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Pauline Reage - Geschichte der O

Pauline Reage - Geschichte der O

Titel: Pauline Reage - Geschichte der O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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und sanft zu O, küßte ihren Mund und ihre Brüste und hielt sie noch eine Stunde lang an sich gepreßt, ehe sie sie wegschickte. Sie hatte ihr die Eisen abgenommen. »Es sind die letzten Stunden«, hatte sie zu ihr gesagt, »in denen du zu Bett gehst, ohne Eisen zu tragen. Denn die Eisen, die dir jetzt gleich angelegt werden, sind nicht wieder abzunehmen.«
    Ihre Hand hatte zart und lange Os Lenden gestreichelt, dann hatte sie O in ihr Ankleidezimmer geführt, das einzige Zimmer im ganzen Haus, wo ein dreiteiliger Spiegel stand, der stets zugeklappt war. Sie hatte den Spiegel geöffnet, damit O sich sehen konnte. »Jetzt siehst du dich zum letzten Mal unversehrt«, sagte sie. »Hier, wo du so rund und glatt bist, wird man dir Sir Stephens Initialen einbrennen, zu beiden Seiten der Furche.
    Ich werde dich am Abend vor deiner Abreise wieder vor diesen Spiegel führen und du wirst dich nicht wiedererkennen. Aber Sir Stephen hat recht. Geh schlafen, O.«
    Doch die Angst hielt O wach und als Monique sie um zehn Uhr holen kam, mußte sie ihr helfen, sich zu baden, zu frisieren und die Lippen zu schminken. O zitterte an allen Gliedern, sie hatte die Eingangstür gehen hören: Sir Stephen war da. »Komm doch, O«, sagte Yvonne, »er erwartet dich.«
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, kein Lufthauch bewegte die Blätter der Buche: sie sah aus wie aus Kupfer. Der hitzemüde Hund lag am Fuß des Baumes und da die Sonne noch nicht hinter der Hauptmasse der Buche stand, drang sie durch die Spitze des Astes, der als einziger um diese Stunde einen Schatten auf den Tisch warf: der Stein war mit hellen und blauen Flecken übersät. Sir Stephen stand regungslos am Tisch, Anne-Marie saß neben ihm.
    »So«, sagte Anne-Marie, als Yvonne ihr O zugeführt hatte, »die Ringe können angebracht werden, wenn Sie es wünschen, sie ist vorbereitet.« Ohne zu antworten zog Sir Stephen O in seine Arme, küßte sie auf den Mund, hob sie dann hoch und legte sie auf den Tisch, beugte sich lange über sie.
    Dann küßte er sie nochmals, streichelte ihr die Brauen und das Haar, richtete sich auf und sagte zu Anne-Marie: »Jetzt gleich, wenn ich bitten darf.« Anne-Marie nahm die Lederkassette, die sie mitgebracht und auf einen Sessel gestellt hatte, und reichte Sir Stephen die einzelnen Ringe, die Os Namen und den seinen trugen.
    »Los«, sagte Sir Stephen. Yvonne hob Os Knie hoch und O spürte das kalte Metall, das Anne-Marie in ihr Fleisch schob. Beim Einfügen der zweiten Hälfte des Ringes in die erste achtete Anne-Marie darauf, daß die goldbelegte Seite dem Schenkel zugedreht war, und die Seite mit der Inschrift nach innen schaute. Aber die Spannfeder gab nicht soweit nach, daß die Zapfen einrasten konnten.
    Dann wurde O aufgerichtet, mit gespreizten Beinen über den Rand der Steinplatte gelegt, die als Amboß diente, auf dem die Enden der beiden Kettenglieder nacheinander aufgelegt wurden und jetzt konnte man sie durch Schläge ineinandertreiben. Sir Stephen sah wortlos zu. Als es geschehen war, bedankte er sich bei Anne-Marie und half O beim Aufstehen. Jetzt bemerkte sie, daß diese neuen Eisen viel schwerer waren als diejenigen, die sie während der vergangenen Tage versuchsweise getragen hatte.
    Diese waren endgültig. »Jetzt Ihre Initialen, nicht wahr?« sagte Anne-Marie zu Sir Stephen. Sir Stephen nickte schweigend und hielt O, die schwankte, um die Taille fest; sie hatte ihr schwarzes Mieder abgelegt, aber dieses Mieder hatte sie so schmal gemacht, daß man den Eindruck hatte, sie würde jeden Augenblick zerbrechen. Ihre Hüften wirkten dadurch um so runder und ihre Brüste um so schwerer. Im Musiksaal, wohin Sir Stephen O mehr trug als führte, saßen Colette und Claire am Fuß der Estrade.
    Sie erhoben sich bei ihrem Eintritt. Auf der Estrade stand ein großer, runder, einflammiger Kocher. Anne-Marie nahm die Gurte aus dem Wandschrank und ließ O an eine der Säulen stellen und um Taille und Kniekehlen daran festbinden. Auch ihre Hände und Füße wurden gefesselt. In blindem Entsetzen spürte sie auf ihren Lenden Anne-Maries Hände, die anwiesen, wo die Eisen aufzudrücken seien, hörte das Zischen einer Flamme und in der absoluten Stille das Schließen eines Fensters.
    Sie hätte den Kopf wenden können, hinsehen. Sie hatte nicht die Kraft.
    Ein einziger, grauenhafter Schmerz durchfuhr sie, ließ sie sich aufheulend und steif in ihren Fesseln bäumen und sie erfuhr niemals, wer ihr die beiden rotglühenden Eisen gleichzeitig

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