Pasdan
und Gesträuch.
Als die erste Röte sich abzeichnete, erreichten sie den Rand des Ruinenkomplexes. Barakuda ließ den Gleiter sinken und steuerte ihn durch die Ruinen. Unter ihnen, von Trümmerstücken bedeckt und von Pflanzen überwuchert, erstreckte sich eine Straße. Die ehemals massiven Gebäude des Stadtrands waren nur noch klägliche Haufen, aber weiter im Zentrum gab es mehr Mauerwerk. Einige Häuser hatten der Zeit und dem Klima getrotzt; die Strahlen der aufgehenden Sonne färbten die Oberkanten der Mauern rosa, dann rotbraun; eben erst aus dem Dunkel der Nacht aufgetauchte Bodenflächen verschwanden unter frühen Schatten.
Der Inspektor verrenkte sich den Hals. »Müssen fröhliche Zeitgenossen gewesen sein.« Sie passierten Quaderbauten, die von langen, nicht mehr vollständigen Säulenreihen umgeben waren. Fürchterliche Ungeheuer reckten sich auf düsteren Sockeln; es folgte eine Gruppe verwitterter Frauen und Männer in schwierigen Kopulationsstellungen. Dann wieder Monster, unregelmäßig abgewechselt von streng aus augenlosen Höhlen blickenden Gestalten, abstrakt und verwittert.
»Sieht nach Rats- und Tempelbezirk aus«, sagte Mtusi.
Sie überquerten einen kleinen Platz; unter dem vorspringenden Giebel eines soliden Gebäudes prangte ein Relief, das Menschen und Monster in allen möglichen Varianten sexueller Betätigung zeigte.
Plötzlich blieben die Trümmer zurück; der Gleiter flog über abgesackte Kaimauern und ein steiniges Ufer. In der Mitte war der Fluß noch offen; am Rand hatten sich dünne Eisschichten gebildet. Jenseits des Flusses zog sich ein dichter Nadelwald Berghänge hinauf; alles war von Rauhreif bedeckt.
»Entschuldigung, aber ich muß prosaisch werden.« Barakuda bremste den Gleiter jäh ab und ließ ihn schweben.
Sie befanden sich über einer aus Schutt und Kies gefertigten Mole, die weit genug in den Fluß ragte, um risikofreudigen Schiffern als Anlegeplatz zu dienen. Dort, wo sie begann, war die Ufermauer repariert worden. Einige Häuser hinter der Mole wiesen intakte Dächer auf.
»Das sieht so aus, als ob hier doch noch was los wäre.« McVitie justierte die Feinortung. »Hm. Aber da ist keiner.« Die Schirme zeigten nichts; auch in den intakten Häusern war keine Körperwärme anzumessen.
Mtusi blieb im Gleiter; er setzte sich an die Kontrollen, beobachtete die Umgebung und ließ die Aggregate für einen Notstart laufen. Barakuda und McVitie untersuchten die Gebäude. Vier von ihnen waren leer; im fünften fanden sich Hinweise auf regelmäßige Benutzung: Regale, Öfen, ein Herd, Vorräte, Pritschen, Gebrauchsgegenstände.
»Hier ist lange nicht geheizt worden.« McVitie schüttelte sich und betrachtete ihre Atemwölkchen.
Die Räume waren völlig ausgekühlt; Barakudas wattierte Jacke reichte nicht aus, die Kälte vom Körper abzuhalten. Die Finger wurden steif und konnten die Schnellfeuerpistole kaum noch halten. Er steckte sie in den Gürtel und die Hände in die Tasche.
»Aber was soll das alles hier?« Sarela öffnete eine schmale Tür an der Längsseite des Raums, in dem sie sich befanden. Dann stieß sie einen Pfiff aus. »Chef!«
Barakuda trat zu ihr. Der Nebenraum war eine Lagerhalle, etwa zur Hälfte gefüllt mit Ballen: Pelze und Felle, zusammengehalten von Stricken.
»Das dürfte die Ausbeute eines halben Jahres sein.« Dante holte tief Luft. »Kein Wunder, daß nichts in Cadhras ankommt - alles liegt hier.«
Eine flüchtige Untersuchung ergab, daß an die 2000 Stück Polarfelle hier gelagert waren - Wert in Cadhras etwas 3 Millionen Drachmen.
»Das wird mir allmählich unheimlich«, sagte Barakuda leise. »Wer läßt das Zeug unbewacht rumliegen?« Langsam zog er die Pistole wieder aus dem Gürtel.
Neben den fest eingebauten Waffen der kleinen Korvette gab es auf Shilgat genau 414 Karabiner und 414 Handwaffen; bis auf die, die Barakuda nun in der Faust hielt, befanden sich alle in der Garnison in Cadhras. Das Magazin enthielt 250 winzige Explosivgeschosse; wenn die geringe Ladung beim Auftreffen detonierte, entsprach die Wirkung der einer herkömmlichen Metallkugel mittleren Kalibers. Komprimiertes Gas in einer Stahlpatrone sorgte für kalten Schub.
»In alten Märchen werden solche Schätze immer von Drachen bewacht.« McVities Lippen wurden blau.
An der Rückwand der Halle entdeckten sie eine weitere Tür. Sie war versperrt. Mit einem Tritt sprengte Barakuda das rostige Schloß; die Tür schwang nach innen.
Unter der Decke des kleinen
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