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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ihn auf einen Zug.
    »Tolle Show.« Eine Stauerin links neben Dante an der Bar grinste und schüttelte den Kopf. »Aber so abgefüllt hab ich den Langen noch nie gesehen. Der kann doch sonst ‘nen Ozean leermachen.«
    Barakuda nickte. »Er ist noch von vorgestern übrig.«
    Die Stauerin kicherte. »Also, daß ein Höschen ausreicht, um Terence umzuwerfen…«
    Zu den Legenden der Garnison würde nun eine weitere kommen. Und wie kaum anders möglich betraf auch sie einen der Banditen.
    »Wenn Terence morgen früh mit Kopfschmerzen aufwacht, werden ihn die schwarzen Spitzen sicher trösten«, sagte Barakuda.
    Einer der Musiker riß ein Fenster auf. Über dem Binnenmeer lag Nebel, der kalt und feucht ins Lokal kroch.
    »Wer ist eigentlich die Frau?«
    Die Stauerin hob die Schultern. »Ich glaub, die hat zu dieser Revuetruppe gehört und den Abflug verpaßt.«
    Dante seufzte. »Es lebe die Tote Zeit. Immer das gleiche.«
    Zu Beginn des planetaren Winters endete der Tourismus von den Sternen; nur manchmal überwinterte ein Fremder auf Shilgat, wenn er sich vom Universum distanzieren wollte. Die meisten Ernten waren eingebracht, alle frischen Produkte exportiert. Konserven, Handwerkserzeugnisse und spätes Getreide konnten gelagert werden. Wenn nicht irgendein Trampfrachter sich nach Shilgat verirrte, blieb Hyperfunk für etwa 50 Tage die einzige Verbindung zwischen dem Planeten und der Milchstraße. Keine Liner, keine Yachten, keine Frachter; das regelmäßige Kurierboot von der Hauptwelt des Sektors überschlug einen Monat, und die Korvette der Garnison flog zum Sektor-HQ, ins Dock, zur Überholung. An Bord waren die beiden Ausbildungskompanien, die ausgetauscht wurden, sowie eventuelle Freiwillige aus dem Territorium, die zur Flotte wollten. Nur die Profis blieben zurück, die Frauen der A-Kompanie und die Männner der B-centuria.
    Und Treibgut der Sterne. Wahrscheinlich waren es nicht mehr Desperados, Abenteurer, entlaufene Matrosen, Gestrandete als sonst, aber sie traten unverdünnt auf. Cadhras wurde damit fertig, soweit es noch in Betrieb war. An der langen Bucht lagen fünf Hotels. Vier von ihnen hatten den Namen verdient, und von diesen blieb nur das Vistamari im Winter geöffnet. Das fünfte, namens Strandhotel, war ein zweigeschossiger Holzbau kurz vor dem Kap. Es gab Zimmer mit Pritsche für eine Drachme die Nacht, einen Schlafsaal für 30 Leute, die jeweils 20 Obols bezahlten, wenn sie ihre eigenen Decken benutzten, sonst 30; das Essen war billig und einfach, und es gab reichlich Unterhaltung; wie heute. Musik, Tanz, bisweilen auch die eine oder andere Schlägerei mit Messerstichen. Und viele Geschichten. Barakuda kam gern hierher. Er saß an der Bar, trank Kaffee mit Importschnaps und fragte sich, worauf er wartete.
    Das Lokal hatte sich bereits geleert, als eine warme Altstimme ihn aus seinen Grübeleien riß. »Hast du eine Zigarette für mich, Matrose?«
    Es war die Tänzerin; sie schwankte leicht, lehnte sich an seine Schulter und sah ihn mit großen schweren Augen an. Dante schob ihr Feuerzeug und Päckchen hin.
    »Deine Augen«, sagte sie. »Du bist auch einer von denen, die zu viele Sterne gesehen und sich die Wimpern versengt haben.«
    Die Frau hatte die Reste ihrer Kleidung von der Wand gelöst und angezogen; die Decke des Musikers lag wie eine Mantilla um ihre Schultern. Es war eine rote Decke, darauf das hellblaue Haar wie ein Nest von Giftschlangen.
    »Ich werde dich Sternmatrose nennen, Sternmatrose. Ich hab Durst, Sternmatrose.«
    Das Gesicht mit den breiten Backenknochen war freundlich und ein wenig verlebt. Dante gab dem Barmann ein Zeichen und versuchte, den Akzent auszumachen. Ihre Aussprache war nachlässig - Alkohol und Erschöpfung; zunächst hatte sie ihn auf Galaktein marinyer astral genannt, zuletzt estarseyler. Vermutlich kam sie von einer der ursprünglich anglisch besiedelten Welten.
    Der Barmann brachte ein Bierglas mit einer trüben Flüssigkeit: kasampa, ein übler Obstbrand. Die kopfgroße Sampa lieferte wohlschmeckendes, bräunliches Fruchtfleisch und herben Saft, der auch unvergoren trinkbar war und zu allerlei alkoholischen Getränken weiterverarbeitet wurde. Bis hin zu kasampa, einer teuflischen Sache mit 54%. Dante schüttelte sich, als die Frau das Glas auf einen Zug leerte.
    »Und wo ankert dein Schiff, Sternmatrose?«
    »Es ist an einer toten Sonne zerschellt. Wer bist du, Tänzerin zwischen den Messern?«
    »Ich bin über Bord gegangen«, sagte sie. »Niemand hat mich

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