Gib der Liebe eine Chance (German Edition)
„Das Essen ist fertig!“, rief Lisbeth hinauf.
„Wir kommen!“, schallte es zurück aus den Zimmern ihrer zwei Töchter.
Lisbeth Bischopps hatte Leberknödel mit Kraut und frischem Bauernbrot zubereitet.
Heute gab es endlich wieder einmal ein gemeinsames Abendessen zu viert im Hause Bischopps. Das kam nicht mehr so oft vor, seit die beiden so unterschiedlichen Töchter mehr oder weniger erwachsen waren. Die Hauswirtschafterin Eva, die sonst die warmen Mahlzeiten der Familie Bischopps zubereitete, hatte heute einen freien Tag. Die Familie war also unter sich. Lisbeth schaute liebevoll in die Runde. Sie saßen in der Wohnküche an dem großen rustikalen Holztisch aus gebeizter Eiche. Neben ihr saß ihr stattlicher Ehemann Albert Magnus, Bürgermeister und Vorsitzender der Krampusläufer und der Schuhplattler in ihrem Ort. Er war noch genauso schlank wie vor 30 Jahren, als sie sich unten am Mühlenbach kennen gelernt hatten. Nur seine Haare waren schlohweiß geworden. Er war erst 51 Jahre alt, sah immer noch verdammt gut aus und roch nach dem After Shave, das sie ihm geschenkt hatte. Trotz seines allzu oft herrischen Auftretens und dem Befehlston in seiner Stimme, liebte Lisbeth ihn bedingungslos. Sie kannte ihn eben besser.
Albert hatte bereits seine Arbeitskleidung abgelegt und gegen eines seiner guten weißen Hemden getauscht. Einen blau gemusterten Schal hatte er lässig um den Hals geschlungen. Er bemerkte ihren musternden Blick und schaute sie ungeduldig aus seinen dunklen Augen an: „Was ist, Lieserl, wollen wir nicht endlich essen?“
„Gehst du heut Abend noch fort?“, fragte sie ihn.
Wenn er sie Lieserl nannte, wollte er eigentlich in Ruhe gelassen werden, hatte seine Termine im Kopf. Sie wusste das.
„Ich muss, du weißt schon, der Stammtisch, es ist wichtig heut. Schließlich bin ich noch der Bürgermeister.“
Paula, vor ein paar Tagen gerade 21 Jahre alt geworden, schaute ihren Vater an. „Tagen die Schuhplattler schon wieder bis früh morgens im Gasthaus, Papa?“
„Na, nicht unsere Schuhplattler, die Krampusse treffen sich nachher im Gasthäusel. Und es wird sicher hitzige Diskussionen geben später.“
„ Geht es immer noch um die alten leidigen Themen, ob die Traditionen geändert werden dürfen?“, hakte seine älteste Tochter nach.
„Das sind wichtige Themen, Paula, die müssen dringend geklärt werden. Und jetzt möchte ich essen. Ich erklär´s dir später einmal. Genug geredet. Guten Appetit!“
Die beiden Schwestern Paula und Franziska wechselten vielsagende Blicke, sagten aber lieber nichts mehr. Der Vater wirkte angespannt.
Lisbeth füllte die Teller. Die Leberknödel dampften in der kräftigen Brühe. Draußen fielen langsam die Blätter von den Bäumen, der Herbst war in vollem Gange. Die lauen Abende wurden wieder kürzer. Morgen mussten sie unbedingt die Äpfel ernten, bevor sie von selbst von den Bäumen fielen und von Ungeziefer zerfressen wurden. Eva würde sicherlich Apfel-Gelee machen wollen. Und Saft wollten die Mädchen ebenfalls einkellern.
„Morgen ist der Wettkampf. Aber nächste Woche werde ich mit Eva dann die Äpfel von den Bäumen holen und Marmelade kochen “ , sprach Paula dann auch aus. „Es wird höchste Zeit dafür!“, antwortete Lisbeth. Als hätte ihre älteste, äußerst feinfühlige Tochter ihre Gedanken lesen können.
Die Bischopps lebten auf dem größten Bauernhof in der Gegend, dem Magnus-Hof. Außer den Weiden, dem Vieh und Getreide hatten sie zahlreiche Obstbäume angepflanzt. Eva und Paula kochten davon verschiedene Marmeladen, legten die Früchte ein und liebten den hausgemachten Apfelsaft. Die beiden waren wie Freundinnen und sie konnten zusammen Stunden mit dem Obst zubringen. Es duftete dann im ganzen Bauernhaus. Die fleißige Eva war nur wenige Jahre älter als Paula, hatte aber bereits ein Kind und arbeitete vormittags bei den Bischopps für ihren Lebensunterhalt. Den Vater ihres Kindes kannte niemand. Paula war das Gerede der Leute im Ort darüber vollkommen gleichgültig. Sie schätzte Eva´s ruhige, verlässliche Art und war furchtbar gern mit ihr zusammen. Die beiden redeten viel, lachten und mochten einander.
Sie kicherten oft darüber, dass sie als alte Jungfern
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