Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
du das?“ unterbrach Pfister.
„Sprich mal mit dem Sicherheitschef, Schifferli heisst er. Er wollte es anders, aber Truninger hat die Sache selbst in die Hand genommen. Offenbar wollte er nicht ständig beobachtet werden.“
„Das hat gerade noch gefehlt. Danke trotzdem.“
Pfister legte auf und fluchte leise vor sich hin. Dann machte er sich auf die Suche nach dem Sicherheitschef.
„Ich konnte mich am Ende nicht gegen ihn durchsetzen“, sagte Schifferli nervös. „Sein Argument war Diskretion, er führe Gespräche mit Leuten, deren Anwesenheit im Casino niemanden etwas anginge. Der Jurist der Holding hat mich nach langen Diskussionen angewiesen, Truninger machen zu lassen. Die Sicherheit sei durch die Schliessanlage gewährleistet, und man solle Truninger keine Steine in den Weg legen. Ein Albtraum, wie es sich jetzt herausstellt.“
„Wer wusste davon?“
„Die ganze Geschäftsleitung, da ich das Thema an einer Sitzung vor ein paar Wochen traktandierte. Alle Mitglieder der Geschäftsleitung haben eine Kamera im Büro, und keiner hatte ein Problem mit der Überwachung. Aber Truninger liess sich nicht umstimmen und bestand auf seiner Ausnahme. Seither richten meine Leute die Kamera immer wieder in die richtige Position, worauf regelmässig ein Riesentheater folgt – folgte, meine ich.“ Schifferli war sichtlich erschüttert. „Jetzt mache ich mir Vorwürfe, dass ich mich nicht durchgesetzt habe.“
„Gegen gewisse Leute kommt man einfach nicht an“, tröstete ihn Pfister und dachte dabei an seine eigenen Vorgesetzten. „Er war wohl ein eher unangenehmer Zeitgenosse.“
„Wegen der Videokamera schaltete er auf stur, aber sonst hatte ich keine Probleme mit ihm. Er führte im Allgemeinen seine Leute an der langen Leine, liess uns in Ruhe arbeiten, wollte nur regelmässig über Resultate und Probleme informiert werden. Er war ein guter Direktor, und er hat das Grand Casino aus der Krise in den Erfolg geführt, daran ist nicht zu rütteln“, verteidigte Schifferli seinen toten Chef. „Nur nützt ihm das jetzt nicht mehr viel.“
*
Nach der Kadersitzung, an der er höchstmögliche Diskretion versprach und die Kooperation der Anwesenden forderte, liess sich Nick Baumgarten von Personalchefin Elena Fuchs zu ihrem Büro führen.
„Ich kann es immer noch nicht fassen“, sagte sie leise. „Er war so voller Energie, arbeitete hart und viel, motivierte uns damit zu Höchstleistungen – ich weiss nicht, wie es ohne ihn weiter gehen soll, wirklich nicht.“
„Sie mochten ihn gut, nicht wahr?“ fragte Baumgarten.
„Er war ein mitreissender, kreativer Vorgesetzter, der es verstand, seine Leute hinter sich zu scharen und mit ihnen das Unternehmen zum Erfolg zu tragen. Er war entscheidungsfreudig, schnell im Denken, liess sich nicht von seiner Linie abbringen. Eine echte Führungspersönlichkeit halt. Wissen Sie, für uns Personalfachleute ist es unendlich wichtig, mit welcher Art von CEO wir zusammenarbeiten, denn das bestimmt unsere Position und unseren Einfluss. Ohne Unterstützung des obersten Chefs sind wir nur Administratoren.“
„Sind Sie Mitglied der Geschäftsleitung, Frau Fuchs?“
„Nein, ich gehöre zum Stab der Direktion, das ist so üblich in unserer Branche. Die Geschäftsleitung ist für die Strategie verantwortlich, und meine Arbeit bewegt sich eher im Operativen.“ Sie lächelte. „Ich habe kein Problem damit, Herr Baumgarten. Wissen Sie, lange Sitzungen sind mir ein Gräuel, und die Informationen, die ich brauche, erhalte ich direkt von den Mitgliedern der Geschäftsleitung.“
„Was hielten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihm?“
Baumgarten bemerkte ihr Zögern.
„Nicht alle gleich viel. Es gibt solche, die ihn als skrupellos bezeichnen, aber das sind meist persönlich gefärbte Urteile. Er entscheidet eben rasch, wenn ihm etwas nicht passt.“
„Zum Beispiel?“
„Ach, es gab ab und zu eine fristlose Entlassung, und das verkraften die Leute selten einfach so.“
„Ich hätte gerne eine Liste der Personen, die in den letzten zwei Jahren entlassen wurden. Sie sind alle potentiell verdächtig, das verstehen Sie doch?“
„Ja, natürlich. Es gab sogar einmal eine telefonische Morddrohung, aber der Chef hat das nicht lange ernst genommen. Angst hatte er keine, unser Tom.“
*
„Was haben wir?“ fragte Nick sein Team, als sie sich um siebzehn Uhr am Besprechungstisch versammelten. „Peter, du zuerst.“
„Über die Enttäuschung mit der
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