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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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du,
dass ich zu spät zum Tennis gekommen bin«, rief David. »Andere Mütter sind
nicht halb so verlässlich wie du.«
    »Sie haben
das Mutter-Kind-Backen auf morgen verschoben. Ist das nicht schön«, fiel Anna
ihrem großen Bruder ins Wort. »Du musst nur noch was einkaufen.«
    Eva
erschrak. Einkaufen? Morgen backen? Sie hatte gehofft, dass ihre Seele, die
Mühe hatte, bei diesem Tempo mitzukommen, ein wenig Zeit bekam, wieder nach
Köln und in den Alltag zurückzufinden. Bevor sie etwas entgegnen konnte, legte
Lene lautstark Protest ein.
    »Das geht
nicht. Mama muss zu meinem Klassenlehrer. Der will mich durchfallen lassen.«
    Eva sah
Frido an: »Ich denke, du warst beim Elternsprechtag.«
    Frido wand
sich ein bisschen.
    »Du kannst
das viel besser«, lobte er. »Niemand kann so gut mit Lehrern umgehen. Und wenn
ich mir für morgen was wünschen darf Deine Creme Caramel ...«
    Weiter kam
er nicht. Eva schrie auf: »Stopp. Halt an.«
    Zu Tode
erschrocken bremste Frido den Wagen. Die Autoinsassen flogen in ihre Gurte.
Bremsen quietschten hinter ihnen. Überall hupten Autos.
    »Willst du
uns umbringen?«, brüllte Frido, als er das Auto am Straßenrand zum Stillstand
gebracht hatte. »Bist du verrückt geworden?«
    Eva war
klar im Kopf. So klar, wie sie schon lange nicht mehr gewesen war.
    »Ich liebe
euch. Alle fünf Aber so geht das nicht weiter.«
    Schwungvoll
riss sie die Autotür auf und stieg aus. Frido konnte es nicht glauben. »Was ist
denn los mit dir?«
    Eva ging
um das Auto herum, öffnete den Kofferraum und zog ihren Rucksack heraus. Auf
der befahrenen Pyrenäenstraße ein durchaus gefährliches Unterfangen. Frido
ging seine Frau wütend an: »Eva? Was tust du? Wo willst du hin?«
    »Nach
Santiago de Compostela«, antwortete Eva, als wäre es die normalste Sache der
Welt.
    »Du willst
was?« Frido konnte nicht glauben, was er hörte. »Aber das geht nicht.«
    Eva
musterte ihn kritisch. Wenn er jetzt sagte »Ich habe morgen Vorstandssitzung«,
würde sie einen Mord begehen. Die vier Kinder drückten sich die Nasen an der
Scheibe platt. Frido öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er ahnte, dass
kein Argument der Welt Eva überzeugen würde, ab morgen wieder Heinzelmännchen
für ihre Familie zu spielen. Oder den Punchingball für ihre Mutter Regine.
    »Ich bin
erst am Anfang meines Weges«, gestand sie. »Am besten, ihr gewöhnt euch schon
mal daran, dass ihr in Zukunft eine selbstständige Mutter habt.«
    Sie fühlte
sich wie eine Alkoholikerin, die soeben aus der Reha entlassen worden war und
nun ängstlich jede Versuchung aus dem Weg räumte. Es war alles zu frisch. Zu
neu. Die veränderte Eva viel zu zerbrechlich. Wenn sie jetzt mit nach Hause
kam, würde in drei Tagen alles beim Alten sein. Die Tage auf dem Pilgerweg
hatten etwas in ihr aufbrechen lassen. Aber sie brauchte mehr Zeit. Zeit für
sich. Zeit nachzudenken. Über sich. Über Regine. Über alles. Ihre Familie
würde lernen, mit der Lücke zu leben. Mit der Lücke im Familienleben und im
Kühlschrank.
    »Ich habe
dir fünfzehn Jahre den Rücken freigehalten. Jetzt bin ich dran.«
    Unschlüssig
verharrte sie. Frido wusste, dass Eva recht hatte.
    »Ich habe
nicht gewusst, wie viel Arbeit das ist«, gab Frido zu. »Vier Kinder, all die Termine,
jeden Tag einkaufen, Essen kochen. Bei dir sieht das so einfach aus. Als ginge
es von selbst«, entschuldigte er sich.
    Eva
schüttelte den Kopf Es ging nicht von alleine. »Ich habe es gelernt. Du kannst
es auch lernen. Und wenn etwas schiefgeht. Ich habe einen fantastischen
Versicherungsmann an der Hand ...«
    Frido
lachte. Estelles Wundermittel, drohende Konflikte mit Humor zu entschärfen, half
auch bei Eva.
    »Ich will
keinen neuen Mann. Nur ein bisschen Zeit. Vielleicht kannst du einen
Babysitter...«
    Weiter kam
sie nicht.
    »Wir
kommen zurecht«, unterbrach David sie empört. »Wir sind keine Babys mehr.«
    Alle vier
Kinder nickten heftig. Eva führte ihren Gedanken nicht zu Ende. Sie wusste,
dass die Kinder recht hatten. Es war Zeit, sie ein Stück aus der mütterlichen
Umarmung zu lassen.
    »Ich liebe
dich. Wir lieben dich«, gab Frido ihr auf den Weg. Und dann drückte er ihr
einen Kuss auf die Lippen, der alle vier Kinder zu einem kollektiven
Eltern-sind-einfach-nur-peinlich-Stöhner verleitete. »Ich weiß«, antwortete
Eva. Jetzt musste sie nur noch selbst anfangen, sich wieder zu lieben. Sie
hatte ein paar Hundert Kilometer Zeit.
     
    Auf der
Rückbank saß Anna mit ihrem Laptop und

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