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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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vermißt. Eine Waise des Ozeans. Nenn mich Fimfinella Fandango.« Die vollen, spröden Lippen lächelten kaum merklich.
    Barakuda verschluckte sich an seinem kalten Kaffee und hustete. ›Eine dieser absurden Nächte mit absurden Dialogen ‹, dachte er.
    Sie waren die letzten Gäste; der Barmann hatte seine Verschanzung verlassen und räumte die Tische ab.
    »Wo verbringst du deine Nächte, Sternmatrose?«
    »In einer schwankenden Koje, Ozeanwaise.«
    Sie hob die linke Hand; am Ringfinger blitzte ein rötlicher Stein. »Ich werde ihn versetzen müssen. Drei Tage essen und schlafen in diesem Schuppen hier, das war mein letztes Geld. Gibt es ein Pfandhaus in dem Nest?«
    »Ja, aber es ist nachts geschlossen.«
    »Schlingert deine Koje sehr?«
    »Wenn man sie zum Schlingern bringt.«
     
    Sie gingen nicht über die Esplanade, sondern den Strand entlang. Undeutlich glommen links von ihnen Positionslampen ankernder Boote im Nebel; sie bewegten sich auf der trägen Dünung wie in einem gravitätischen Tanz.
    »Die Nacht ist voll von Sternen, Matrose.« Fimfinella deutete auf die Lampen. »Schlappe Schnuppen.« Sie legte den Arm um Dantes Hüfte; die Hand kroch unter die Jacke, und durch das Hemd spürte er die scharfen Nägel.
    Landeinwärts verdünnte sich der Nebel; die wenigen Lichter der Bungalows auf dem Hügel waren gut zu sehen.
    »Fixsterne.« Mit der freien Hand wies die Tänzerin nach Osten. »Es ist eine unbekannte Konstellation, Sternmatrose. Nennen wir sie Grimmer Mops.«
    An der Südmole, wo der Strand endete, stiegen sie die Steintreppe hinauf; bis hierhin hatten sie eine beeindruckende Reihe neuer Konstellationen gefunden. Die meisten Häuser am rechteckigen Hafenbecken waren dunkel; auf dem Kopfsteinpflaster des Kais und unter den Arkaden hallten die Schritte durch die Nacht. Nur im Meeresleuchten war noch Licht; Barakuda zögerte einen Moment.
    »Meine Koje steht neben dieser Kneipe. Die linke Tür oder die rechte?«
    Fimfinella räusperte sich. »Deine.«
     
    Barakuda erwachte von Musik und Kaffeeduft. Er blinzelte ins Licht; der Vorhang zwischen Schlafkammer und Wohnraum war zurückgeschoben. Die Tänzerin hatte sowohl den Kaffee als auch die Hygienekabine gefunden. Sie trug nur ein Handtuch, in kunstvollen Windungen um den Kopf gelegt, unter denen die hellblauen Haare verschwanden. Vom Abtrocknen schien sie nicht viel zu halten, aber der flauschige Teppich wurde damit fertig. Sie stand vor dem Regal, hatte einen der kleinen Musikwürfel ins Abspielgerät geschoben und betrachtete Buchrücken. Barakuda drehte sich leise herum; er lag auf dem Bauch, den Kopf zum Fußende des Betts, stützte das Kinn in eine Hand und betrachtete die Frau beim Betrachten. »Gutes Morgenpanorama«, sagte er.
    Sie fuhr herum und sah ihm in die Augen; sie schien verwirrt. »Musikubos und echte Bücher, alte irdische Klassiker - was für eine Sorte Matrose bist du eigentlich?«
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloß, die Tür des Apartments öffnete sich halb; es erschien eine Hand, die ein Tablett balancierte. Begheli trat ein; sie sah die Frau mit Handtuch, pfiff und stellte das Tablett auf den Tisch.
    »Oha«, sagte Fimfinella. »Grase ich auf einer fremden Weide?« Mit elegantem sidestep suchte sie die Deckung einer hohen Sessellehne auf.
    Begheli legte den Kopf schief und warf Barakuda einen Blick zu. »Kaum. Hier oben gibt es keine abgesteckten Grundstücke. Aber sehr bald Frühstücksbesuch.«
    Dante grinste. »Eh, Begheli, hast du vielleicht einen Lendenschurz für unsere Freundin? Ich glaube, ihre Garderobe ist auch über Bord gegangen.«
    »Wieso auch?« Begheli blieb in der Tür stehen und schaute über die Schulter zurück. Dann machte sie große Augen; sie schienen grüne Funken zu sprühen, aber ihr Kupferhaar fing kein Feuer. »Ach so. Die Geschichte macht schon die Runde. Dann hat Terence das Höschen, wie?«
    »Das scheint mir eine schnellwuchernde Legende zu werden«, murmelte Barakuda.
    »Kleine Orte sind geschwätzig.« Begheli unterzog die Tänzerin einer kritischen Musterung. »Geht in Ordnung, Schwester. Aber um die Hüften wird’s ein bißchen eng.« Sie schnalzte mit der Zunge und schloß die Tür hinter sich.
    »Geht das hier immer so zu, Sternmatrose?« Fimfinella schlüpfte in Dantes weiten Bademantel und musterte ihn aufmerksam. Im Tageslicht sah Dante, daß ihre Augen ebenso hellblau waren wie ihr Haar, und auch sie bemerkte Dinge, die sie nachts nicht gesehen hatte.
    »Noch einmal: Was für

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