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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Kinder sehen, die von der Sojourner Truth School an der Ecke in den Süßigkeitenladen hinein- und wieder hinausströmten. In dem Alter waren die kleinen Stinker so niedlich.
    Mann, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich »niedlich« hasse! In Wirklichkeit waren das kleine Scheißroboter. Bösartige kleine Parasiten. Kids! Alles an ihnen war so beschissen niedlich!
    Er bückte sich und kroch ins dichte, kratzige Gebüsch. Dann machte er sich ernsthaft an die Arbeit. Er blies Gummiballons auf – rote, orangefarbene, blaue und gelbe.
    Es waren große, knallbunte Superdinger, denen kein Kind widerstehen konnte, das seine fünf Sinne beieinander hatte. Er selbst hatte Ballons immer abgrundtief gehasst, die gezwungene, falsche Fröhlichkeit, die diese Scheißdinger symbolisierten. Aber die meisten Kinder flippten aus, wenn sie einen Ballon sahen. Stimmte doch, oder?
    An einen der Ballons knotete er eine drei Meter lange Schnur, die er an einem dicken Ast festband.
    Der Ballon schwebte träge über dem alten Baum. Er sah wie ein hübscher abgeschlagener Kopf aus.
    Er wartete in seiner Baumhütte. Er vertrieb sich die Zeit mit sich selbst. Das tat er sowieso gern.
    »Heut muss ich einen kil-len.« Er summte dieses Nicht-Lied zu einer Nicht-Melodie vor sich hin. »Muss ich, muss ich, mussich-mussich muss ich«, sang er. Ihm gefiel der Klang.
    Dann hörte er irgendetwas in der Nähe des Verstecks. Etwas knackte . Ein Ast? Kam da jemand zu Besuch?
    Er lauschte angestrengt. Ja, unüberhörbar trat jemand auf Zweige und zerbrach sie. Alles klang verstärkt – Knack!
    Er war in Gedanken versunken gewesen; deshalb fuhr ihm bei dem Geräusch der Schreck durch alle Glieder. Sein Adrenalin brodelte wie verrückt in den Adern. Beinahe hätte er seinen Adamsapfel verschluckt.
    Plötzlich erschien die obere Hälfte eines Gesichts vor ihm. Nur die Stirn und das Weiß in den Augen.
    Das Weiß in ihren Augen!
    Es lugte durch die Zweige.
    Er sah das Gesicht eines kleinen schwarzen Mädchens. Fünf oder sechs Jahre alt, wirklich niedlich. Es sah ihn auch. In voller Lebensgröße.
Ich sehe dich, Süße. Ja, ich sehe dich! Ich sehe dich!
    »Hallo«, sagte er sehr freundlich und zutraulich. Wenn er wollte, konnte er so sein. Er lächelte, und die Kleine lächelte beinahe zurück.
    »Möchtest du ‘nen großen Luftballon?«, fragte er leise. »Ich hab jede Menge davon. Unmengen von Ballons. Hier ist ein kirschroter mit deinem Namen drauf.«
    Das kleine Mädchen starrte ihn nur an. Es sagte keine Silbe, rührte sich auch nicht. Die Kleine hatte Angst vor ihm – man stelle sich das vor! Wahrscheinlich war sie obendrein verwirrt, weil er gesagt hatte, ihr Name sei auf einem Ballon.
    »Okay, dann kein Ballon. Alles klar. Vergiss den Ballon, den ich dir schenken wollte. Kein Ballon für dich, kleines Mädchen! Soll mir recht sein. Heute kein Ballon umsonst! Dann nicht!«
    »Doch, bitte!«, sagte die Kleine plötzlich. Ihre braunen Augen weiteten sich wie aufblühende Blumen. Ein wunderschönes kleines Mädchen, nicht wahr? Wunderschöne kastanienbraune Augen.
    »Sei doch nicht so schüchtern, Kleine. Komm her. Ich schenk dir einen schönen großen Ballon. Mal sehen. Ich hab welche, die sind so rot wie ein Stoppschild, und himmelblaue, und ein paar sind orange wie ein Lutscher. Und dottergelbe hab ich auch. Sämtliche Farben des Regenbogens und noch ein paar dazu.«
    Er ahmte jemanden nach – vielleicht diesen verrückten Kevin Bacon in The River Wild . Dieses Video hatte er sich vor ungefähr einer Woche geliehen. Vor zwei Wochen? Egal. Während er sprach, packte er den Mini-Baseballschläger fester, der mit Isolierband verstärkt und gut vierzig Zentimeter lang war. Mit diesen Dingern sorgten die Schläger der hiesigen Gangs für Gesetz und Ordnung in der Gegend.
    Er sprach weiter in dem fröhlichen Singsang zu dem kleinen Mädchen – ein Tonfall, der in Wahrheit ironisch und sarkastisch war. Teuflisch .
    »Einen roten«, piepste die Kleine. Natürlich. Sie hatte ja auch eine rote Haarschleife. Rot ist die Farbe der Liebe, meiner wahren Liebe.
    Vorsichtig, zaghaft trat die Kleine auf die Lichtung. Ihm fiel auf, wie winzig ihre Füße waren. Wie Größe minus drei.
    Sie griff nach den bunten Ballons, deren Schnüre er in der ausgestreckten Hand hielt. Sie schien nicht zu bemerken, dass seine Hand heftig zitterte.
    Hinter dem Rücken packte er den kurzen, schweren Schläger, holte aus und schlug zu – mit voller Wucht.
    Happy, happy. Joy,

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