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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ihrem grünen Automantel aus Kunstleder war eine Menge Blut. »Rita, was zum Teufel ist mit Ihnen denn passiert?« fragte ich. Ich vermutete, sie sei wegen Drogen angeschossen oder mit Stichen verletzt worden.
    »Bitte, bitte, kommen Sie mit.« Rita Washington fing gleichzeitig an zu husten und zu schluchzen. »Es ist der kleine Marcus Daniels«, sagte sie und schrie noch lauter. »Auf ihn ist eingestochen worden! Es ist sehr schlimm! Er ruft Ihren Namen. Er verlangt nach Ihnen, Dr. Cross.«
    »Ihr bleibt hier, Kinder!« rief ich über Rita Washingtons hysterische Schreie hinweg. »Nana, paß bitte auf die Kinder auf!« rief ich noch lauter. »Nana, ich muß weg!« Ich packte meine Jacke und folgte Rita Washington in den kalten, strömenden Regen. Ich versuchte, nicht in das leuchtendrote Blut zu treten, das wie nasse Farbe von unserer Verandatreppe tropfte.
2. Kapitel
    Ich lief, so schnell ich konnte, die Fifth Street entlang. Ich spürte, wie mein Herz schlug, wumm, wumm, wumm, und ich schwitzte trotz des üblen, stetigen, kalten Frühlingsregens heftig. In meinem Kopf hämmerte das Blut wütend. Jeder Muskel, jede Sehne in meinem Körper waren angespannt, und mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Ich hielt den elfjährigen Marcus Daniels in den Armen, klammerte ihn eng an meine Brust. Der kleine Junge blutete stark. Rita Washington hatte Marcus auf der öligen, finsteren Kellertreppe seines Hauses gefunden und mich zu seinem zusammengesackten Körper geführt.
    Ich lief wie der Wind, schrie innerlich, unterdrückte die Schreie, wie ich es im Beruf und fast überall sonst gelernt hatte. Menschen, die in Southeast im allgemeinen für wenig einen Blick übrig haben, starrten mich an, als ich wie ein fahrerloser Sattelschlepper Richtung Innenstadt vorwärts rumpelte. Ich überholte schrottreife Taxis, brüllte die Leute an, mir den Weg freizumachen. Ich kam an einem Geisterladen nach dem anderen vorbei, vernagelt mit dunklen, fauligen, graffitobeschmierten Sperrholzbrettern.
    Ich lief über Glasscherben und Schutt, Irish-RoseFlaschen und über trostlose Flächen aus Unkraut und losem Dreck. Das war unsere Gegend; unser Anteil am amerikanischen Traum; unsere Hauptstadt.
    Ich dachte an eine Redensart über D. C. die ich gehört hatte: »Bück dich, und du wirst getreten, steh aufrecht, und auf dich wird geschossen.«
    Während ich lief, verströmte der arme Marcus Blut, wie ein klatschnasser Welpe Wasser abschüttelt. Mein Hals und meine Arme brannten wie Feuer, meine Muskeln waren weiterhin verkrampft. »Halt durch, Baby«, sagte ich zu dem kleinen Jungen. »Halt durch, Baby«, betete ich.
    Auf halbem Weg rief Marcus mit einer winzigen Stimme: »Doktor Alex, Mann.«
    Das war alles, was er zu mir sagte. Ich wußte, warum. Ich wußte eine Menge über den kleinen Marcus.
    Ich rannte die steile, frisch asphaltierte Zufahrt zum St. Anthony’s Hospital hinauf, »St. Tonys Spaghettikneipe«, wie es manchmal in den Sozialsiedlungen genannt wird. Ein Notarztwagen fuhr an mir vorbei, Richtung L Street.
    Der Fahrer trug eine schief aufgesetzte Mütze der Chicago Bulls, deren Schirm seltsamerweise in meine Richtung zeigte. Aus dem Wagen dröhnte laute RapMusik, die innen betäubend gewesen sein muß. Der Sanitäter am Steuer hielt nicht an, schien an das Anhalten nicht einmal zu denken. Manchmal ist das Leben in Southeast so. Man kann nicht bei jedem Mord oder Raubüberfall anhalten, auf die man bei der täglichen Runde stößt. Ich kannte den Weg zur Notaufnahme von St. Anthony. Ich bin schon viel zu oft dort gewesen. Ich stieß die vertraute Schwingtür aus Glas mit der Schulter auf. Auf ihr stand NOTAUFNAHME, aber die Buchstaben blätterten ab, und das Glas war von Fingernägeln zerkratzt.
    »Wir sind da, Marcus. Wir sind im Krankenhaus«, flüsterte ich dem kleinen Jungen zu, aber er hörte mich nicht. Er war jetzt bewußtlos.
    »Ich brauche Hilfe! Leute, dieser Junge braucht Hilfe!« schrie ich. Der Pizzalieferant hätte mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ein gelangweilter Wachmann schaute flüchtig in meine Richtung und bedachte mich mit seinem geübten ausdruckslosen Blick. Eine schäbige Rollbahre schepperte lautstark durch die Hallen der Medizin.
    Ich sah Schwestern, die ich kannte. Darunter Annie Bell Waters und Tanya Heywood.
    »Bringen Sie ihn hier rein.« Annie Waters machte schnell den Weg frei, als sie die Situation erfaßt hatte. Sie stellte mir keine Fragen, während sie andere Krankenhausangestellte

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