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Pechvogel

Pechvogel

Titel: Pechvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fuchs
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Außerirdischen mit ihm?
    »He, du!«
    Schon wieder.
    Richard zwinkerte einmal kurz und sah in seinem rechten Augenwinkel eine Frau mit einem knallroten Overall, einer Malerrolle, knallrot-passende-Overall-geschminkte-Lippen und einer riesigen blonden Lockenmähne stehen. Die Haare reichten ihr bis knapp über die Schulter und waren so dick, dass ihr Kopf zwischen dem Gewächs fast vollkommen verschwand. Sie maß an die 170 cm.
    Richard dachte, was das denn für ein schief gelaufenes Genobjekt sei. Wen wollte sie mit dieser Monsterperücke erschrecken?
    »Sprichst du mit mir?«
    »Ja«, sagte die wippende Lockenmähne.
    Richards letzter körperlicher Kontakt zu einer Frau lag zwei Jahre zurück. Da gab ihm Mandy, seine dritte Beziehung, seine längste bis dahin (sie hielt fünf Monate, sechsundzwanzig Tage und ein paar Stunden), den Laufpass. Sie setzte ihn in den Alpen aus, weil sie dachte, er habe sie betrogen. Was aber gar nicht stimmte. Mandy war sehr eifersüchtig. Auch wenn Richard schon mit Mandys Kater Prinz Eisenherz spielte, kochte sie vor Eifersucht. Er hatte Mandy zu einem verlängerten Wochenende in die verschneiten Alpen eingeladen. Eine Liebessuite in einem Berghotel gebucht. Und ein Wort zu viel mit der schönen Blonden an der Rezeption gesprochen. Mandy dachte, Richard hätte was mit ihr, wenn die Blonde so mit ihm lachte. Am letzten Tag ihrer Reise war Mandy mit Richard zum Pass hochgefahren und hatte ihn nach einer Ohrfeige einfach stehen lassen und war mit ihrem Auto davongefahren. Sie schrie noch aus dem Fenster, er müsse nur über den Pass laufen, da sei eine Station, so komme er wieder ins Tal. Und sie wolle nie wieder etwas von ihm hören. Er auch nicht.
    »Was bist du denn?«, fragte er die Lockenmähne.
    Es war keine Perücke, sondern tatsächlich ihr echtes Haar.
    »Eine Malerin. Ich kann dich von oben bis unten anmalen«, sagte sie mit einem breiten Grinsen.
    Auch wenn die Frau so gar nicht nach Richards Geschmack war, sah er sie nun doch genauer an. Aus ihrem breiten Gesicht, das unter der Lockenmähne verborgen war, strahlten ihn zwei grüne Augen an. Sie hatten einen Nachteil, sie waren sehr klein. Stecknadelkopfgroß. In den Gangsterfilmen waren die mit den kleinen, stechenden Augen immer die Bösen.
    »Das musst du mir im Detail erklären«, sagte er.
    Richard fragte sich, welcher Alien ihm hier seine Synapsen geklaut hätte. Er wollte definitiv mit keiner Frau ins Gespräch kommen, die solch eine Veranstaltung für gut befand und auch noch mit einem roten Overall als Malerin verkleidet hier auftauchte. Von der blonden Afro-Lockenmähne ganz zu schweigen.
    »Gerne«, strahlte sie. »Ich bin die Gabi.«
    Sie ist die Gabi. Na wunderbar, dachte Richard.
    »Richard.«
    Gabi verbarg unter ihrem roten Overall einen extrem großen Busen. Es konnte natürlich auch sein, dass der Overall nur ausgestopft war, es war ja Fasching. Aber wenn nicht, dann war Richard davon beeindruckt. Auch wenn er sich für solche Sachen wie Busen, Beine und Po nicht vorrangig interessierte. Das Gesicht sollte schön sein und der Charakter rein, dann wäre das fein. Klar, lange Beine und ein knackiger Po sind schöne Zugaben, fordern aber auch ihren Tribut. Ein knackiger Po und sportlich lange Beine müssen trainiert werden, und das bedeutet, dass die Frauen meistens fitnessverrückt waren und somit oft eine Schraube locker hatten.
    »Richard, wie süß.«
    Richards Namen fand von der anderen Geschlechterseite noch nie jemand süß. Ein Männername, der nichts verspricht und einen schon gar nicht träumen lässt, was er für ein toller Hengst sein könnte. War er auch nicht. Er war einfach Richard.
    »Als was bist du denn verkleidet?«, fragte sie.
    »Ich gehe als ich.«
    Gabi legte die Stirn in Falten (was davon zu sehen war) und zog die Augenbrauen zusammen.
    Ob sie das jetzt verstanden hat, dachte Richard.
    »Toll«, sagte sie. »Da muss man erstmal drauf kommen.«
    »Genau deswegen. Ich wollte was total Ausgefallenes machen.«
    »Das ist dir echt gelungen.«
    »Du hast gesagt, du würdest mich von oben bis unten anmalen«, sagte Richard.
    »Ja, klar. Ich hatte auch Farbe dabei, leider wurde mir die von dem dummen Clown an der Kasse abgenommen.«
    »Ich habe schon immer gewusst, dass Clowns keinen Humor haben.«
    »Als Kind habe ich Clowns schon gemocht, aber der hat mich gleich zu Beginn der Feier total verärgert«, sagte Gabi.
    »Hättest du dazu tatsächlich echte Farbe genommen?«
    »Ja. Was dachtest du

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