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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Stufenleiter der Dienstränge "bis zu den Schlüsselpositionen aufgestiegen, die sie gegenwärtig innehielten. Ebenso wie die meisten Kabinettsmitglieder, waren sie reiche Leute. Ihre Wohlhabenheit war darauf zurückzuführen, daß sie gewichtige Positionen in den Aufsichtsräten der größten Industrieunternehmen des Landes einnahmen. Daher auch waren ihnen die Sorgen der Industrie nicht unbekannt. In gewissem Maße waren es ihre eigenen Sorgen. Und die Hauptsorge der japanischen Schwerindustrie war der einschneidende Mangel an Rohstoffen.
    Andererseits reichten auch die gegenwärtigen Auslandsmärkte nicht aus, und in der Perspektive würden sie erst recht nicht mehr ausreichen. Die Konkurrenz Amerikas im pazifischen Raum und auf dem asiatischen Festland wurde immer spürbarer. Japans Politiker, die ebenso wie Yamamoto und Onishi an den Sorgen der Industrie teilhatten, sahen seit geraumer Zeit keinen anderen Ausweg mehr, als sich der amerikanischen Konkurrenz mit Gewalt zu erwehren. Der Gedanke an einen Krieg mit Amerika war nicht jüngeren Datums. Er beherrschte die Vorstellungswelt der herrschenden Schicht in Japan schon seit langer Zeit.
    Yamamoto und Onishi zogen sich von der langweiligen Gesellschaft unauffällig in ein Nebengemach zurück, wo ihnen eine junge, in farbenprächtigem Brokat gekleidete Dienerin Tee servierte. Die beiden Männer hatten sich eine Weile nicht gesehen. Yamamoto amtierte als Befehlshaber der Vereinigten japanischen Flotte, während Onishi Stabschef der 11. Luftflotte war. Das Gespräch, das sich zwischen ihnen ergab, drehte sich von Beginn an um die Möglichkeit eines Krieges mit Amerika, der Japan allein helfen konnte, auf seinem Weg zur Großmacht in Asien und dem pazifischen Raum weiterzugehen und die stärkste Weltmacht zu werden.
    »Wenn wir Krieg mit Amerika bekommen«, erklärte Yamamoto seinem
    Gesprächspartner, »dann haben wir kaum eine Chance zu gewinnen, wenn wir nicht zuerst die amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor vernichten.«

    Onishi stimmte ihm zu. Er kannte viel zu gut die begrenzten militärischen Möglichkeiten des Kaiserreichs. Deshalb war er nichtüberrascht, als Yamamoto ihn vertraulich aufforderte, die Möglichkeiten eines Angriffs auf Pearl Harbor zu untersuchen.

    Wenige Tage später beauftragte Onishi seinen Stab, mit detaillierten Untersuchungen zu beginnen. Sie wurden im Eiltempo ausgeführt, und bald lag das Ergebnis auf seinem Schreibtisch. Es lautete: Ein Angriff auf Amerikas Flotte in Pearl Harbor ist gewagt. Aber er ist möglich und im Hinblick auf das Ergebnis, das er bringen kann, wünschenswert.
    Von da an beschäftigten sich die Offiziere der Marineführung intensiv mit diesem Problem. Ein Stab von geschulten Mitarbeitern unter der Leitung des Kapitäns Minoru Genda trug unzählige Fakten und Ziffern über Pearl Harbor und die dort stationierte US-Flotte zusammen. Es gab Befürworter und Gegner des Planes. Aber die Befürworter verstandenes, sich durchzusetzen. Yamamoto war eine gewichtige Trumpfkarte. Und er bestand darauf, einen Angriffsplan auf Pearl Harbor in allen Details
    anzufertigen. Inzwischen sah er sich unter seinen Offizieren nach geeigneten Mitarbeitern um. Schließlich wählte er den Admiral Ryunosuke Kusaka für die wichtigste Aufgabe aus: Kusaka sollte die gesamte Angriffsplanung leiten.
    Bereits im Mai lag ein dickes Aktenbündel auf dem Schreibtisch Kusakas. Er arbeitete es in unwahrscheinlich kurzer Zeit durch und fand, daß es hauptsächlich Material über die amerikanische Verteidigung der Hawaii-Inseln enthielt. Nun war es Zeit, die Angriffsaktion auszuarbeiten.
    Die Hawaii-Inseln stellten einen Angreifer vor verschiedene Probleme. Da war zunächst ihre große Entfernung von Japan. Von vornherein stand zwar fest, daß nur eine starke Gruppe von Schiffen und Flugzeugen den Angriff führen konnte, doch dann ergaben sich weitere Schwierigkeiten. Die dreihundert einsatzfähigen Flugzeuge der amerikanischen Luftverteidigung auf Oahu, dem militärischen Zentrum der amerikanischen Macht auf den Hawaii-Inseln, mußten außer Gefecht gesetzt werden.
    Die Schiffe der US-Pazifikflotte lagen im seichten Hafenbecken. Da, wo die Flak Bombern den Weg verlegen konnte, mußten Torpedos eingesetzt
    werden. Aber es gab noch keine Torpedos, die im seichten Wasser ein zusetzen gewesen wären. Bereits die ersten Versuche zeigten, daß die von den japanischen Seefliegerkräften verwendeten Lufttorpedos zu großen Tiefgang hatten. Sie

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