Pearls of Passion - Tabuloses Spiel
herum, mit dem sie ausgegangen war. Ich kannte ihn noch aus Schulzeiten – Jules Rodriguez. Er war einige Stufen über mir gewesen. Und gut aussehend. Natürlich verstand ich, warum er ausgerechnet Sonia eingeladen hatte. Sie sah aus, als wäre sie eine Granate im Bett. Jeder, der auch nur einen Funken Fantasie besaß, konnte sie sich sehr gut im hitzigen Gefecht zwischen den Laken vorstellen: schwarze lange Locken, die sich im Takt mit ihrem Körper bewegten, große Augen, glänzend vor Lust. Abgesehen davon bevorzugte sie auch Kleidung, die eindeutig Sex schrie: enge Kleider in auffällig bunten Farben und lange Ohrringe, die leise klingelten, wenn sie lief. Männer fühlten sich immer sofort von Sonia angezogen. Sie köderte die armen Kerle und ließ sie dann einfach fallen. Immer und immer wieder das gleiche Spiel.
Ich dachte wieder an den letzten Mann, den sie so behandelt hatte. Jules. Was für verruchte Sachen hatte er Sonia vorgeschlagen? Und warum spürte ich ein heftiges Verlangen danach, dass er das, was er ihr vorgeschlagen hatte, auch mit mir tat, egal, worum es sich dabei handelte?
Mir kam sofort eine Liste von Möglichkeiten in den Sinn: Spanking? Analsex? Erotisches Spielzeug?
Für einen kurzen Moment erwog ich die Möglichkeit, ins Wohnzimmer zurückzukehren. Immerhin trank Sonia dort zum ersten Mal ein Bier. Vielleicht lockerte der Alkohol ja ihre Zunge. Aber ich fühlte mich nicht in der Stimmung, mir eine lange Tirade über die neuste Enttäuschung in ihrem Liebesleben anzuhören. Hoffentlich schrieb sie etwas über den Vorfall in ihr Tagebuch. Morgen, während ihrer Vorlesung, könnte ich mich dann in ihr Zimmer schleichen und jedes schmutzige Detail lesen.
Nur reichte meine Geduld nicht aus. Ich konnte nicht bis morgen Früh warten.
Jules lebte in einem Apartment am Fuße des Hügels auf dem Unigelände. Ich wusste das, weil ich ihn schon gekannt hatte, bevor er Sonia begegnet war. Er und ich hatten einen gemeinsamen Kurs besucht – eine gemütliche Gruppe, bestehend aus knapp fünfhundert Studenten. Er bekam von mir auch seine tägliche Koffeindosis, die ich ihm als Aushilfe an der Kaffeebar unseres Campus‘ aushändigte. Von meinem Blickwinkel aus konnte ich ihn öfter in der Menge von Studenten ausfindig machen. Ich will nicht sagen, dass ich ihn beobachtet habe, deswegen sagen wir einfach, dass unsere Wege sich eines Tages in der Stadt zufällig gekreuzt hatten und ich ihm deshalb dabei zusehen konnte, wie er in dem weißen altmodischen Apartment mit Stuckverzierungen und schmiedeeisernen Balkongeländern verschwand.
Sonia mochte vielleicht so aussehen, als wäre sie eine Eroberung wert, dennoch hatte ich Jules eher als echten Frauenversteher eingeschätzt. Er war groß und schlank, was sein tägliches Outfit, bestehend aus Jeans und einer khakifarbenen Jacke, nur unterstrich. Manchmal, zwischen den täglichen Zusammentreffen mit Jules, wenn ich ihm seinen doppelten Espresso ausgehändigt hatte, malte ich Bilder von uns beiden, nackt und ineinander verschlungen. Meine Leinwand bestand dabei aus weißen Papierservietten. Zu meiner Verärgerung hatte sich Jules genau die falsche Frau ausgesucht.
Um was hatte er sie gebeten? Was hatte er von ihr gewollt?
„Ich geh noch mal weg“, informierte ich Sonia, als ich am Sofa vorbei zur Tür ging.
„Wohin?“, wollte sie wissen.
„Nur ein bisschen spazieren.“
„Wenn du bei Juiceeze vorbeikommst, bring mir doch einen Smoothie mit“, sagte sie. „Karotte und Inwger, bitte. Das Bier war scheußlich. Du solltest so was nicht trinken.“
Ich antwortete nicht – ich liebte mein Guinness.
„Und du solltest heute auch keinen Kaffee mehr trinken“, fügte sie hinzu, während ich schon dabei war, die Tür hinter mir zuzuziehen. „Koffein in deinem Körper ist wie Falschgeld auf deinem Konto.“ Solche und ähnliche Perlen der Weisheit ließ Sonia jeden Tag auf mich herabregnen. Mittlerweile prallten sie einfach an mir ab und verpufften irgendwo als heiße Luft.
Ohne irgendeinen Plan im Kopf zu haben, was genau ich eigentlich tun wollte, ging ich zu Jules Apartment. Dort blieb ich stehen und sah zu den Schemen hinauf, in denen seine Fenster zu erahnen waren. Was wäre, wenn ich einfach hochgehen und an seine Tür klopfen würde? Was, wenn ich ihn zwingen würde, mir zu erzählen, was genau passiert war? Ich konnte mir schon deutlich vorstellen, wie er mich ansehen würde. Er bestellte jeden Tag seinen Java-Kaffee bei uns in der
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