Patria
Hand.
»Die Israelis versuchen herauszufinden, was vor sich geht«, sagte der Vizepräsident. »Sie wissen, dass die Connection aufgedeckt wurde.«
»Darüber bin ich informiert«, erwiderte Hermann. »Einer meiner Mitarbeiter geht diesem Problem bereits nach.«
»Mein Stabschef hat mich darüber informiert, dass ein israelisches Agententeam in Deutschland vermisst wird. Und ein Mitarbeiter der israelischen Botschaft, der im Verdacht stand, Informationen zu verkaufen, wurde tot in Rothenburg aufgefunden. Die Israelis haben uns seltsamerweise wissen lassen, dass sie ein Killerkommando nach London geschickt haben.«
»Auch darüber bin ich informiert, mein Freund.«
»Dann wissen Sie sicherlich auch, dass einer unserer ehemaligen Agenten, Cotton Malone, sich im Augenblick auf dem Weg zur Sinai-Halbinsel befindet, und zwar ausgerechnet in Begleitung seiner Exfrau und eines weiteren Mannes.«
Da endlich schwieg Hermann.
»Wir waren neugierig«, erklärte der Vizepräsident. »Daher nahmen wir die Fingerabdrücke dieses dritten Mannes von einem Geländer ab, das er berührt hat, als er in Lissabon an Bord des Militärflugzeugs ging. Der Mann ist Amerikaner. Sein Name ist James McCollum. Kennen Sie ihn?«
»Sein Deckname ist Dominick Sabre. Er arbeitet für uns.«
»Und weil Sie mein Freund sind, sage ich Ihnen jetzt mit allem nötigen Respekt, dass Sie ein Lügner sind, Alfred. Ich habe Ihrem Blick das Nichtwissen angesehen, dass Ihr Mann auf dem Weg in den Sinai war.«
Wieder Schweigen.
»Er ist nicht dazu verpflichtet, mich ständig auf dem Laufenden zu halten. Das Einzige, was zählt, ist der Erfolg.«
»Dann sagen Sie mir doch, was Sabre mit Cotton Malone treibt und ob er diese Bibliothek finden will?«
»Sie haben gesagt, die drei wären auf dem Weg zur Sinai-Halbinsel. Das ist definitiv eine Region, wo die Bibliothek verborgen sein könnte. Der Sinai liegt nahe genug bei Alexandria, so dass der Transport der Manuskripte dorthin unter den damaligen Bedingungen möglich gewesen wäre, und gleichzeitig sehr abgeschieden. Damals führten Handelsstraßen durch den Sinai. Die Pharaonen ließen dort Kupfer und Türkis abbauen, und die Ägypter kannten sich gut im Sinai aus.«
»Und Sie kennen sich in der Geschichte aus.«
»Wissen ist nützlich. Vor allem in diesem Fall.«
»Alfred, das hier ist keine intellektuelle Übung. Mir geht es darum, die amerikanische Außenpolitik grundlegend zu verändern. Daniels und ich haben uns oft darüber gestritten, aber jetzt kann ich selbst etwas verändern. Es wird Zeit, dass wir die Araber mit ebenso viel Rücksicht behandeln wie die Israelis. Und so wie Sie an der Arbeit Ihrer Auftragshelfer nur das Ergebnis interessiert, bin auch ich auf Erfolg aus. Sie und Ihre Leute wollen Gewinne einstreichen, und ich will Präsident werden.«
»Und wir wollen, dass Sie dieses Amt auch bekommen.«
»Dann sagen Sie mir, Alfred: Wann stirbt der Präsident der Vereinigten Staaten?«
Thorvaldsen war es, als ob eine eiskalte Hand nach ihm griff, als er begriff, was der Vizepräsident da gesagt hatte.
»Sie scheinen sich ja mit der Idee angefreundet zu haben«, sagte Hermann.
»Sie haben mich überzeugt.«
»Es ist alles arrangiert«, antwortete Hermann. »Daniels’ Überraschungstrip nach Kabul wird ein spektakuläres Ende nehmen.«
»Sobald er in der Luft ist«, erklärte der Vizepräsident, »werde ich alles bestätigen lassen, wie wir es besprochen haben. Es ist vorgesehen, dass er nächsten Donnerstag fliegt. Nur vier Leute wissen Bescheid. Er, ich und unsere Stabschefs. Nicht einmal der afghanische Präsident ist über diese Reise informiert. Er wird erst kurz vor der Landung des Flugzeugs darüber in Kenntnis gesetzt. Die ganze Sache ist eine PR-Aktion der Presseabteilung des Weißen Hauses. Ein kleiner Trip zur Truppe ist immer gut fürs Politbarometer.«
»Die Raketen stehen schon bereit«, erklärte Hermann. »Das haben wir mit einem von Bin Ladens wichtigsten Leuten arrangiert, der unseren Tipp durchaus zu schätzen wusste. Zum ersten Mal können sie seit mehreren Jahren wieder einmal zu einem entscheidenden Schlag gegen Amerika ausholen. Wir haben schon früher mit diesen Teufeln Geschäfte gemacht, immer auf Abstand und mit äußerster Vorsicht, aber erfolgreich.«
»Trotzdem habe ich Bedenken. Die Araber sollen Daniels töten. Aber meine Freunde in Arabien sagten mir, dass die meisten von ihnen allmählich genug von Bin Laden haben. Sie wären ihn nur zu gerne
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