Party Prinzessin
der Kutschpferde ist in das Loch gestürzt. Zehn Taxifahrer waren damit beschäftigt, es herauszuziehen. Aber ich glaub, es war nicht schlimm verletzt.« Diese Information bewirkte, dass sich Grandmères Laune schlagartig wandelte. Wobei das wahrscheinlich eher mit der Person zu tun hatte, die ihr diese Information gab, als mit der Information selbst.
»Ach, John Paul.« Sie strahlte. »Ich habe dich gar nicht da stehen sehen. Komm doch bitte gleich mal zu mir, ich würde dir gern unsere Kostümbildnerin vorstellen. Sie wird dir dein Kostüm anpassen.«
!!!!!
Mannomann!!! Ich weiß ja nicht, auf wen JP steht, auf mich oder auf Lilly, aber auf wen GRANDMÈRE steht, ist ziemlich offensichtlich. Wir zogen alle unsere Kostüme an und begannen mit der Kostümprobe. Damit unsere Stimmen nicht im Lärm der ganzen Geigen und Hörner untergehen, bekamen wir so kleine Mikrofone aufgesetzt, genau wie die Sänger in einem professionellen Musical. Es war echt komisch, in ein Mikrofon zu singen… in ein echtes, meine ich, nicht bloß in eine Haarbürste, in die ich normalerweise singe. Unsere Stimmen sind jetzt echt tragend.
Ich bin froh, dass Madame Puissant mich gezwungen hat, den Flügel so oft hochzuheben. Jetzt treffe ich wenigstens die hohen Noten.
Die ganze Proberei im Treppenhaus hat leider nichts gebracht. Kenny ist und bleibt ein hoffnungsloser Fall. Man hat das Gefühl, seine Füße und Beine sind nicht miteinander verbunden und gehorchen den Befehlen seines Gehirns überhaupt nicht. Grandmère hat angeordnet, dass er bei den Tanznummern hinter dem Chor stehen muss.
Jetzt hat sie uns gerade zur »Manöverkritik« antreten lassen. Das macht sie nach jedem Durchlauf. Während der Probe macht sie sich Notizen, und statt uns im Spiel zu unterbrechen, um etwas zu korrigieren, liest sie uns am Ende ihre Aufzeichnungen vor. Gerade hat sie zu Lilly gesagt, sie soll die Schleppe ihres langen Kleids nicht mit beiden Händen hochhalten, wenn sie die Schlosstreppe hinaufgeht, um Albion zu begrüßen. Eine wahre Dame, behauptet Grandmère, würde ihre Schleppe nur mit einer Hand halten.
»Aber ich bin doch gar keine Dame«, hat Lilly widersprochen. »Ich bin schließlich eine Prostituierte, oder nicht?«
»Eine Mätresse«, hat Grandmère empört gesagt, »ist keine Prostituierte. War Camilla Parker-Bowles etwa eine Prostituierte? War Madame Chiang Kai-shek eine? Evita Peron? Nein! Einige der größten weiblichen Vorbilder aus der Geschichte begannen ihre Karriere als die Mätressen mächtiger Männer. Das bedeutet nicht, dass sie sich jemals prostituiert hätten. Und nun sei bitte so reizend und widersprich mir nicht. Du wirst deine Schleppe nur mit einer Hand heben, keine Widerrede.«
Jetzt ist JP dran. Natürlich ist alles, was er macht, perfekt.
Wobei ich wirklich nicht verstehe, wieso sie sich einbildet, sie könnte John Paul Reynolds-Abernathy den Dritten davon abbringen, die künstliche Insel Genovia zu kaufen, indem sie sich bei seinem Sohn einschleimt.
Andererseits habe ich es mittlerweile aufgegeben, Grandmère ergründen zu wollen. Die Frau ist für mich ein abgrundtiefes Rätsel. Jedes Mal wenn ich denke, ich hätte sie endlich durchschaut, macht sie den nächsten Schachzug, und ich stehe wieder da und staune.
Deswegen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es gar keinen Zweck hat, mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Sie wird mir die wahren Motive hinter ihren unergründlichen Taten sowieso nie verraten – zum Beispiel, weshalb es ihr so wichtig ist, dass ICH Rosagunde spiele und nicht jemand, der wirklich gut wäre, wie zum Beispiel Lilly.
Und sie wird mir nie sagen, wieso sie sich einbildet, dass es ihr zu ihrer geliebten Insel verhelfen wird, wenn sie JP Honig ums Maul schmiert. Mir bleibt nichts anderes übrig, als still dazusitzen und ihr zuzuhören, wenn sie ihn anschleimt. Wie jetzt zum Beispiel: »Ich fand diese kleine galante Verbeugung, die du nach der letzten Gesangsdarbietung machst, wirklich entzückend, John Paul. Aber dürfte ich dir vielleicht einen klitzekleinen Vorschlag machen? Ich glaube nämlich, es wäre ganz bezaubernd, wenn du Amelia nach deiner Verbeugung in die Arme nehmen, sie nach hinten biegen und küssen würdest – Feather, meine Liebe, könnten Sie den beiden schnell zeigen, wie ich mir das vorstelle…?«
Sekunde mal. WAS????
Dienstag, 9. März, in der Limousine auf dem Heimweg
O MEIN GOTT!!!!!!!!!! JP MUSS MICH KÜSSEN!!!!!!!!!!! IN DEM THEATERSTÜCK!!!!!!!!! MUSICAL,
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