Pearl Harbor
Südmandschurischen Eisenbahngesellschaft finanziert worden war, als deren Chef Yosuke Matsuoka amtierte, der ebenfalls den »Schwarzen Drachen« angehörte und es bis zum Außenminister brachte.
Kaiser Hirohito wußte, mit wem er es zu tun hatte. Als sein Sekretär ihm Der Tenno, wie das japanische Volk Kaiser Hirohito
ehrfurchtsvoll nannte. Bei feierlichen A n l ä s s e n ritt er auf einem Schimmel
meldete, das Kabinett sei versammelt, erhob er sich von seinem Diwan und betrat den Konferenzsaal.
Die Verbeugungen vor dem Kaiser fielen tief und ehrfurchtsvoll aus wie immer: Man war darauf trainiert. Aber der Kaiser selbst war es, der heute diese Zeremonie abkürzte und darauf drängte, zur Sache zu kommen.
Tojo berichtete über die Lage: Das Land sei in der Behebung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht vorangekommen. Die Rohstoffknappheit, hervorgerufen durch die verstärkte Kriegsrüstung, nehme zu. Es sei dringend notwendig, entscheidende Maßnahmen zu beschließen.
Sonderbotschafter Kurusu und Botschafter Nomura verhandelten in Washington mit dem amerikanischen Außenminister Hull und dem Präsidenten Roosevelt nun schon einige Monate. Das japanische Verhandlungsziel, eine Artfernöstliches München, ein Abkommen, das Japan freie Hand bei seiner Expansionspolitik in Asien und im Südpazifik sichern sollte, sei bisher am Nein Roosevelts gescheitert. Am Schluß seines Vortrages führte Tojo noch einmal die japanischen Mindestforderungen an: Die USA mischen sich nicht in den Krieg gegen China ein; die Burmastraße, auf der die Alliierten Kriegsmaterial nach China bringen, wird gesperrt und auch in anderer Form von ihnen keine Hilfe mehr an Tschiang Kais hek geleistet; die USA und Großbritannien errichten keine Militärstützpunkte in Niederländisch-Indien, China oder den fernöstlichen Gebieten der Sowjetunion; die USA sehen davon ab, ihre im pazifischen Raum stationierten Truppen zu verstärken; die USA und Großbritannien unterstützen Japan bei der Beschaffung von Rohstoffen, sie verstärken die Handelsbeziehungen und legen Japan keine Hindernisse in den Weg, wenn es im pazifischen Raum aus englischen und amerikanischen Schutzgebieten Rohstoffe kauft.
Tojo fügte nach dieser Aufzählung noch hinzu: »Es ist unser letztes, sehr reduziertes Angebot. Trotzdem geht Washington nicht darauf ein. Aber wir können jetzt nicht mehr warten. Heute und hier muß entschieden werden, welchen Weg wir gehen.
Wollen wir uns weiter von den Amerikanern hinhalten lassen, oder nehmen wir uns das, was die Nation braucht, mit dem Schwert.«
Er verbeugte sich und nahm Platz. Wenig später erhob sich Admiral Osami Nagano, Chef des Admiralstabes der Marine. Er war ein mächtiger Mann, jeder im, Saal wußte es. Und auch der Kaiser kannte Naganos Macht.
»Die Entscheidung kann nur für das Schwert fallen«, erklärte der Admiral. »Sie alle wissen, daß unser glorreiches Land kein Öl besitzt. Die Vorräte, die wir eingelagert haben, reichen für achtzehn Monate aus. Aber in jeder Stunde, die die Marine auf unsere Entscheidung zu warten hat,
Admiral Chuichi Nagumo, der den Angriffs verband
der japanischen Flotte befehligte
verbraucht sie allein vierhundert Tonnen Öl. Wollen wir warten, bis wir nicht mehr zuschlagen können, selbst wenn wir es dann noch wollen? Die Marine, vertreten durch meine Person, verlangt eine Entscheidung für das Schwert!« Er machte anderen Generalen Platz. Einer nach dem anderen entschied sich für das Schwert. Tojo war sehr zufrieden. Für ihn und einen engen Kreis von Eingeweihten war die Entscheidung bereits in der kaiserlichen Konferenz am 5.
November gefallen, als der Tenno keinen Einspruch gegen den Plan erhob, die Vereinigten Staaten von Amerika noch vor Ende des Jahres 1941 zu überfallen.
Die notwendigen Vorbereitungen liefen schon seit Monaten. Selbst der Flottenverband, der den ersten Schlag zu führen hatte, war bereits unterwegs.
Was heute in der kaiserlichen Konferenz geschah, bildete nur den zeremoniellen Abschluß einer langen und äußerst geheimgehaltenen Vorbereitung.
Der Kaiser sprach, nachdem er die Meinung der Generale gehört hatte. Er machte einen müden Eindruck, als er seine Zufriedenheit über das hohe
Verantwortungsbewußtsein der Generale betonte. Dann griff er unvermittelt nach einem Blatt Papier, das in der Tasche seines Gewandes steckte, und begann ein Gedicht vorzulesen. Sein Großvater, der Kaiser Meiji, hatte es verfaßt. Die allegorischen Verse
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