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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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Befreiung von Mafeking?«
    »Nach ›die Buren standen vor den Toren‹ folgt jedes Mal eine andere Geschichte«, sagte der Mönch. »Ich bin mir nicht sicher, ob Sylvester es selbst noch weiß. Er erfindet es beim Erzählen.«
    Als Nick im Wagen saß und der Motor schon lief, klopfte Pater Anselm noch einmal an die Seitenscheibe. Zaghaft fragte er: »Haben Sie je in das Loch geschaut, in dem Ihre Mutter den Schlüssel aufbewahrt hat?«
    Nick hatte sich nur die äußeren ausgehöhlten Seiten angesehen.
    »Schauen Sie mal rein, wenn Sie nach Hause kommen«, empfahl der Mönch. »Es sagt Ihnen etwas über den Weg, den Ihre Mutter gehen wollte.«
    Sobald Nick nach St. John’s Wood kam, ging er in das Grüne Zimmer und schlug Die Nachfolge Christi auf. Es war ihm vorher nie aufgefallen, aber der Ausschnitt bildete ein Fenster um einen Satz:
     
    Demütige Selbsterkenntnis ist ein sichererer Weg zu Gott als die tiefste Suche nach wissenschaftlicher Erkenntnis.
     
    Nick schloss das Buch. Was Gott anging, kannte er sich nicht aus – und bei der Wissenschaft auch nicht mehr –, aber voller Dankbarkeit und Freude war er überzeugt, dass seine Mutter sich selbst sehr gut gekannt und gefunden haben musste, was ihr Herz begehrte.

8
    DURCH ZUFALL ENTDECKTE Nancy die Eintragung des Mönchs im Notizbuch. Sie saßen nach einem ereignisreichen Tag im gemütlichen Aufenthaltsraum. Nancy hatte die restlichen fünftausend Pfund auf zehn Briefumschläge verteilt und schaute zu George hinüber, der nach alter Gewohnheit seine Erinnerungen auffrischte. Nancy las: »Wenn Sie diesen Herrn treffen, setzten Sie sich bitte in Verbindung mit …« Es war wie der Anhänger eines Haustiers. Nancy ärgerte sich über die Herablassung, merkte aber schnell, dass ihr auch nichts Besseres einfiel. Als George sich entschuldigte, um einem Ruf der Natur zu folgen, notierte Nancy sich die Telefonnummer. Und als er zurückkam, zog sie sich, angeblich müde von den Strapazen des Tages, in ihr Zimmer zurück. Besorgt rief Nancy im Kloster an, wo sofort die Hölle losbrach. Der Mönch in der Telefonzentrale drehte völlig durch, ein anderer sagte: »Warten Sie bitte« und dann kam ein Bursche namens Pater Anselm keuchend an den Apparat. Er notierte sich Nancys Telefonnummer, sagte, er würde sich mit Mrs. Bradshaw in Verbindung setzen, rief aber gleich wieder an und erklärte, er habe niemanden erreicht. Er sagte, er würde hierhin und dahin fahren, mit dem Zug oder dem Wagen, bis Nancy ihm entschieden erklärte, er solle sich beruhigen und bleiben, wo er war. »Wir kommen allein zurecht«, sagte sie. »Wenn wir unsere Angelegenheiten erledigt haben, bringe ich ihn zu Ihnen.«
    Nancy ging mit dem sicheren Gefühl ins Bett, dass etwas Gutes passieren würde. Beim Frühstück aß sie wieder Kipper, sagte aber nichts von ihren Telefonaten. Sie und George verbrachten ihre gemeinsame Zeit mit herzhaften Mahlzeiten, langen Spaziergängen und sinnlosem Geldverschenken.
    Am Morgen des siebten Tages bezahlte Nancy die Hotelrechnung, für die sie eine Summe zurückgelegt hatte. Dann rief sie Inspector Cartwright an und fuhr anschließend gemeinsam mit George mit Zug und Taxi ins tiefste Suffolk.
    Das Kloster sah aus wie aus dem Märchen. Die Dächer waren ein buntes Gewirr aus rotbraunen Ziegeln und Schiefer. Es gab rosa gestrichene Mauern, Hausteinmauern und Backsteinmauern. Es sah aus, als hätten die Erbauer früher gemacht, was ihnen gerade einfiel. Nancy war überwältigt vom Anblick des Klosters – weil es heilig war. Also bat sie den Taxifahrer, anzuhalten. »Verabschieden wir uns hier, George«, sagte sie. »Ich möchte nicht näher heranfahren.«
    Verlegen standen sie auf dem Weg, und sie betrachtete ihren Freund, der seinen Mantel über den Arm gelegt und den zu kleinen Blazer zugeknöpft hatte. Die blau-gelbe Krawatte war zu grell – das hatte sie ihm auch gesagt.
    »Danke«, sagte sie munter, »für eine wunderbare Woche am Meer.«
    Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Das werde ich nie vergessen.«
    Onkel Bertie hatte immer gesagt, steh nicht rum und rede Blabla. Bring es hinter dich und fertig. Also drängte Nancy ihn mit einem Schubs, zu gehen. Es tat weh, seinen Rücken und die weißen Manschetten zu sehen, die aus den Ärmeln ragten, denn Nancy wusste genau, dass es das Letzte war, was sie je von George Bradshaw zu Gesicht bekam.
     
    Nancy bat den Taxifahrer, den Motor abzustellen, nur für einen Moment. Sie hatte ein Holzschild gesehen, das

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