Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
verbergen hätte, wäre sie nervöser gewesen, findet ihr nicht?“
„Genau das sieht man am Telefon nicht“, bemerkte Pfister, „bebende Nasenflügel, flackernde Augen, zitternde Hände.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir hätten sie persönlich überraschen müssen.“
„Du hast Recht, Peter, es wäre vielleicht besser gewesen, aber wir hätten zu viel Zeit verloren. Abgesehen davon sind zitternde Hände auch nur ein Indiz und kein Beweis. Wenn wir in ihrer Wohnung nichts finden, hilft uns nur ein Geständnis.“
Freitag, 7. Dezember 2007
Aargauer Zeitung:
Mord an Casino-Direktor geklärt
Wie an einer Pressekonferenz der Kantonspolizei Aargau gestern bekannt wurde, konnte der Mord an Casino-Direktor Tom Truninger aufgeklärt werden. Kripo-Chef Gody Kyburz und Dienstchef Nick Baumgarten teilten mit, dass es sich bei der Täterin mit grösster Wahrscheinlichkeit um eine Frau S. handle. Sie arbeitete früher als Sekretärin im Grand Casino und wurde vor einem Jahr aufgrund mangelnder Leistungen entlassen. Zur Zeit des Mordes befand sie sich in stationärer psychiatrischer Behandlung wegen schwerer Depressionen, möglicherweise ausgelöst durch die Kündigung. Es scheint, dass sie unbemerkt ins Bürogebäude eindringen konnte und dort den Mann, der sie entlassen hatte, im Affekt mit zwei Messerstichen tötete. Anschliessend an ihre Rachetat warf sich die Mörderin in die Aare und ertrank.
„Deshalb werden wir auch nie genau wissen, was in der Mordnacht wirklich geschah“, sagte Kyburz. „Wir haben nur Indizien, die darauf schliessen lassen, dass sich die Tat so zugetragen hat.“ Auf die Frage, warum eine solche Patientin freien Ausgang habe und sich ein Messer beschaffen könne, antwortete Baumgarten, eine psychiatrische Klinik sei kein Gefängnis. Ob er ausschliessen könne, dass der Mörder heute noch frei herumlaufe, wurde er gefragt. Nein, sagte er, zu hundert Prozent könne er das nicht ausschliessen. Es gebe allerdings keine stichhaltigen Beweise, die für einen anderen Tathergang sprächen, und deshalb seien die Ermittlungen vorläufig eingestellt worden.
Kyburz bat die versammelte Presse, aus Rücksicht gegenüber den Angehörigen keine weiteren Nachforschungen zur Identität von Frau S. anzustellen. Dieses Blatt wird sich daran halten.
*
„Guten Abend, Herr Baumgarten, bitte kommen Sie herein.“ Maggie Truninger lächelte ihn an und hängte seinen Mantel auf. „Setzen Sie sich, der Whisky steht bereit und Andrew wartet schon darauf, endlich einen Schluck trinken zu können.“ Ihre Wangen waren eingefallen, die Blässe ihres Gesichts wurde durch das dunkelbraune Sweatshirt betont, aber sie gab Nick trotzdem das Gefühl, willkommen zu sein.
„Der erfolgreiche Sherlock Holmes!“ Andrew erhob sich vom Sofa, sie schüttelten sich die Hand. „Wir gratulieren Ihnen zum Abschluss des Falls und danken Ihnen für Ihren unermüdlichen Einsatz.“ Er drückte Nick und Maggie ein Glas in die Hand. „Lassen Sie uns auf das Leben trinken, auch wenn es der Tod war, der uns zusammengebracht hat. L’chaim!“
„L’chaim, zum Wohl, und danke für die Einladung.“ Jüdisch? dachte Nick. Könnte sein, das würde vielleicht den guten Draht zwischen uns erklären. Er trank aus seinem Glas und war angenehm überrascht, wie sanft dieser Whisky war: beinahe wie ein Cognac, samtig und rund, kein Brennen im Hals. „Schmeckt ausgezeichnet, dieser Scotch.“
„Zu diesem Getränk Scotch zu sagen ist etwa so unangebracht, wie wenn ich einen Chateau Pétrus einfach Bordeaux nennen würde“, lachte Andrew. „Das hier ist ein Single Malt Whisky, der zwar aus Schottland kommt, aber aus einer ganz bestimmten Gegend, und der nicht mit anderen Whiskys gemischt werden darf. Beim Wein ist es der Boden, auf dem die Traube wächst, beim Malt Whisky ist es der Boden, durch den das Quellwasser fliesst: torfiger Boden ist beispielsweise eine Geschmackskomponente. Natürlich trägt der Mensch mit seinem Wissen und seiner Erfahrung ebenfalls zum Endprodukt bei, aber die Herkunft ist bestimmend.“
„Ich möchte Sie noch etwas fragen, Herr Baumgarten, dann lasse ich Sie beide allein, damit Sie in aller Ruhe fachsimpeln können.“ Maggie Truningers Gesicht war ernst. „Hat Viktoria Fischer etwas mit dem Mord an Tom zu tun? Andrew hat mir erzählt, dass sie Tom aus Las Vegas kannte und dass die Frau, die Tom erstochen hat, Viktorias Patientin war.“
„Wir wissen nur, dass Viktoria Fischer Ihren Mann nicht
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