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Pauline Reage - Geschichte der O

Pauline Reage - Geschichte der O

Titel: Pauline Reage - Geschichte der O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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ihn empfangen hatte, sank sie zusammen, das Gesicht auf den Boden. Die beiden Frauen hoben sie auf, und dieses Mal brachte man sie weg.
    Die Pantöffelchen klapperten auf den roten Fliesen der Korridore, an denen sich die Türen reihten, glatt und diskret, mit winzigen Schlüssellöchern wie die Zimmertüren in den großen Hotels. O wagte nicht zu fragen, ob jedes dieser Zimmer bewohnt sei und von wem.
    Die eine ihrer Begleiterinnen, deren Stimme sie noch nicht gehört hatte, sagte zu ihr: »Sie sind im roten Flügel und Ihr Diener heißt Pierre.«
    »Welcher Diener?« sagte O, gerührt von der Sanftheit dieser Stimme, »und wie heissen Sie?«
    »Ich heiße Andre«
    »Und ich Jeanne«, sagte die zweite.
    Die erste fuhr fort: »Der Diener, der die Schlüssel hat und Sie fesseln und losbinden wird, der Sie peitschen wird, wenn Sie bestraft werden sollen und wenn niemand für Sie Zeit hat. - Ich war im vergangen Jahr im roten Flügel, sagte Jeanne, Pierre war damals schon da.
    Er kam oft nachts; die Diener haben die Schlüssel und in den Zimmern, die zu ihrem Bereich gehören, haben sie das Recht, über uns zu verfügen.« O wollte fragen, wie dieser Pierre sei. Sie kam nicht dazu.
    An der Biegung des Korridors hieß man sie vor einer Tür stehenbleiben, die sich in nichts von den anderen Türen unterschied; auf einer Bank zwischen dieser Tür und der nächsten sah sie einen Menschen mit rotem Gesicht sitzen, der ihr wie ein Bauer vorkam, gedrungen, mit fast kahlrasiertem Kopf, kleinen, tiefliegenden Augen und Fleischwülsten im Nacken.
    Er war gekleidet wie ein Operettenlakai: ein Hemd mit Spitzenjabot schaute aus der schwarzen Weste hervor, die ein roter Spenzer bedeckte. Er trug schwarze Kniehosen, weiße Strümpfe und Lackpumps, Auch in seinem Gürtel steckte eine Peitsche mit Lederschnüren. Seine Hände waren mit roten Haaren bedeckt. Er zog einen Hauptschlüssel aus der Westentasche, schloß die Tür auf und ließ die drei Frauen eintreten mit den Worten: »Ich schließe wieder ab, ihr läutet, wenn ihr fertig seid.«
    Die Zelle war winzig und bestand genau gesagt aus zwei Räumen. Nachdem die Tür zum Korridor wieder geschlossen war, stand man in einem Vorraum, der zur eigentlichen Zelle führte; an der gleichen Wand ging vom Schlafraum eine zweite Tür ins Badezimmer. Den Türen gegenüber war ein Fenster, ganz an der linken Wand, zwischen den Türen und dem Fenster, stand das Kopfende eines grossen, quadratischen, sehr niedrigen Bettes, das mit Pelzwerk bedeckt war.
    Kein weiteres Möbelstück, kein Spiegel. Die Wände waren blutrot, der Teppich schwarz. Andre wies O darauf hin, daß das Bett weniger ein Bett war, als vielmehr eine gepolsterte Plattform, und der schwarze, langhaarige Bezugsstoff eine Pelzimitation.
    Das Kopfkissen, flach und hart wie die Matratze, war aus dem gleichen Gewebe, ebenso die zweiseitig bezogene Decke. Als einziger Gegenstand hing an der Wand, etwa ebenso hoch über dem Bett wie der Haken in dem Pfosten über dem Boden der Bibliothek war, ein dicker Ring aus glänzendem Stahl.
    Eine lange Stahlkette war hindurchgeführt, die gerade aufs Bett herunterhing; ihre aufeinanderliegenden Glieder bildeten ein kleines Häufchen, das andere Ende war in Reichweite an einem Haken mit Vorhängeschloß befestigt, als hätte man eine Gardine gezogen und in einen Halter geklemmt.
    »Wir sollen ihnen beim Baden helfen, sagte Jeanne. Ich werde Ihnen das Kleid ausziehen. Das einzige Ungewöhnliche im Badezimmer war eine Toilette a la turque in der Ecke neben der Tür und die Tatsache, daß die Wände vollständig mit Spiegeln verkleidet waren.
    Andre und Jeanne ließen O erst hineingehen, als sie nackt war, hängten ihr Kleid in den Wandschrank neben dem Waschbecken, wo bereits ihre Pantöffelchen und der rote Umhang verwahrt waren, und blieben, sogar als sie sich auf den Porzellansockel kauern mußte, so daß O sich dabei inmitten einer Vielzahl von Spiegelbildern genauso zur Schau gestellt fand, wie in der Bibliothek, als unbekannte Hände ihr Gewalt antaten.
    »Warten Sie nur, bis Pierre dabei ist«, sagte Jeanne, »dann werden Sie sehen.«
    »Wieso Pierre?«
    »Wenn er kommt, um sie anzuketten, läßt er sie vielleicht niederkauern.«
    O fühlte, wie sie blaß wurde. »Aber warum?« sagte sie. -»Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben«, erwiderte Jeanne, »aber Sie haben Glück«
    »Wieso Glück?«
    »Ihr Geliebter hat Sie doch hierhergebracht?«
    »Ja«, sagte O.
    »Sie werden viel strenger

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