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Pauline Reage - Geschichte der O

Pauline Reage - Geschichte der O

Titel: Pauline Reage - Geschichte der O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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ins Fleisch gepreßt, wessen Stimme langsam bis fünf gezählt hatte, noch auf wessen Zeichen hin sie weggenommen wurden. Als man sie losband, glitt sie in Anne-Maries Arme und eh alles um sie her sich drehte und schwarz wurde und schließlich jedes Gefühl sie verließ, sah sie gerade noch zwischen zwei dunklen Wogen Sir Stephens leichenblasses Gesicht.
    Sir Stephen brachte O zehn Tage vor Ende Juli nach Paris zurück. Die Eisen, die den linken Teil ihres Schoßes durchbohrten und in deutlichen Buchstaben zeigten, daß sie Sir Stephens Eigentum war, hingen bis zu einem Drittel ihrer Schenkel herab und bewegten sich bei jedem Schritt wie ein Glockenschwengel zwischen ihren Beinen, da die gravierte Scheibe schwerer und länger war, als der Ring, an dem sie hing.
    Die Brandzeichen waren drei Finger hoch und halb so breit und wie mit dem Meißel fast einen Zentimeter tief in ihr Fleisch gegraben. Bei der flüchtigsten Berührung spürte man sie unter den Fingern. Dies Eisen und diese Zeichen erfüllten O mit unsinnigem Stolz. Wäre Jacqueline dagewesen, sie hätte sie ihr nicht verborgen wie die Spuren der Peitschenhiebe, mit denen Sir Stephen sie an den letzten Tagen vor ihrer Abreise gezeichnet hatte, sondern sofort angezeigt. Aber Jacqueline würde erst in acht Tagen zurückkommen. Rene war nicht da.
    Während dieser acht Tage ließ O sich auf Sir Stephens Geheiß einige Hochsommerkleider und ein paar sehr leichte Abendkleider machen. Er erlaubte ihr nur die Abwandlungen von zwei Grundmodellen, eine mit Reißverschluß von oben bis unten (O besaß bereits zwei ähnliche Kleider), das andere eine Kombination aus Plisseerock, den man mit einem Griff hochschlagen konnte, einem bis unter die Brust reichenden Mieder und einem bis zum Hals geschlossenen Bolerojäckchen. Man brauchte nur das Bolero auszuziehen und Schultern und Brüste waren nackt, und wenn man das Bolero nicht auszog, es nur zu öffnen, wenn man die Brüste sehen wollte.
    Ein Badeanzug kam nicht in Frage. O konnte keinen tragen, man hätte die Eisen an ihrem Schoß gesehen. Sir Stephen sagte ihr, daß sie in diesem Sommer nackt baden werde, wenn überhaupt. Eine lange Strandhose, weiter nichts. Anne-Marie, von der die Entwürfe zu den Kleidern stammten und die wußte, auf welche Art Sir Stephen sich Os hauptsächlich bediente, hatte ein Strandhose vorgeschlagen, die an beiden Seiten mittels langer Reißverschlüsse zu öffnen und vorn in der Taille so gehalten war, daß man, ohne sie auszuziehen, das Rückenteil herunterklappen konnte.
    Doch Sir Stephen lehnte ab. Zwar behandelte er O, wenn er sich nicht ihres Mundes bediente, beinah ausnahmslos wie einen Knaben. Aber O wußte, daß er jederzeit, solange sie in seiner Nähe war, auch dann, wenn er sie nicht begehrte, gewissermaßen automatisch nach ihrem Schoß greifen wollte, mit der ganzen Hand in das Vlies fassen und daran ziehen, sie öffnen und seine Hand lange in sie versenken. Die Lust, die O selbst empfand, wenn sie Jacqueline so feucht und glühend sich um ihre Hand schließen fühlte, war ihr Garant und Zeuge für Sir Stephens Lust. Sie verstand, daß er sich diesen Zugang nicht erschweren lassen wollte.
    Mit den gestreiften oder gepunkteten Baumwollstoffen grau und weiß, marineblau und weiß -, die O wählte, in den Plisseeröcken und kleinen, knappen und hochgeschlossenen Boleros oder den strengeren Kleidern aus schwarzem Nyloncloqu,, kaum geschminkt, ohne Haut und mit losem Haar sah sie wie ein artiges junges Mädchen aus.
    Wo immer Sir Stephen sie hinführte, hielt man sie für seine Tochter, oder für seine Nichte, um so mehr, als er jetzt »du« zu ihr sagte und sie zu ihm weiterhin Sie.
    Wenn sie beide allein durch Paris spazierten, Läden anschauten, oder die Kais entlangschlenderten, wo das Pflaster von der langen Trockenheit staubig war, sahen sie ohne Erstaunen, wie die Passanten ihnen zulächelten, wie man glücklichen Menschen zulächelt. Es kam vor, daß Sir Stephen sie in die Nische einer Einfahrt oder unter den Torbogen eines Wohnhauses drängte, wo es immer ein bißchen dunkel ist und ein leichter Kellergeruch aufsteigt, und sie küßte und ihr sagte, daß er sie liebe.
    O hakte ihre hohen Absätze in die Schwelle der Einfahrt, wo die kleine Durchlaßtür eingepaßt ist. Man sah in einen Hinterhof, wo Wäsche vor den Fenstern trocknete. Über einen Balkon lehnte ein blondes Mädchen und betrachtete sie mit Ausdauer, eine Katze strich zwischen ihren Beinen hindurch. Sie gingen

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