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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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und die wandelnden Verletzten beiseite schob.
    Wir segelten am Empfangstresen vorbei, an dem auf englisch, spanisch und koreanisch »Hier anmelden« stand. Alles roch nach Krankenhausantiseptikum.
    »Hat versucht, sich mit einem Küchenmesser die Kehle durchzuschneiden. Ich glaube, er hat die Halsschlagader verletzt«, sagte ich, als wir einen überfüllten, kotzegrünen Flur entlangrannten, übersät mit verblaßten Schildern: RÖNTGEN, TRAUMA, KASSE.
    Endlich erreichten wir einen Verschlag, kaum größer als ein Kleiderschrank. Der jung aussehende Arzt, der hereinstürzte, sagte mir, ich solle gehen.
    »Der Junge ist elf Jahre alt«, sagte ich. »Ich bleibe hier. Beide Handgelenke sind aufgeschnitten. Ein Selbstmordversuch. Halt durch, Baby«, flüsterte ich Marcus zu. »Halt doch durch, Baby.«
3. Kapitel
    Klick! Casanova ließ den Kofferraumdeckel seines Autos aufschnappen und blickte in die aufgerissenen, feuchtglänzenden Augen, die ihn anstarrten. Was für ein Jammer. Was für eine Vergeudung, dachte er, als er auf die junge Frau hinuntersah. »Kuckuck«, sagte er. »Ich kann dich sehen.« Er war nicht mehr verliebt in die zweiundzwanzigjährige Collegestudentin, die gefesselt im Kofferraum lag. Außerdem war er wütend auf sie. Sie hatte den Regeln nicht gehorcht. Sie hatte die Phantasie dujour ruiniert. »Du siehst beschissen aus«, sagte er. »Das meine ich natürlich relativ.«
    Die junge Frau war mit nassen Lumpen geknebelt und konnte nicht antworten, aber ihre Augen blitzten ihn böse an. In ihren dunkelbraunen Augen standen Angst und Schmerz, aber er sah darin immer noch Aufsässigkeit und Mumm. Er holte erst seine schwarze Tragetasche aus dem Kofferraum, dann zerrte er grob die zweiundfünfzig Kilo der jungen Frau heraus. Zu diesem Zeitpunkt bemühte er sich nicht mehr um Sanftheit.
    »Herzlich willkommen«, sagte er, als er sie absetzte. »Wir haben unsere Manieren vergessen, nicht wahr?« Ihre Beine waren wacklig, und fast wäre sie hingefallen. Aber Casanova hielt sie mühelos mit einer Hand aufrecht.
    Sie trug grüne Laufshorts der Wake Forest University, ein weißes Tanktop und fabrikneue Schuhe von Nike für Geländeläufe. Sie war eine typische verzogene Collegegöre, wie er wußte, aber schmerzhaft schön. Ihre schlanken Fesseln waren mit einem fast einen Meter langen Lederband zusammengebunden. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt, ebenfalls mit einem Lederband. »Geh einfach vor mir her. Geh geradeaus, bis ich dir etwas anderes sage. Jetzt geh«, befahl er. »Beweg deine langen, hübschen Stelzen. Los, los, los.«
    Sie gingen durch den Wald, der immer dichter wurde, während sie sich langsam vorwärts bewegten. Immer dichter und dunkler. Immer unheimlicher. Er schwenkte die schwarze Tragetasche, als wäre er ein Kind mit einer Lunchbox. Er liebte die finsteren Wälder. Hatte sie immer geliebt.
    Casanova war groß und athletisch, gut gebaut, und sah gut aus. Er wußte, daß er jede Menge Frauen haben konnte, aber nicht so, wie er sie haben wollte. Nicht so wie jetzt.
    »Ich habe dich gebeten, zuzuhören, nicht wahr? Du wolltest nicht hören«, sagte er mit leiser, distanzierter Stimme. »Ich habe dir die Hausregeln erklärt. Aber du wolltest ja unbedingt alles besser wissen. Schön, du sollst es besser wissen. Du bekommst deinen Lohn.«
    Während die junge Frau sich vorwärts kämpfte, bekam sie immer mehr Angst, war der Panik nahe. Der Wald wurde jetzt noch dichter, die tiefhängenden Zweige rissen an ihren nackten Armen, hinterließen lange Kratzer. Sie kannte den Namen ihres Fängers: Casanova. Er hielt sich für einen großartigen Liebhaber und konnte tatsächlich eine Erektion länger aufrechterhalten als jeder Mann, den sie je gekannt hatte. Er hatte immer rational und beherrscht gewirkt, aber sie wußte, daß er wahnsinnig sein mußte. Gelegentlich konnte er jedoch durchaus normal wirken. Wenn man erst einmal seine Behauptung akzeptiert hatte: »Der Mann ist dazu geboren, auf Frauen Jagd zu machen.«
    Er hatte ihr die Regeln in seinem Haus erklärt. Er hatte ihr deutlich gesagt, sie solle sich gut benehmen. Sie hatte gar nicht zugehört. Sie war eigensinnig gewesen und dumm und hatte einen ungeheuren taktischen Fehler gemacht.
    Sie versuchte, sich nicht vorzustellen, was er ihr hier draußen in dieser verwirrenden Zwielichtzone im Wald antun könnte. Bei dem Gedanken daran hätte sie bestimmt einen Herzinfarkt bekommen. Sie wollte ihm die Befriedigung nicht gönnen, daß sie

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