Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Geklingel dieser Typen so satt, dass ich die Tür aufriss, um sie zu verscheuchen.
Vor mir auf der Treppe stand Magnum, der jugendliche Privatdetektiv, den ich auf Louises Ex angesetzt hatte. » Hallo, Susie.« Er grinste. » Geben Sie uns etwas, das wir zitieren können.«
» Was zum Teufel machen Sie hier?«, seufzte ich. » Sie sind kein Journalist.«
» Mittlerweile schon«, verkündete er. » Paparazzi werden nämlich besser bezahlt als Privatdetektive. Außerdem besitze ich eine besondere Fähigkeit, die mich von der Masse abhebt. Mit dem Weitwinkelobjektiv schlägt mich keiner.« Er warf sich in die Brust. War offenbar sehr stolz auf sich.
» Aber ich bin doch ein Niemand«, wandte ich ein. » Was interessiert Sie so an mir?«
» Niemande sind im Moment total angesagt.« Er stellte seine Kamera ein. » Schieben Sie es auf die Möchtegern-Stars im Reality-Fernsehen. Mich trifft keine Schuld.«
» Diese Leute treten allerdings tatsächlich im Fernsehen auf«, widersprach ich. » Sie sind also wenigstens ein bisschen berühmt. Einige haben sogar ihr eigenes Parfüm herausgebracht, verdammt.«
» Das könnten Sie auch, wenn Sie Ihre Karten richtig ausspielen.« Er zwinkerte. » Warum lassen Sie mich kein Foto von Ihnen machen, auf dem Ihr Morgenmantel ein bisschen auseinanderklafft? Dann hört mein Chefredakteur auf zu nerven, und ich kann nach Hause gehen.«
Wirkte so erschöpft, dass er mir beinahe leidtat. Doch mein gesunder Menschenverstand siegte, bevor ich in Versuchung geriet, einen meiner Hängebusen öffentlich zur Schau zu stellen. » Ich glaube nicht.« War sauer, weil ich mich beinahe mit dem Feind verbrüdert hätte. » So tief würde ich niemals sinken.«
» Tja, dann muss ich eben noch eine Weile hier rumlungern«, erwiderte er in gelangweiltem Ton. » Aber ich muss Sie warnen. Ihre Jalousien sind praktisch nutzlos. Sogar ein Amateur könnte durch die Dinger ein gutes Bild schießen.«
Bin jetzt quasi Gefangene in meinem eigenen Haus und kann nicht einmal rasch einkaufen gehen, ohne Aufruhr bei den Paparazzi auszulösen. (Der Vorteil ist, dass ich der Arbeit fernbleiben muss, bis wieder Ruhe eingekehrt ist. So kann ich mir wenigstens sämtliche DVDs von Friends anschauen, die Joe mir zu Weihnachten geschenkt hat. Deshalb ist die Zeit nicht vergeudet. Außerdem hat es etwas für sich, bei geschlossenen Jalousien im Halbdunkel zu leben– der Staub fällt dann nicht so auf.)
15. Mai
Angelicas Agent in L. A. hat uns geraten, so bald wie möglich das Haus zu verlassen, und zwar hoch erhobenen Hauptes, damit die Presse gute Fotos von uns bekommt und die Story auf den Titelseiten bleibt.
» Wir sollen selbstbewusst auftreten«, meinte Angelica, während sie sich eine Gesichtsmaske auf die Haut klatschte. » So, als hätten wir nichts zu verbergen.«
War versucht, ihr zu sagen, dass ich offen gestanden eine Menge zu verbergen habe, weshalb es mir das liebste wäre, wenn sie verschwinden würde, bevor mich noch meine zwielichtige Vergangenheit einholt. Habe aber geschwiegen, um sie nicht zu kränken.
Katie scheint Spaß an der Aufmerksamkeit der Paparazzi zu haben. Heute Morgen hat sie sich schon fünfmal umgezogen und übt, wie man sich eine Zeitung vors Gesicht hält.
» Warum tust du das, Schatz?«, fragte ich.
» Um mich vor den Paparazzi zu verstecken, Mummy«, erwiderte sie, als spräche sie mit einer Vollidiotin. » Das wird sie erst richtig neugierig machen.«
» Wie kommst du denn darauf?«, erkundigte ich mich erstaunt.
» Das hat Angelica mir erklärt«, antwortete sie. » Sie hat gesagt, man muss sie schlecht behandeln, damit sie am Ball bleiben.«
Angelica in der Küche zur Rede gestellt, weil sie Katie schon mit fünf Jahren zur Publicitygeilheit aufstachelt.
» Je früher sie die Tricks kennt, desto schneller schafft sie den Durchbruch in Hollywood«, entgegnete Angelica geduldig. » Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst. Dann wäre ich jetzt selbst berühmt, anstatt nur mit einem Promi verheiratet zu sein.«
Wenigstens Joes Laune hat sich gebessert. Er hat sogar angefangen, die Paparazzi mit Kostproben seiner Kochkunst zu versorgen.
» Es ist eine gute Gelegenheit, ein paar Experimente durchzuführen«, meinte er, während er kräftig den Teig für die Windbeutel umrührte und sich die Schweißperlen von der Stirn wischte. » Hungrige Paparazzi sind gnadenlose Kritiker. So weiß ich wenigstens, ob ich auf dem richtigen Weg bin.« Wollte ihm die Illusionen nicht
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