Party Prinzessin
verletzt?
Keine Ahnung. Ich mag Lilly echt sehr, aber ich kann nicht behaupten, dass ich sie verstehe.
Ja. Das trifft auf alle Moscovitzens zu.
Ach Mia, du Arme. Was machst du denn jetzt mit Michael?
Machen? Nichts. Ich meine, was kann ich denn machen?
Das finde ich toll. Du nimmst es so gut auf. Ich meine, abgesehen davon, dass du so aussiehst, als würdest du gleich kotzen.
Ich kotze jetzt schon, Tina. Innerlich.
Dienstag, 9. März, Mittagspause
In der Mittagspause hat JP gefragt: »Alles okay, Mia?«
Und ich: »Klar. Wieso?«
Und er: »Weil du so bleich aussiehst.«
Und ich: »Bleich? Ich? Wovon redest du?«
Und er: »Keine Ahnung, irgendwie siehst du aus, als ginge es dir nicht so gut.«
Das klingt ja wohl ganz und gar nicht wie etwas, das jemand sagen würde, der sich heimlich mit lodernder Leidenschaft nach einem verzehrt.
Also steht JP anscheinend doch auf Lilly.
Das wäre so cool, wenn die beiden zusammenkommen würden.
Dann hätte Lilly einen Grund, glücklich zu sein, ich meine, nachdem sie das mit ihren Eltern erfahren hat. Und mit Michael und mir.
Außerdem hätte sie dann weniger Zeit, mich in der Mittagspause zu psychoanalysieren, so wie vorhin.
Lilly:
Was hast du für ein Problem, Mia? Wieso hast du dein Schokotörtchen nicht aufgegessen?
Ich:
Weil ich keinen Hunger auf Schokotörtchen habe.
Lilly:
Seit wann hast du denn keinen Hunger auf Schokotörtchen?
Ich:
Seit heute, okay?
Alle:
Oooooooh.
Ich:
Tut mir Leid, so hab ich das nicht gemeint.
Lilly:
Siehst du. Wir merken doch alle, dass du irgendwas hast, Thermopolis. Spuck’s schon aus.
Ich:
ICH HAB NICHTS. ICH BIN BLOSS MÜDE, OKAY?
JP:
Hey, will mal jemand die Blasen an meinen Fersen sehen? Die sind von den neuen Jazz-Schuhen. Ziemlich krass. Schaut euch das an.
Bilde ich es mir ein, oder hat JP gerade versucht, Lilly abzulenken, damit sie mich nicht weiter nervt? Gott, er ist sooo süß! Ich muss Lilly irgendwie dazu bringen, die Geschichte doch noch aus dem Heft zu nehmen. Nur wie? WIE????
Dienstag, 9. März, T&B
Okay. DAS hat schon mal nicht funktioniert.
Vielleicht hätte ich nicht so darauf herumreiten sollen, dass sie auf ihn steht.
Aber trotzdem. Sie musste Mrs Hill deswegen ja wohl nicht sagen, dass ich versuche, ihre Zeitschrift zu sabotieren, und dann ihre Papierstapel packen und sich zum Heften ins Lehrerzimmer setzen.
In meinen Adern pulsiert das Blut mehrerer Generationen kämpferischer, unabhängiger Frauen. Was würden die wohl in meiner Situation tun? Außer Lilly zu erwürgen natürlich.
Dienstag, 9. März, im Treppenhaus im dritten Stock
Kenny hat sich entschuldigt, er müsse mal auf Toilette, und ein paar Minuten später hab ich gesagt, ich müsste auch, und wir haben beide Erdkunde geschwänzt und uns mit Tina getroffen, die Geometrie geschwänzt hat, und mit Boris, der Englisch blaumacht, und mit Ling Su, die Kunst schwänzt, um die Teile der Choreografie noch mal zu üben, die wir noch nicht ganz draufhaben.
Ich hab natürlich ein schlechtes Gewissen, weil ich Unterricht versäume, und mir ist vollkommen klar, wie wichtig eine umfassende Schulbildung ist.
Aber genauso wichtig ist es, sich vor jemandem wie Bono nicht komplett zu blamieren.
Dienstag, 9. März, großer Ballsaal im Plaza
Als ich in den Ballsaal kam, saß da auf einmal ein ganzes Orchester, das gerade die Instrumente stimmte.
Und lauter Ton- und Lichttechniker wuselten herum und riefen: »One, two, check! One, two, one, two, check!«
Und eine Bühne war auch aufgebaut.
Echt wahr. Am Ende des Saals steht plötzlich eine richtig echte Bühne.
Ich kam mir vor wie in einer dieser Einrichtungssendungen, wo über Nacht plötzlich die ganze Wohnung umgeräumt wird. Jedenfalls haben wir auf einmal eine komplette Bühne, sogar eine Drehbühne mit verschiedenen Bühnenbildern:
Schlossmauern, einem Strand, einem Marktplatz mit Geschäften und einer Schmiede.
Echt nicht zu fassen.
Übrigens genau wie Grandmères Laune, als wir reinkamen.
»Ihr seid zu spät!«, keifte sie.
»Tut uns Leid, Grandmère«, entschuldigte ich mich. »Aber auf der Fifth Avenue ist eine Pferdekutsche verunglückt.«
»Ihr seid unglaublich unprofessionell«, schimpfte Grandmère, die sich anscheinend vorgenommen hatte, mich zu ignorieren. »Wenn das ein Broadway-Musical wäre, würde ich euch alle auf die Straße setzen! Pünktlichkeit ist das A und O am Theater!«
»Ähm…« JP räusperte sich. »Wissen Sie, die Straße ist an einer Stelle eingebrochen und eines
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