Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
Vom Netzwerk:

stellen. Name und Adresse. Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt? Sind Sie alleinstehend oder verheiratet, wenn ja,
haben Sie Kinder? Ihr höchster Ausbildungsabschluss? Welche
Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Hat jemand in Ihrer
Familie jemals für die Regierung oder Polizei gearbeitet?
    Andie blickte auf die Uhr. Das würde Stunden dauern.
Ein paar von ihnen wurden sofort entschuldigt. Eine Frau sagte
aus, sie sei Anwältin. Die Richterin bat sie, zu ihr an den Tisch
zu treten. Sie schwatzten ein paar Sekunden, dann durfte die
Anwältin gehen. Ein Mann beschwerte sich, er habe bis letzte
Woche noch in Westchester auf der Geschworenenbank gesessen. Auch er erhielt seine Entlassungspapiere.
Wieder ein anderer, der sogar ziemlich süß war, sagte, er sei
Krimiautor, woraufhin eine Frau in der Menge sein Buch nach
oben hielt. Sie lese es gerade! Nachdem er fertig war, hörte
Andie ihn kichern: »So ein Pech! Ich habe auch nicht die
geringste Chance, für so was genommen zu werden.«
Schließlich nickte Richterin Seiderman in Andies Richtung.
»Andie DeGrasse«, meldete sich Andie. »Ich wohne in 855
West One Eightythird Street, in der Bronx. Ich bin Schauspielerin.«
Ein paar der Anwesenden drehten die Köpfe nach ihr.
Das passierte immer. »Na ja, ich versuche jedenfalls, eine zu
sein«, korrigierte sie sich. »Meistens korrigiere ich Texte für The Westsider. Das ist eine Stadtteilzeitung oben in Manhattan.
Und was die andere Frage betrifft – ich war es, Euer Ehren, fünf
Jahre lang.«
»Waren was, Ms. DeGrasse?« Die Richterin spähte über den
Rand ihrer Brille hinweg.
»Verheiratet. Wir konnten das Problem nicht aussitzen, wenn
Sie wissen, was ich meine.« Ein paar Leute kicherten. »Und ich
habe einen Sohn. Jarrod. Er ist neun. Und derzeit eigentlich
meine Vollzeitbeschäftigung.«
»Fahren Sie fort, Ms. DeGrasse«, forderte die Richterin sie
auf.
»Schauen wir mal. Ich bin ein paar Jahre aufs St. John’s
gegangen.« Was Andie damit eigentlich sagen wollte, war:
Wissen Sie, Euer Ehren, ich bin in der vierten Klasse sitzen
geblieben, und … ach ja … was ist eigentlich der Unterschied
zwischen Mord und Totschlag?
»Ja, und ich lese die Vogue und die Cosmopolitan und, ach ja,
und Mensa. Gründungsmitglied. Versuche echt, von der alles zu
lesen.«
Sie wurde mit etwas lauterem Kichern belohnt. Weiter so,
ermutigte sie sich selbst. Drück die Brust raus. Du hast es fast
geschafft.
»Und was die Polizisten betrifft« – sie dachte ein paar Sekunden nach –, »in meiner Familie gibt’s davon keine. Aber ein
paar von ihnen waren schon mal bei mir zu Hause.«
Richterin Seiderman schüttelte lächelnd den Kopf. »Nur noch
eine Frage. Haben Sie irgendeinen Grund oder haben Sie in
Ihrem Leben eine Erfahrung gemacht, um Vorurteile gegen
Italoamerikaner zu haben? Oder halten Sie sich für unfähig,
einen unparteiischen Geschworenenspruch zu erlassen, wenn Sie
an dieser Gerichtsverhandlung teilnehmen müssten?«
»Hm, ich habe mal eine Rolle in Die Sopranos gespielt«,
antwortete sie. »Das war die Folge, in der Tony diesen Typen in
der Schule von Meadow zusammenschlägt. Ich war in dem
Club.«
»Dem Club?« Richterin Seiderman blinzelte. Nicht mehr
lange, dann platzte ihr der Kragen.
»Das Bada Bing, Euer Ehren.« Andie zuckte verlegen mit den
Schultern. »Ich habe an einer der Stangen getanzt.«
»Das waren Sie? « , kiekste ein Latino in der ersten Reihe. Jetzt
brachen einige im Saal sogar in lautes Lachen aus.
»Danke, Ms. DeGrasse.« Richterin Seiderman unterdrückte
ein Lächeln. »Wir alle hier werden uns sicher die Wiederholungen ansehen.«
Die Richterin wandte sich Rosella zu. Andie war ziemlich
zuversichtlich, dass sie hier fertig war. Sie spürte zwar die
Andeutung eines schlechten Gewissens, aber als Geschworene
hier sitzen? Unmöglich.
Doch Rosella war perfekt. Ein Traum für die Geschworenenbank. Sie putzte seit zwanzig Jahren für dieselbe Frau. Sie war
gerade erst eingebürgert worden. Sie wollte Geschworene
werden, weil sie es für ihre Pflicht hielt. Sie strickte einen
Pullover für ihre Enkelin. Oh, du bist auf jeden Fall dabei,
grinste Andie in sich hinein. Jede Antwort von Rosella war ein
Volltreffer. Sie war wie eine Werbesendung für Geschworene.
Zuletzt stellte die Richterin eine Frage an die potenziellen
Geschworenen als Ganzes. Andie schielte auf die Uhr. Viertel
nach eins. Mit etwas Glück könnte sie immer noch die Linie 1
kriegen und

Weitere Kostenlose Bücher