Party Prinzessin
MEINE ICH!!!!!!!!!!!!!
Ich fasse es nicht. Dabei steht der Kuss zwischen Gustav und Rosagunde noch nicht mal im Text. Grandmère hat ihn sich bloß ausgedacht, weil… ich weiß noch nicht mal, warum. Er trägt überhaupt nicht zur HANDLUNG bei! Es ist bloß ein blöder Kuss am Schluss des Stücks.
Und ich bezweifle sehr, dass er historisch korrekt ist.
Okay, dass sich die ganzen Dorfbewohner und der italienische König am Schluss versammeln, nachdem Rosagunde Albion erwürgt hat, und alle gemeinsam singen, wie froh sie darüber sind, dass er endlich tot ist, ist historisch wahrscheinlich auch nicht korrekt.
Aber trotzdem. Grandmère weiß ganz genau, dass mein Herz einem anderen Mann gehört – auch wenn wir momentan vielleicht eine Krise haben.
Also echt. Was denkt sie sich nur dabei, von mir zu verlangen, einen anderen zu küssen?
» Mon dieu, Amelia«, hat sie gestöhnt, als ich sie (leise, weil ich nicht wollte, dass JP mitkriegt, dass ich von der Kussszene nicht so hundertprozentig überzeugt bin – ich will meinen Freund nämlich nicht betrügen, indem ich einen anderen küsse, besonders nicht jemanden, mit dem er mich vor noch nicht ganz einer Woche sexy tanzen gesehen hat –, andererseits will ich aber auch JPs Gefühle nicht verletzen) gefragt habe, ob sie endgültig den Verstand verloren hat.
»Das Publikum erwartet nun mal, dass sich der Hauptdarsteller und die Hauptdarstellerin am Ende eines Musicals küssen«, antwortete sie. »Es wäre gemein, sie zu enttäuschen.«
»Aber Grandmère…«
»Bitte sag mir jetzt nicht, dass du einen kleinen Kuss zwischen dir und John Paul als Betrug an diesem Jungen empfindest.« »Diesen Jungen«, so nennt Grandmère Michael immer. »Es heißt nicht umsonst Schauspiel , Amelia. Denkst du, es hat Sir Lawrence Olivier gestört, als seine Frau Vivien Leigh in ›Vom Winde verweht‹ Clark Gable küsste? Ganz gewiss nicht. Er wusste, dass alles nur gespielt war.«
»Aber…«
»Ach, Amelia, bitte! Ich habe für deine Allüren jetzt wirklich keine Zeit! Vor der morgigen Aufführung muss ich noch eine Million Dinge erledigen, das Programm muss abgestimmt werden, ich muss mich mit dem Catering-Service besprechen und habe wirklich keine Lust, mich hier mit dir herumzustreiten. Ihr küsst euch und damit basta. Es sei denn, du willst, dass ich mit einem gewissen Mitglied unseres Chors ein kleines Gespräch führe…«
Ich warf einen gehetzten Blick in Amber Cheesemans Richtung. Grandmère hatte mich in der Hand. Und sie wusste es genau. Was auch erklärte, weshalb ein kleines selbstzufriedenes Lächeln ihre Lippen umspielte, als sie davoneilte, um Señor Eduardo zu wecken und nach Hause zu schicken.
Als wäre das alles nicht schon aufwühlend genug gewesen, passierte dann auch noch Folgendes: In dem Moment, als ich aus dem Hotel kam und auf die wartende Limousine zuging, trat JP aus dem Schatten heraus und rief meinen Namen. »Oh!« Ich war etwas verwirrt. Hatte er etwa auf mich gewartet? Es sah ganz so aus. Aber… warum? »Was ist? Sollen wir dich nach Hause fahren? Wohin musst du denn?«
Aber JP schüttelte den Kopf. »Nein danke. Ich wollte nur mit dir reden. Über den Kuss.«
!!!!!!!!!!!!!
Okay. Das war EINDEUTIG zu viel für mich.
Aber das durfte ich mir nicht anmerken lassen, weil Lilly schon in der Limo saß und uns auf dem roten Teppich stehen sah. Sie ließ sogar das Fenster herunter und rief: »Macht schon! Ich muss nach Hause und die Zeitschriften heften!« Manchmal kann sie echt nerven.
»Hör mal, Mia«, sagte JP, der das einzig Richtige tat und Lilly ignorierte. »Ich weiß, dass du zurzeit Probleme mit deinem Freund hast und dass diese Probleme teilweise auch etwas mit mir zu tun haben – nein, streite das jetzt nicht ab. Tina hat mir alles erzählt. Ich hab mir echte Sorgen um dich gemacht, weil du den ganzen Tag so deprimiert aussahst, deshalb hab ich sie ausgequetscht. Weißt du was? Wir müssen uns nicht küssen. Wenn wir da oben auf der Bühne stehen, können wir sowieso mehr oder weniger machen, was wir wollen. Deine Großmutter kann dann auch nicht mehr eingreifen. Ich wollte dir nur sagen, wenn du nicht willst, müssen wir uns nicht küssen. Ich wäre nicht beleidigt oder so. Ich würde das voll verstehen.«
O mein Gott!
Ist das nicht das Süßeste, was man überhaupt gesagt bekommen kann?????
Ich meine, das ist so rücksichtsvoll und erwachsen und so-ganz-anders-als-ich von ihm!
Ich glaub, das war auch der Grund, weshalb ich
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