Patria
der Sie in die Falle locken sollte.«
Malone fiel auf, dass Haddad voll in McCollums Schusslinie stand. Und McCollum war gewiss nicht entgangen, dass Haddads Hände vollkommen leer waren.
»George, was tust du?«, schrie Malone.
»Ich bringe zu Ende, was ich begonnen habe.«
Haddad ging auf McCollum zu.
»Vertraue dem, was du kennst, Cotton. Sie wird dich nicht im Stich lassen.«
Und sein Freund ging weiter auf McCollum zu.
Sabre beobachtete, wie der Bibliothekar auf ihn zukam. Dieser Mann war George Haddad? Und alles, was geschehen war, war geplant gewesen? Man hatte ihn an der Nase herumgeführt?
Wie hatte der alte Mann das Ganze genannt? Eine Falle? Wohl kaum.
Er schoss.
Und traf den Bibliothekar in den Kopf.
Malone schrie »Nein«, als die Kugel sich in George Haddad bohrte. Es gab so vieles, was er Haddad noch fragen wollte, so vieles, was er überhaupt nicht verstand. Wie hatte der Palästinenser den Weg von der West Bank nach London und dann hierher geschafft? Was lief hier eigentlich ab? Und was wusste Haddad, das all dieses Blutvergießen rechtfertigen konnte?
Wut stieg in ihm auf. Er feuerte zwei Schüsse auf McCollum ab, traf aber nur die gegenüberliegende Wand.
Haddad rührte sich nicht mehr, und um seinen Kopf bildete sich eine große Blutlache.
»Der alte Mann hatte Mut«, rief McCollum. »Ich hätte ihn sowieso getötet. Vielleicht wusste er das?«
»Sie sind selber bald ein toter Mann«, sagte Malone.
McCollum kicherte. »Wie Sie vorhin schon gesagt haben: Es könnte ganz schön schwierig für Sie werden, das hier zu Ende zu bringen.«
Doch Malone wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Die Hüter zählten auf ihn. Und Haddad hatte auf ihn gezählt.
Dann bemerkte er Pam. Sie stand im Durchgang, der in den Saal führte. In einer dunklen Ecke verborgen, so dass sie für McCollum nicht zu sehen war.
In der Hand hielt sie eine Pistole.
Vertraue dem, was du kennst.
Haddads letzte Worte.
Malone und Pam hatten den größten Teil ihres Lebens zusammen verbracht, auch wenn sie sich seit fünf Jahren nur noch gehasst hatten. Aber sie war ein Teil von ihm und er ein Teil von ihr, und sie würden immer verbunden bleiben. Wenn nicht durch Gary, dann durch etwas anderes, was sie beide nicht erklären konnten. Nicht unbedingt Liebe, aber ein Band. Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas zustieß, und er musste darauf vertrauen, dass das umgekehrt genauso galt.
Sie wird dich nicht im Stich lassen.
Er warf das Magazin aus seiner Pistole, zielte dann auf McCollum und drückte ab. Die Kugel, die schon in der Kammer gesteckt hatte, schlug in eine der Tischplatten ein.
Dann ein Klicken. Und noch eins.
Und noch eins, damit sein Gegner es auch wirklich begriff.
»Ende der Fahnenstange, Malone«, sagte McCollum.
Malone stand auf, da er hoffte, dass McCollum den Erfolg erst genießen wollte. Sollte er sich aber dazu entschließen, jetzt aus der Deckung heraus zu schießen, war es mit ihm und Pam aus und vorbei. Doch er kannte seinen Gegner. McCollum stand mit gezückter Waffe auf, kam hinter seinem Tisch hervor und ging zwischen den anderen Tischen hindurch auf Malone zu. Jetzt hatte McCollum dem Durchgang, in dem Pam stand, den Rücken zugekehrt, so dass er sie nicht einmal aus dem Augenwinkel heraus entdecken konnte.
Malone musste Zeit gewinnen. »Sie heißen eigentlich Sabre?«
»Das ist der Name, den ich in Europa verwende. Mein echter Name ist tatsächlich McCollum.«
»Und was haben Sie vor?«
»Ich werde alle hier umbringen und alles, was hier ist, für mich behalten. Ganz einfach.«
»Sie haben doch keine Ahnung, was hier eigentlich zu finden ist. Was wollen Sie denn mit all diesen Schriften anfangen?«
»Ich werde Leute finden, die Bescheid wissen. Ich wette, dass sich hier enorm viel rausholen lässt. Allein schon die Sache mit diesem Alten Testament wird reichen, um der Welt meinen Stempel aufzudrücken.«
Pam hatte sich nicht gerührt. Mit Sicherheit hatte sie das leere Klicken der entladenen Waffe gehört und wusste, dass er McCollum jetzt auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Er stellte sich vor, welche Angst sie ausstehen musste. In den letzten Tagen hatte sie häufiger Menschen sterben sehen. Jetzt kämpfte sie bestimmt mit der Vorstellung, selbst einen Menschen zu töten. Dieses Gefühl der Verunsicherung hatte er auch schon erlebt. Es war niemals leicht abzudrücken. Die winzige Fingerbewegung hatte nie wiedergutzumachende Folgen, und die Angst vor diesen Folgen
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