Patria

los. Seine Mätzchen machen es viel schwerer, das politische Klima in der Welt entscheidend zu ihren Gunsten zu verändern. Aber solange Amerika auf Teufel komm raus zu Israel hält, können sie sich nicht mit uns gegen ihn verbünden. Doch wenn Daniels weg ist und wir einen eindeutigen Kurswechsel in unserer Außenpolitik einschlagen, werden sie sich uns in der Jagd auf Bin Laden anschließen.«
    »Der Politische Ausschuss des Ordens ist auch der Meinung, dass die Araber sich in dieser Frage kooperationsbereit zeigen werden.«
    »Sie wissen Bescheid?«, fragte der Vizepräsident überrascht.
    »Natürlich nicht. Sie spielen nur verschiedene Szenarien durch, und eins davon ist eine fundamentale Änderung der amerikanischen Außenpolitik. Die wünschen wir uns schon seit langem.«
    »Sie wissen ja, was mir jetzt durch den Kopf geht, Alfred?«
    Hermann kicherte. »Es wird keinerlei Spuren geben. Die Boten, die dazu eingesetzt wurden, den Handel mit Bin Laden zu arrangieren, werden nächste Woche den Weg zu Allah nehmen. Mein Helfer, den Sie eben erwähnt haben, wird diese Angelegenheit persönlich in die Hand nehmen, und alle Spuren werden ins Nichts führen.«
    »Sie setzen wirklich viel Vertrauen in diesen Mann«, sagte der Vizepräsident.
    »Er hat uns noch nie enttäuscht.«
    »Dann darf er auf keinen Fall ausgerechnet jetzt damit anfangen. An dem Tag, an dem Daniels fliegt, werde ich in Chicago sein. Das Weiße Haus wird Stillschweigen bewahren. Alle sollen glauben, dass der Präsident wie üblich in Washington ist, und dann plötzlich bringen die Nachrichten die Information über seinen Trip nach Afghanistan. Danach wird man mich an einen sicheren Ort bringen, bis der Präsident zurückgekehrt ist. So ist das Standardverfahren seit dem 11. September.«
    »Und was werden Sie tun, wenn das Flugzeug abgeschossen worden ist?«, fragte Hermann.
    »Den Eid ablegen und die nächsten drei Jahre regieren. Dann kandidiere ich erneut, lasse mich nochmals für vier Jahre wählen, und das war’s dann für mich.«
    »Ich möchte, dass Sie sich klarmachen, dass wir sofort mit der Umsetzung unserer Pläne beginnen, wenn es uns gelungen ist, die Bibliothek von Alexandria zu finden.«
    »Und genau das sollen sie auch. Je früher, desto besser. Wichtig ist, dass die Israelis und die Araber gar nicht erst zum Zug kommen. Ich werde sie streicheln, und Sie schlagen dann zu. Die Saudis werden sich auf den Handel einlassen müssen. Sie können es sich nicht leisten, dass ihr Land im Chaos versinkt. Und mir sind niedrige Ölpreise mindestens so wichtig wie Ihnen. Ein paar Dollar pro Barrel machen für unser Bruttosozialprodukt einen Unterschied von Milliarden aus. Ich werde Amerika mobilisieren, um Daniels Tod zu rächen, und niemand wird mir widersprechen. Die ganze Welt wird sich hinter uns stellen. Die Araber werden in der Luft hängen und dringend auf Freunde angewiesen sein. Und genau in diesem Moment werden Sie in die Sache einsteigen, und wir werden alle gemeinsam profitieren.«
    »Mein Politischer Ausschuss befürchtet, dass es zu einer umfassenden Destabilisierung kommen könnte.«
    »Wen schert das schon? Meine Umfragewerte werden alle Rekorde schlagen. Nichts puscht die Amerikaner mehr auf als Anschläge, die ihre patriotischen Gefühle wecken. Und diese Gefühle werde ich in den nächsten sieben Jahren schüren. Die Araber sind Händlernaturen. Sie werden schnell begreifen, dass die Zeit zur Zusammenarbeit gekommen ist, vor allem, wenn es Israel schadet.«
    »Sie scheinen die Sache gut durchdacht zu haben.«
    »Seit einigen Monaten habe ich kaum mehr an etwas anderes gedacht. Ich habe versucht, Daniels zu einer Änderung seiner Politik zu bewegen, doch wenn es um Israel geht, bleibt er stur. Diese verdammte Nation, die nicht größer ist als manche unserer Verwaltungsbezirke, wird uns noch alle ins Verderben reißen. Aber das werde ich nicht zulassen.«
    »Bei unserer nächsten Begegnung«, sagte Hermann, »werden Sie Präsident der Vereinigten Staaten sein.«
    »Alfred, abgesehen von den Terroristen, die das Attentat durchführen werden, sind Sie und ich die einzigen Personen auf dieser Welt, die über diese Sache Bescheid wissen. Dafür habe ich gesorgt.«
    »Ich auch.«
    »Dann wollen wir die Sache angehen und bald die Früchte unseres Erfolgs genießen.«

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    Hermann versuchte, sein Gegenüber genau einzuschätzen. Auch wenn dieser Mann der Vizepräsident der Vereinigten Staaten war, unterschied er sich doch in nichts