Pearl Harbor
dort Hilfe zu holen. Hawila Kaleohano war unter ihnen. Sie schlichen sich nach Kii Landing, ungeachtet der Schüsse, die ihnen der wütende Pilot nachschickte. Harada überkamen Zweifel, ob das Unternehmen gut ausgehen würde. Aber der Pilot ordnete kurzerhand an: »Wir verbrennen ihre Häuser, da werden sie schon herauskommen aus den Zuckerrohrfeldern!«
Eifrig gingen sie ans Werk. Die Frauen, die sich ins Innere der Insel, auf die Berge zurückgezogen hatten, liefen wütend herbei und forderten von ihren Männern, jetzt endlich dem Treiben der beiden Wahnsinnigen ein Ende zu machen. Beni Kanahali sah erstaunt auf seine junge Frau, die
zornerfüllt rief: »Soll das so weitergehen? Zwei solche Kerle vernichten unser Dorf! Da müssen wir alle eingreifen!«
»Los«, sagte Kanahali kurz. »Wir stürmen das Dorf und nehmen sie gefangen. Wenn sie schießen, dann schießen sie eben. Ich gehe voran! « Er blickte sich um und sah, daß sich seine Frau ihm anschloß. Die anderen folgten in respektvollem Abstand, aber auch sie waren entschlossen, d as Treiben Haradas und des Piloten nicht länger zu dulden.
Harada war gerade dabei, das Haus Beni Kanahalis zu zerstören, als dieser ankam.
Kanahali war ein großgewachsener, kräftiger Mann, der zupacken konnte. Er ging Tag für Tag mit Schafen um, und bei der Schafschur lernte man zupacken. Er war gutmütig von Natur aus, aber die Frechheit, mit der die beiden Japaner sein Eigentum vernichteten, versetzte ihn in wilden Zorn.
Ehe die beiden schießen konnten, stand Kanahali hinter ihnen in seinem Haus und rief Harada zu: »Nimm dem Kerl die Pistole ab, und leg dein Jagdgewehr auch hin, los!«
Als Harada nur den Bruchteil einer Sekunde zögerte, sprang Beni Kanahali ihn mit der Gewandtheit eines Tigers an. Der Pilot eilte hinzu und wollte eingreifen, aber Kanahalis Frau warf sich ihm entgegen. Sie klammerte sich an seinem Hals fest und trat mit ihren kleinen braunen Füßen nach ihm. Noch waren die anderen Dorfbewohner nicht angekommen. Harada gelang es, sich von Kanahali frei zu machen. Er versuchte, aus dem Haus zu gelangen, aber da stellte ihm Kanahalis Frau ein Bein. Sie ließ einen Augenblick von dem Piloten ab, der sich seinerseits sofort auf Kanahali stürzte, weil dieser seiner Frau beistehen wollte. Als Kanahali dem Piloten einen mächtigen Schlag versetzte, merkte dieser, daß er nicht ohne Schußwaffe auskommen würde. Er legte blitzschnell die Pistole Mister Robinsons an und schoß. Er traf Kanahali in den Oberschenkel, aber dieser spürte den Schmerz kaum. Mit einem wilden Schrei warf er sich auf den Japaner, hob ihn mit seinen kräftigen Fäusten hoch, so wie er sonst Schafe anpackte, und schmetterte ihn auf den Boden. Der Aufprall brach dem Piloten das Genick. Er lag still.
Harada hatte sich von Kanahalis Frau befreit. Er hielt noch immer eine Pistole in der Hand, aber nun hörte er von draußen bereits die wütenden Schreie der Dorfbewohner.
Er begriff, daß das Abenteuer für ihn vorbei war. Der Traum von der glorreichen Besetzung Niihaus unter japanischer Flagge war ausgeträumt. Kurz entschlossen steckte er den Revolver zwischen die Zähne und drückte ab.
Das Boot erreichte Kauai nach sechzehn Stunden. Hawila Kaleohano fand Mister Robinson, und dieser trieb eine Handvoll Soldaten auf, die mit einem kleinen Küstenschoner nach Niihau fuhren. Sie langten am Montag
dort an, mehr als eine Woche nach dem Überfall der Japaner auf Pearl Harbor. Aber um diese Zeit war die seltsame Besetzung Niihaus bereits beendet. Es blieb den Soldaten nichts anderes übrig, als die Leichen des Piloten und seines Helfers Harada in Säcken nach Kauai zu transportieren, wo sie begraben wurden. Das Flugzeug und die Waffen wurden später abgeholt. Die Inselbewohner aber bauten ihre Häuser wieder auf. Der zweite Weltkrieg hatte eine Woche lang ihre Insel in Spannung gehalten. Nun war er für sie vorbei.
Amerika wacht auf
Von den offiziellen Regierungskreisen des faschistischen Deutschlands wurde die Aktion Japans mit großsprecherischen Erklärungen begrüßt. Der Schlag von Pearl Harbor war zwar für die Naziführung überraschend gekommen, aber man war darauf vorbereitet gewesen, daß Japan noch vor Ende des Jahres 1941 in den Krieg eintreten werde. Ein jahrelanges Hin und Her in der Bündnispolitik war damit abgeschlossen worden.
Bereits am 23. Februar 1941 war der japanische Botschafter in Berlin, General Oshima, bei Ribbentrop gewesen, und dieser hatte unumwunden
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