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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Ich habe das alles so laufen lassen, damit Sie eine Chance bekommen. Stephanie, ich wusste, dass Sie hinter Daley her waren, doch glücklicherweise sind Sie nicht öffentlich gegen ihn vorgegangen. Jetzt aber müssen wir die Wahrheit herausfinden.«
    »Glauben Sie wirklich, dass der Justizminister in diese Sache verstrickt ist?«, fragte Cassiopeia.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Entweder spielt er die Rolle des Oberheiligen wirklich perfekt, oder er ist tatsächlich ein gottesfürchtiger, bibelnärrischer Christ. Auf jeden Fall ist er aber auch ein Mann, der eine Machtposition nicht räumen möchte, um künftig irgendeiner Washingtoner Rechtsanwaltskanzlei als Aushängeschild zu dienen. Deshalb ist er auch die zweite Amtszeit geblieben. Zum Teufel, alle anderen haben ihren Lebenslauf durch ein wenig Regierungserfahrung aufpoliert, um dann das sinkende Schiff zu verlassen und ihre guten Beziehungen in Bargeld zu verwandeln. Nur Brent nicht.«
    Stephanie hatte das Bedürfnis, ihn zu rechtfertigen. »Er hat mir gesagt, er habe die Sache mit der Alexandria-Connection persönlich durchsickern lassen, weil er selber auf der Suche nach dem Verräter sei.«
    »Das kann alles sein. Was weiß ich. Dagegen weiß ich genau, dass mein Stellvertretender Nationaler Sicherheitsberater Kongressabgeordnete bestochen hat, dass mein Vizepräsident mit einem der reichsten Männer der Welt Ränke schmiedet und dass zwei Nahoststaaten, die einander wie die Pest hassen, derzeit zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass eine fünfzehnhundert Jahre alte Bibliothek gefunden wird. Habe ich die Lage damit treffend zusammengefasst, Stephanie?«
    »Ja, Mr. President. Wir haben jetzt ein Bild von der Situation.«
    »Dann suchen Sie meinen Verräter.«
    »Und wie sollen wir das anfangen? Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
    Die Entschlossenheit in ihrer Stimme ließ ihn lächeln.
    »Darüber habe ich schon intensiv nachgedacht. Am besten essen wir erst einmal etwas, und danach schlafen Sie beide eine Weile. Sie sehen ziemlich fertig aus, und hier sind Sie sicher.«
    »So viel Zeit haben wir nicht.«
    »O doch. Wissen Sie, wie man gute Hafergrütze zubereitet? Man darf sie nicht kochen. Sie muss langsam mit geschlossenem Deckel und bei möglichst kleiner Hitze vor sich hinköcheln. Nur so wird aus einfachem Hafermehl ein köstliches Gericht. Jetzt werden wir auch diese Sache ein paar Stunden köcheln lassen, und dann erkläre ich Ihnen, was ich vorhabe.«

62
Wien

    Thorvaldsen zog sich wieder in die Fensternische zurück, horchte aber weiter mit gespitzten Ohren auf das Gespräch unten. Dass der amerikanische Vizepräsident sich hier in Hermanns Landschloss befand, eröffnete ganz neue Perspektiven. Thorvaldsen sah kurz zu Gary hinüber und legte den Finger auf die Lippen, damit der Junge sich weiter ruhig verhielt.
    Unten stieß Hermann mit seinem Gast an.
    »Auf unsere Freundschaft«, sagte Hermann.
    »Genau das gefällt mir an Ihnen, Alfred. Ihre Loyalität. Heutzutage findet man die nur noch selten.«
    »Vielleicht sieht Ihr Chef das ganz ähnlich.«
    Der Vizepräsident kicherte. »Daniels ist ein Dummkopf. Er hat eine ziemlich einfache Sicht auf das Leben und die Welt.«
    »Und würden Sie sich selbst als loyal bezeichnen?«
    »Natürlich. Ich habe Danny Daniels fünf Jahre lang ertragen und immer getan, was er wollte. Ich habe gelächelt, ihn verteidigt und mich als Prellbock missbrauchen lassen. Aber damit ist jetzt Schluss. Die Amerikaner haben endgültig genug von ihm.«
    »Ich hoffe nur, Sie haben Ihre Zeit nicht verschwendet.«
    »Ich habe all diese Jahre über Verbindungen geknüpft. Freunde gewonnen, Feinde versöhnt. Ich habe alles, was ich brauche …«
    »Bis auf Geld …«
    »Das würde ich nicht sagen. Es gibt genug Leute, die mir verpflichtet sind, um die Dinge in Gang zu setzen. Meine arabischen Freunde sind recht großzügig.«
    »Auch der Orden erweist sich als großzügig gegenüber denen, die ihn unterstützen. Ihr Präsident hat es der Weltwirtschaft nicht leicht gemacht. Anscheinend steht er auf Zölle, Handelsbeschränkungen und Transparenz im Bankwesen.«
    »Womit wir bei einem ganz anderen Problem wären. Ich versichere Ihnen, dass es in Washington viele Politiker gibt, die die Dinge ganz anders sehen als Daniels.«
    Thorvaldsen hörte, dass die beiden Männer sich setzten, und schlich wieder zum Geländer. Hermann saß in einem Sessel und der Vizepräsident auf einer kleinen Couch. Beide hielten Drinks in der

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