Pasdan
abschloß. Barakuda verschränkte die Hände; Gerames stieg und spähte über die Mauerkrone.
»Eine Gasse. Keiner zu sehen.«
Sie stiegen über die Mauer und hielten sich nach Norden.
Barakuda summte tonlos vor sich hin; Ang’har schwieg und schaute sich bisweilen schnell um.
»Unser Gepäck wird immer leichter«, sagte Gerames. »Zum Glück haben wir Geld und Waffen eingesteckt.«
Die Stallung war unbeleuchtet, das Hoftor verschlossen. Sie kletterten über die Einfassung und holten vorsichtig die beiden gekauften Pferde aus dem Stall. Ang’har suchte sich einen Falben aus und sattelte ihn schnell und geschickt. Dante legte 100 Foldar auf die Fensterbank des Büroraums.
Im Morgengrauen erreichten sie den Paß in den Sintul-Bergen. Unterhalb des höchsten Punktes lag eine kleine Schänke, in der sie rasteten und ein eiliges Frühstück zu sich nahmen. Ang’har grinste plötzlich und nestelte unter dem Umhang an seinem Gürtel; er legte Münzen auf den Tisch und schob sie Barakuda hin.
»Da«, sagte er, »für das Pferd.«
Barakuda steckte das Geld ein und grinste ebenfalls. Gerames sagte: »Was soll dieses alberne Zähneblecken?«
Ang’har sah sich um; niemand beobachtete sie. Die Schänke war leer; ein paar Holzfäller waren eben aufgebrochen, und der Wirt hantierte in einem Nebenraum.
Der junge Shil schlug den Umhang zurück; um den Leib hatte er eine lederne Geldkatze geschlungen. Sie war dick. Gerames pfiff leise.
»Sollte ich«, sagte Ang’har mit seinem gewöhnlichen mürrischen Gesicht, »etwa die 5000 Foldar diesem bösen Weib überlassen?«
Nachmittags erreichten sie den Stapelplatz Venh. Pfade aus der westlichen Savanne und vom Fuß der Berge trafen hier auf die Karawanenstraße. Im Hinterland existierten nur wenige feste Siedlungen, deren Bewohner ebenso wie die nomadisierenden Viehzüchter ihre Produkte in unregelmäßigen Abständen nach Venh brachten, wo sie von den Lagerverwaltern und Vertretern der Handelshäuser aus Biyang, Arameq und auch Cadhras aufgekauft und bis zur nächsten Karawane gehortet wurden.
Zwischen den uralten Steinhäusern ritten sie zum Mittelplatz. Gerames musterte Gebäude und Schuppen und stellte zahllose Fragen. Seine Großspurigkeit war ihm abhanden gekommen; sie trieb nahe Forsais Leichnam im unteren Avrak.
Vor dem Rasthaus mit Laden zügelte er sein müdes Tier; sie stiegen ab. Ang’har band die Tiere an eine Stange über dem Trog, schöpfte Wasser und füllte Futter in die Krippen.
Sie aßen gesottene Flußfische, die mit Kräutern gewürzt waren, und tranken Tee dazu. Gerames wischte sich den Mund. »Besser als in Arameq«, sagte er grinsend, »wenn ich auch bald keinen Fisch mehr sehen kann.«
Auf Barakudas Fragen hin machte der Wirt eine Geste der Ratlosigkeit. »Böse Menschen.« Er rümpfte die Nase. »Die Herbstkarawane ist ausgeblieben. Viele Gerüchte.«
Kurz vor Sonnuntergang erstanden sie noch einige Kleidungsstücke, Seife, Proviant und Pferdefutter für Notfälle, dazu ein Packpferd. Dann ritten sie weiter. Sie folgten der Straße und dem Fluß; das Wasser schimmerte unter dem Sternenhimmel.
Um Mitternacht lagerten sie an einer felsigen Uferstelle. Ang’har übernahm die erste Wache. Die vier Pferde, angehobbelt, ästen müde einige Meter weiter flußauf, wo zwischen Bäumen ein wenig Gras gedieh.
Mehrere Tage folgten sie der alten Handelsstraße. Tagsüber war es noch warm; Gerames genoß die würzige Luft und verbesserte seine Sprachkenntnisse; mit gelegentlichen Hilfen von Barakuda unterhielt er sich lange mit Ang’har.
Das Land ringsum war leer. Dante verspürte wachsende Besorgnis. Eigentlich war es zu früh für die Winterlager; man hätte hier und da Shil treffen müssen.
Oft ritt er mit dem Zügel des Packpferdes in der Hand hinter den beiden anderen her. Vor einigen Tagen war ihm in einer Art Erleuchtung eine absolut fantastische Idee gekommen, die mit dem von Gerames zur Verfügung gestellten alten Manuskript zusammenhing. Seither schmiedete er Pläne, verwarf sie, setzte Einzelteile neu zusammen, bedachte jeden denkbaren Aspekt, und je länger er grübelte, desto irrsinniger und gleichzeitig sinnvoller erschien ihm der Plan.
Gerames und Ang’har lenkten ihre Pferde näher zum Ufer; Zeit für eine kurze Rast. Barakuda hatte keinen Hunger. Sie tränkten die Tiere; die beiden anderen aßen ein wenig Dörrobst und kaltes Fleisch, während Dante mehrere Zigaretten drehte und nacheinander rauchte. Er warf kleine Steine in
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