Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
gespannt zu. „Guten Tag, Frau Fuchs, hier spricht Nick Baumgarten von der Kantonspolizei. Ich möchte Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen im Zusammenhang mit dem Mord an Tom Truninger, und ich bitte Sie, mich zurückzurufen. Ich nehme nicht an, dass Sie meine Karte dabei haben, deshalb gebe ich Ihnen hier die Nummer meines Mobiltelefons.“ Nachdem er die Nummer wiederholt hatte, machte er eine bedeutungsschwere Pause. „Inzwischen werden ich und meine Kollegen nach Küttigen fahren und uns bei Ihnen etwas umsehen.“
*
„Hallo, wer bist du?“ Ein kleines, blondes Mädchen schaute Nick und Angela aus grossen Augen an. „Mamii“, rief sie und rannte ins Haus zurück, „ein Mann und eine Frau sind vor der Tür, ich kenne sie nicht!“
„Ich komme“, klang es zurück, und nach einer langen Minute erschien eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm.
„Guten Tag, wir möchten zu Frau Fuchs.“ Nick und Angela lächelten freundlich.
„Ach, Sie kommen sicher wegen der Wohnung. Warten Sie einen Moment, ich lege den Kleinen ins Bettchen und hole den Schlüssel, dann zeige ich Ihnen die Wohnung.“
Nick und Angela verständigten sich mit einem erstaunten Blick, er legte den Finger auf den Mund.
„Elena hat mir gesagt, dass möglicherweise Leute kommen würden, um die Wohnung zu besichtigen. Jetzt, da sie keine Katze mehr hat, will sie in die Stadt umziehen, wissen Sie, dann kann sie zu Fuss zur Arbeit gehen.“ Die Nachbarin plauderte pausenlos, während sie die Besucher zur Eingangstüre des umgebauten Bauernhauses führte. „So, hier sind wir. Alles perfekt aufgeräumt und geputzt, wie immer bei Elena. Wann würden Sie denn einziehen?“
„Ach, das wissen wir noch nicht so genau“, log Nick. „Wann wird die Wohnung denn frei?“
„Elena hat letzte Woche gekündigt und möchte so bald wie möglich umziehen, aber sie muss bis Ende März bezahlen, wenn sie keinen Nachmieter findet, der früher einzieht.“
Von draussen war plötzlich lautes Kindergeschrei zu hören, die Frau seufzte. „Ich muss nachsehen, was los ist. Sie schauen sich um und bringen mir nachher den Schlüssel zurück, in Ordnung? Sie sehen nicht wie Diebe aus.“ Sie lachte und eilte hinaus.
„Sehr vertrauensselig, die Dame“, bemerkte Angela trocken und zog sich Handschuhe an. „Was suchen wir hier eigentlich, Nick?“
„Ich weiss es auch nicht, aber vielleicht fällt uns etwas ins Auge. Unterlagen, Briefe, Fotos – keine Ahnung. Auf jeden Fall müssen wir uns beeilen, sonst wird die Frau doch noch misstrauisch.“ Er stand mitten im Wohnzimmer und liess seinen Blick konzentriert durch den grossen, offenen Raum schweifen: Küche, Essecke, Wohnzimmer mit Cheminée. Die Küche hatte eine Tür zum Garten, natürlich mit Katzentürchen, die Möbel wirkten eher zufällig zusammengewürfelt, im Regal standen Reisebücher, Katzenbücher, medizinische und psychologische Literatur, keine Belletristik. Bei den CDs fand er hauptsächlich spanische und portugiesische Volksmusik, die Kiste mit den DVDs enthielt Filmklassiker und Liebesgeschichten.
Angela machte sich im oberen Stock zu schaffen, durchsuchte eilig die Kleiderschränke, das Badezimmer, schaute unters Bett – nichts. Auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer fehlte der Laptop: die Kabel waren noch da, ebenso der Drucker; die Schubladen des Schreibtischs waren abgeschlossen und ein Schlüssel war nirgends zu finden.
Nach einer Viertelstunde hatten sie nichts von Bedeutung gefunden. Sie brachten den Schlüssel zurück zur Nachbarin und fragten, wann denn Frau Fuchs wieder da sei.
„Sie sagte, sie wisse es noch nicht ganz genau, vermutlich nächste Woche. Sie ruft übermorgen wieder an, und dann kann ich ihr ja sagen, dass jemand wegen der Wohnung da war“, antwortete sie. „Hat sie Ihnen gefallen, nehmen Sie sie?“
„Vielleicht, wir haben aber noch andere Angebote. Wir melden uns dann nächste Woche bei Frau Fuchs. Vielen Dank für Ihre Mühe, und auf Wiedersehen.“
„Falls Sie sich genauer umsehen wollen, wissen Sie, Mass nehmen und so, dann kommen Sie einfach nochmals, ich bin immer zuhause. Auf Wiedersehen.“
„Möglicherweise tun wir genau das“, sagte Nick zu Angela, als sie zum Auto gingen. „Mich interessiert, was in diesem Schreibtisch drin ist, und dann gibt es sicherlich auch einen Estrich oder einen Keller.“
„Warum zeigen wir der Nachbarin nicht einfach den Durchsuchungsbefehl und tun unsere Arbeit?“ fragte Angela, während sie zurück
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