Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Komm, ich muss mit dir reden.«
Habe bezweifelt, dass sie tatsächlich etwas Praktisches für mich tun kann. Mich aber trotzdem nach unten geschleppt.
» Du weißt ja, dass ich Schwierigkeiten habe, weil über meine Seitensprünge Gerüchte im Umlauf sind«, begann sie.
Genickt. Die Gerüchte sind zwar nicht unbedingt erfunden, wollte aber nicht haarspalterisch wirken.
» Tja, ich finde, du solltest der Gazette ein streng vertrauliches Interview geben, um meine Seite der Geschichte zu erzählen. ›Enge Freundin enthüllt die Wahrheit‹ oder so ähnlich. Sie werden dich gut dafür bezahlen, und du bist deine Geldsorgen los. Anschließend gehe ich zur besten Sendezeit ins Fernsehen und bestätige alles. Das ist doch prima!«
» Ich dachte, du wolltest öffentliche Aufmerksamkeit vermeiden«, erwiderte ich verdattert. » Du hattest doch beschlossen, dich bedeckt zu halten, bis Gras über die Sache gewachsen ist.«
» Ja, aber das war, bevor heute Morgen mein Agent aus L.A. anrief. Dass ich mich versteckt habe, war phantastisch für meinen Marktwert. Seitdem steht sein Telefon nicht mehr still, so gefragt bin ich. Bald bin ich vielleicht sogar berühmter als James.« Ihre Augen funkelten.
» Also war es sogar gut für dein Image, Affären zu haben?«
» Genau!« Sie lächelte triumphierend. » Jetzt finden die Leute mich sexy, anstatt mich auf die Wohltätigkeitsschiene zu schieben. Ist das nicht phantastisch? Bei der Selbstvermarktung geht es nur darum, das richtige Bild zu vermitteln. Wahrscheinlich lauern draußen in den Büschen schon die Paparazzi, während wir uns unterhalten. Meine PR-Agentur hat ihnen heute Morgen einen Tipp gegeben.«
Mich rasch hinter dem Vorhang versteckt. Wollte nicht, dass ein lauernder Paparazzo ein wenig schmeichelhaftes Foto von mir schoss, das mich mit fettigen Haaren und in einem fleckigen Pyjama zeigte.
Angelica den ganzen Nachmittag mit ihrem erfolgreichen Agenten in L.A. telefoniert, um alles zu organisieren. Sie hat gebeten, unseren Festnetzanschluss benützen zu dürfen. Wollte nicht so sein, da ihr Handy sicher abgehört wird. Hoffentlich klappt es wirklich. Joe kriegt einen Herzanfall, wenn er die Telefonrechnung sieht.
PS: Eine Ewigkeit damit verbracht, meine Donald-Duck-Stimme zu üben. Es ist nämlich lebenswichtig, dass ich bei dem streng vertraulichen Interview verheimliche, wer ich bin. Ich brauche nur mit einem knallharten Journalisten zu sprechen und die Wahrheit zu sagen. Dann werde ich für meine Enthüllungen bezahlt, und dieses Trauerspiel hat vielleicht ein Ende.
11. Mai
Angelica möchte, dass ich auf gar keinen Fall die Wahrheit über ihre angeblichen Affären sage.
» Aber ich dachte, genau das sei der Punkt«, erwiderte ich. Mich gefragt, ob ich allmählich den Verstand verliere.
» Der Punkt ist, Susie«, erklärte sie mir mit hoher, angespannter Stimme, » die Vorwürfe so öffentlichkeitswirksam wie möglich auszuschlachten. Du solltest weder etwas bestätigen noch es abstreiten, okay? Wir müssen die Sache nur ein bisschen aufblasen.«
» Was genau soll ich denn antworten?«, stammelte ich leicht panisch.
Sie hielt kurz inne. » Dass ich mir die Anschuldigungen entsetzlich zu Herzen nehme. Ich hätte stark an Gewicht verloren, weil ich keinen Bissen mehr herunterbrächte, oder so ähnlich.«
Zugesehen, wie sie in ein weiteres von Jacks Aufbackbrötchen biss und sich die Lippen ableckte. » Und was würde das bringen?«, wandte ich ein.
» Vielleicht eine Diätserie in einer Frauenzeitschrift. Möglicherweise springt für mich sogar ein Fitness-Video dabei heraus.« Offenbar war sie sehr zufrieden mit sich.
PS: Interview findet morgen statt. Erfolgreicher Agent aus L.A. hat die Honorarverhandlungen geführt. Joe nichts verraten, für den Fall, dass die Summe nicht genügt, um uns aus unseren gegenwärtigen Schwierigkeiten zu retten. Möchte ihm keine falschen Hoffnungen machen.
12. Mai: Unser Hochzeitstag
Habe Zeitungsinterview hinter mir. Musste es zwar an meinem Schreibtisch im Sender führen, was mich ein wenig verlegen machte. Glaube aber, ich habe mich wacker geschlagen, selbst als der Journalist auf Einzelheiten über Angelicas erotische Umtriebe drängte. » Sie haben es also Tag und Nacht gemacht?«, bohrte er nach.
Zum Glück nicht vergessen, ständig das Mantra zu wiederholen, das Angelica mir eingebläut hatte. (Hatte es mir auf die Rückseite eines Kassenzettels von Tesco notiert, um es stets vor Augen zu haben und nicht im
Weitere Kostenlose Bücher