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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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zeichnete den Weg der Dienstagsfrauen
ein, die in alle Richtungen ausschwärmten. Zwei Pfeile jedoch führten nach
Köln. Der von Kiki und der von Caroline.
     
    78
     
    Seltsam.
Das Büro nicht abgeschlossen? Um diese Zeit? Caroline drehte irritiert den
Schlüssel in der Tür zu ihrer Kanzlei. Gemeinsam mit Kiki und Max war sie mit
dem Zug zurückgefahren. Sie hatte befürchtet, dass Philipp, der genau wusste,
wann sie landen sollte, sie am Flughafen erwarten könnte. Sie hatte
beschlossen, das Auto, das dort im Parkhaus wartete, zu einem späteren
Zeitpunkt abzuholen. Wichtiger war, noch ein bisschen mehr Bedenkzeit zu haben.
Caroline hatte gehofft, dass zwölf Stunden mit der Bahn reichten, eine
Entscheidung zu fällen. Was war richtig? Sich aussprechen? Verzeihen? Sofort
die Scheidung einreichen?
     
    Beim
Umsteigen in Paris-Montparnasse, von wo sie mit der Metro weiter nach
Paris-Nord fahren wollten, war sie Kiki und Max verlustig gegangen. Kiki hatte
Max überredet, eine Nacht in Paris zu verbringen. Caroline beneidete sie um
ihre Verliebtheit, die sie ungeniert an den Tag legten. Sie waren ein schönes
Paar. Trotz des Altersunterschieds. Trotzdem hatte Caroline den leisen
Verdacht, dass Kiki auch deshalb nach Paris wollte, um die Konfrontation mit
Thalberg noch einen Tag aufzuschieben. Max machte keinen Hehl daraus, dass er
den Heimlichkeiten ein Ende setzen würde, sobald sie in Köln ankamen. Lügen
waren Bumerangs, hatte er gelernt.
    Von Paris blieben Caroline vier Stunden. Als der Thalys in
den Kölner Hauptbahnhof einrollte, hatte Caroline beschlossen, es Kiki
gleichzutun. Sie würde die Nacht im Büro verbringen und sich morgen mit Philipp
verabreden. Nach                       den französischen Schlafsälen konnte sie
eine Nacht auf dem Bürosofa nicht erschrecken.
     
    Irritiert hielt sie inne. Was war das? Licht? Um diese
Zeit?
    Neugierige Kollegen waren das Letzte, was sie jetzt
brauchte.
    Einer der imposanten Drehsessel in der Lobby bewegte sich.
    Schwerfällig erhob sich Philipp.
    »Ich
wusste, du gehst zuerst in die Kanzlei«, sagte er in einem freundlichen Ton.
Mager sah er aus, seine Wangen waren eingefallen, unter den Augen zeigten sich
dicke Ringe. Judiths Anruf hatte ihn alarmiert. Caroline hatte Mühe, den Schock
zu verdauen. Sie wollte ihn nicht begrüßen, sie wollte nicht mit ihm sprechen,
sie wollte gar nichts. Sie wollte nicht so überfallen werden. Nach der
Pilgerreise konnte sie keine weiteren Überraschungen von Philipp ertragen.
    »Ich habe
etwas sehr Dummes getan. Und jetzt suche ich eine gute Anwältin, die hilft,
mein Leben in Ordnung zu bringen«, eröffnete er das Gespräch.
    Wie viel
Zeit mochte es ihn gekostet haben, sich die passende Einleitung auszudenken.
Sein Text klang, als hätte er ihn vor dem Spiegel einstudiert. Mit dem
passenden Büßergesicht.
    »Das werde
nicht ich sein«, stieß Caroline hervor. Es passte ihr nicht, dass Philipp sie
so überrumpelte.
    »Ich habe
Schluss gemacht«, erklärte Philipp in einem Ton, der nahelegte, dass er darauf
stolz war.
    »Mit
allen? Oder nur mit den Freundinnen, von denen ich weiß?«
    Philipp
merkte, dass er so nicht weiterkam.
    »Was muss
ich tun, um dich davon zu überzeugen, dass es mir ernst ist?«
    Dachte
Philipp wirklich, dass es ein einfaches Rezept gab? Erwartete er wirklich eine
Antwort?
    »Es liegt
nicht an dir. Nicht alleine«, gestand Caroline. »Es liegt an uns. Die Arbeit,
Freunde, Sport, Kongresse, die Dienstagsfrauen. Alles war uns wichtiger als gemeinsame
Zeit. Wir führen seit Jahren getrennte Leben, Philipp.«
    Es hatte
sie Mühe gekostet, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Es hatte keinen Sinn, sich
aus der Verantwortung zu stehlen. Judith hatte recht: Es hatte eine Tür
gegeben, die offen stand. Philipp sah seine Felle davonschwimmen.
    »Das mit
Judith hat mir nichts bedeutet«, beteuerte er mit treuen Dackelaugen. »Ich bin
wohl in der Midlife-Crisis.«
    Judith
hatte die Verantwortung übernommen. Caroline war dabei, den eigenen Anteil am
privaten Desaster einzugestehen. Und ihr Ehemann berief sich auf Hormone,
denen ein Mann nach den besten Jahren hilflos ausgeliefert sei. Wenn es
wenigstens Liebe gewesen wäre. Etwas Großes. Eine Naturgewalt. Aber Philipp kam
mit der Midlife-Crisis. Es gefiel ihr nicht, wie er über ihre Freundin redete.
Als ob Judith nicht zählte. Caroline, die bislang einigermaßen die Contenance
wahren konnte, spürte, wie die Wut wieder die Macht von ihr

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