Pearl Harbor
etwas mehr als einem Jahr war noch ein weiterer Japaner hinzugekommen, ein etwa dreißigjähriger Mann namens Harada, der als Hausmeister auf der Ranch Robinsons arbeitete und seinem Landsmann Sintani gelegentlich bei der Arbeit mit den Bienen half.
Robinson und seine Familie fühlten sich auf der einsamen Insel recht wohl. Sie gaben den Einheimischen Arbeit und Lohn, verdienten an der Viehzucht und lebten in paradiesischer Abgeschiedenheit. Für den Fall, daß einmal unverhofft jemand ernstlich erkrankte oder ein anderes Unglück geschah, hatte Robinson mit dem Leuchtturmwärter auf der
etwa dreißig Kilometer entfernten Nachbarinsel Kauai vereinbart, daß auf einem Berg im Zentrum Niihaus ein großes Feuer entzündet würde. Der Rauch oder der Feuerschein könnten von dem Leuchtturmwärter wahrgenommen werden. Er würde dann dafür sorgen, daß sofort ein Boot nach Niihau fuhr.
An jenem verhängnisvollen Sonntag war es auf der Insel ruhig wie immer. In der kleinen Ortschaft Puuwai, die etwa zwanzig Kilometer von der Landestelle für die Boote entfernt lag, die man Kii Landung getauft hatte, rüsteten sich die Bewohner zum Kirchgang. Wenn sich Robinson und seine Familie sonst bemühten, auf der Insel nichts zu verändern, so hatten sie doch dafür gesorgt, daß die Eingeborenen Anhänger des christlichen Glaubens wurden. Das war die einzige Veränderung, die in ihrem Leben eingetreten war, seit der weiße Mann hier regierte.
Robinsons Ranch lag drei Kilometer von Puuwai entfernt. Er hielt stets darauf, alle Inselbewohner am Sonntag in der Kirche zu sehen. Aber an diesem Sonntag war er in wichtigen Geschäften auf der Nachbarinsel Kauai. Mit ihm seine gesamte Familie, die diese Gelegenheit benutzte und Weihnachtseinkäufe tätigte. Die Inselbewohner nahmen das gleichmütig zur Kenntnis. Sie waren ruhige, gutmütige Leute, und Robinson behandelte sie nicht schlecht. Sie gingen zur Kirche, und mancher nahm sich wohl vor, für den weißen Mann und seine Familie ein Gebet zu sprechen, als sie plötzlich aufgeschreckt wurden. Dicht über ihren Köpfen brausten zwei Flugzeuge dahin. Das eine davon schien nicht ganz in Ordnung zu sein. Sein Motor stotterte, setzte aus, sprang wieder an. Diese Maschine hinterließ einen feinen Rauchstreifen in der klaren Morgenluft.
Das war ein ganz ungewöhnliches Ereignis für die Inselbewohner, und es lenkte ihre Aufmerksamkeit sofort vom Gottesdienst ab. Einige von ihnen, die Zeitung lasen und in der Sonntagsschule, die von der Kirche unterhalten wurde, einiges gelernt hatten, deuteten auf die roten Kreise auf den Tragflächen der beiden Flugzeuge und erklärten, daß es Japaner wären. Man wußte von den Spannungen zwischen Amerika und Japan.
Und die Viehhüter und Zuckerrohrschneider ahnten, daß die beiden Flugzeuge nichts Gutes ankündigten.
Das eine Flugzeug kehrte auch bald zurück. Sein Motor lief nicht mehr. Der Pilot kreiste über der Insel und ließ die Maschine auf eine Wiese niedergehen. Die Landung war unsanft. Das Flugzeug rollte am Rande von Puuwai aus. Sein Fahrgestell geriet in ein paar Löcher. Die Maschine überschlug sich und blieb unweit eines Zaunes liegen.
Das Haus hinter diesem Zaun gehörte dem jungen Viehhüter Hawila Kaleohano. Dieser lief sofort herbei, um zu helfen. Auch er erkannte, daß es eine japanische
Maschine war. Trotzdem half er dem Piloten, das Glas der Kabinenhaube zu zerschlagen und auszusteigen. Der Japaner war ein verhältnismäßig kleiner, untersetzter Mann. Er streifte seine Sauerstoffmaske ab und tastete sofort nach der Pistole. Aber Hawila Kaleohano war auf der Hut. Er nahm dem Japaner die Pistole einfach weg, steckte sie ein und bedeutete ihm, zum Dorf zu kommen. Statt dessen aber machte sich der Pilot daran, aus der Kabine seiner Zero die Mappe mit den Karten und einer Anzahl anderer Dokumente herauszuholen und zu vernichten. Da griff Hawila Kaleohano wieder zu. Er riß dem Japaner die Papiere aus der Hand und bedeutete ihm, die Hände zu heben. Angesichts der vielen Leute, die sich inzwischen an der Stelle versammelt hatten, wo das Flugzeug niedergegangen war, befolgte der Pilot die Aufforderung. Er sah zunächst wenig Möglichkeiten davonzukommen. Sein Motor hatte auf dem Rückflug zu den Trägern ausgesetzt, und als er merkte, daß er es nicht mehr bis zu der Trägergruppe schaffte, hatte er sich entschlossen, hier notzulanden. Der Himmel mochte wissen, was nun folgte. Hawila Kaleohano versuchte, mit dem Flieger in ein
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