sisalboden die Geräusche etwas. Leona mußte schon zurückspringen, um nicht angefahren zu werden. Die beiden Jungen hatten sie gar nicht wahrgenommen. Sie waren zu sehr in ihr Spiel vertieft gewesen.
    Ihre Wohnungstür war die letzte im Flur. Breite Fenster sorgten für eine Sicht nach draußen, aber da schaute Leona Lockwood schon gar nicht mehr hin. Sie kannte das Panorama, eine Mischung aus Bauten, Straßen und Bäumen.
    Die rechte Hand fand den Weg in die Manteltasche. Sie holte den Schlüssel hervor. Der Mantel war so dunkel wie ihre Haare, die Leona durch einen Mittelscheitel in zwei. Hälften geteilt hatte.
    Sie wollte allein sein, das stimmte. Aber viel arbeiten wollte sie auch nicht. Sie hatte alles fertig, und an diesem Tag würde sie sich nicht so richtig konzentrieren können. Was sie brauchte, war ein Drink. Möglichst einen doppelten.
    In der Diele schaltete sie das Licht ein. Hell strahlte der künstliche Stern unter der Decke auf. Er verteilte sein Licht auf den hellen Wänden, an denen farbenfrohe Bilder und die Urkunden und Preise hingen,

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