Party Prinzessin
man die Macht hat, heißt das noch lange nicht, dass man sie auch gebrauchen soll. Oder missbrauchen. Denn genau das ist es, was Grandmère und Lana tun, wenn sie die Gesetze der Wirtschaft auf das Leben anwenden. Wenn man das Glück hat, ein Talent zu besitzen – wie in meinem Fall das Schreiben –, sollte man dieses Talent nutzen, um GUTES zu tun.
Mir wird jetzt nämlich klar, dass es genau das ist, was mit Michael passiert ist. Als ich sexy getanzt hab. Deswegen ist mein Plan nach hinten losgegangen. Weil ich nämlich versucht hab, Leute zu manipulieren. Und das ist böse und nicht gut. Ich bin eine böse Missbraucherin der Gesetze der Wirtschaft. Ich bin…
… gerade bekomme ich eine Instant Message!!!!!!!!!!
BITTE LASS ES MICHAEL SEIN
LASS ES MICHAEL SEIN
LASS ES MICHAEL SEIN
LASS ES
Es ist Lilly.
WomynRule:
Dir ist schon klar, dass es ziemlich egoistisch von dir ist, dass du ihn geküsst hast, obwohl du gar nichts von ihm willst, oder? Was ist denn, wenn er sich jetzt Hoffnungen macht? Du hast schon sexy mit ihm getanzt und jetzt küsst du ihn auch noch? Dafür, dass du dir angeblich so viele Gedanken über seine Gefühle machst, gehst du ganz schön gedankenlos mit ihm um.
!!!!!
FtLouie:
Ach ja? Für jemanden, der behauptet, ihn NUR als Freund zu mögen, machst du dir aber ganz schön viele Gedanken darüber, dass er auf mich stehen könnte.
WomynRule:
Nur weil ich immer dachte, du wärst mit meinem Bruder zusammen. Aber ein Mann reicht dir anscheinend nicht. Du musst sie ja ALLE haben.
FtLouie:
WAS??? Wovon redest du? ICH WILL NICHTS VON JP.
WomynRule:
Ja, klar. Glaub ich dir sofort. Ich kann dich ja leider nicht sehen, aber ich bin mir sicher, dass deine Nasenflügel gerade total zittern.
FtLouie:
Ich lüge nicht. Lilly, ich liebe deinen Bruder und NUR deinen Bruder. Das weißt du genau. WAS HAST DU FÜR EIN PROBLEM?
– WomynRule hat sich abgemeldet –
Krass. Echt gut, dass ihre Eltern ihr noch nichts von der Trennung gesagt haben. Wenn sie schon so drauf ist, solange sie nichts davon weiß, möchte ich lieber nicht erleben, was passiert, sobald sie es erfährt.
Außer sie weiß es DOCH schon, wie Michael vermutet, und tut bloß so, als wüsste sie es nicht. Das würde ihr Verhalten natürlich erklären.
Aber wenigstens weiß ich jetzt, was ich tun muss. Endlich steht mir meine Mission klar vor Augen. Ein Gefühl tiefer Ruhe hat sich über mich gesenkt.
Oh, doch nicht – das war bloß Fat Louie, der auf meinen Füßen eingeschlafen ist.
Aber ich hab einen Plan.
Wie ich verhindern kann, dass JP »Nie mehr Mais!« liest, meine ich. Wie ich das restliche Durcheinander löse, zu dem mein Leben mutiert ist, weiß ich immer noch nicht.
Aber ich weiß, was ich in Sachen Fat Louies rosa Rosette unternehme.
Und ganz ehrlich, ich glaub, Carl Jung und Alfred Marshall würden meinen Plan beide gutheißen.
Offizielles Briefpapier von I.H.
Prinzessin Amelia Renaldo von Genovia
Sehr geehrter Herr Dr. Carl Jung,
hallo. Ich würde mich gern für meinen letzten Brief bei Ihnen entschuldigen. Ich bin einfach… na ja, Sie wissen schon… ein bisschen durchgedreht.
Aber mit so etwas kennen Sie sich ja bestens aus. Sie haben ja Ihr gesamtes berufliches Leben damit verbracht, solche Psychos wie mich zu analysieren.
Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass Sie sich keine Sorgen um mich machen müssen. Es sieht alles schon wieder besser aus. Ich glaube, ich habe es endgültig begriffen. Das mit der Überwindung des Ego. Es geht nicht darum, was man bekommt. Es geht darum, was man gibt.
Man muss sich hingeben. Hingeben meine ich jetzt nicht im sexuellen Sinn, sondern dass man dem Universum etwas gibt, indem man gut zu anderen ist und die Wahrheit sagt, statt die ganze Zeit zu lügen. Und indem man seine Macht für das Gute einsetzt und nicht für das Böse. Wenn zum Beispiel der Mensch, den man liebt, eine Party macht, sollte man versuchen, Spaß zu haben, statt irgendwelche ausgefeilten Strategien zu entwickeln, damit er denkt, man wäre ein Partygirl.
Und wenn die beste Freundin eine Geschichte in einer Zeitschrift abdrucken will, die einen anderen Freund verletzen könnte, sollte man sie aufhalten.
Das sehen Sie doch sicher auch so, oder?
Ich werde jedenfalls von nun an ganz ernsthaft versuchen, den Rest meines Lebens der Aufgabe zu widmen, die Wahrheit zu sagen und Gutes zu tun. Das meine ich ganz ernst. Weil ich jetzt weiß, dass das die einzige Möglichkeit ist, wirkliche Selbstaktualisierung zu
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