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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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schrecklich unangenehm, als würde in der Ferne jemand mit einer Eisenkralle gleichmäßig über eine Glasscheibe schleifen.
    Frau Lissizyna zuckte zusammen. Sie ging einige Schritte weiter – der Laut verschwand. Hatte man sie gehört?
    Nein, nach einer Minute nahm die Kralle ihre Arbeit wieder auf. Ihr Herz klopfte heftig: Fledermäuse! O Herr, schütze und verteidige mich vor törichten Weiberängsten. Denk doch nur – Fledermäuse. Sie sind nicht gefährlich. Und es stimmt auch nicht, dass sie Blut saugen, das sind Kinderfantasien.
    Sie blieb unentschlossen stehen, starrte in die unheimliche Finsternis und machte plötzlich ein paar Schritte voran: Der Stollen führte noch weiter, aber in den Wänden traten die Umrisse von drei Türen hervor, zwei auf der rechten, eine auf der linken Seite. Unter der Tür zur Linken schimmerte ein feiner Lichtstreifen hervor.
    Die Zellen der Eremiten!
    Die weibliche Ängstlichkeit vor den fliegenden Geschöpfen war auf der Stelle vergessen. Sie konnte sich jetzt nicht um solche Dummheiten kümmern, wenn die Hauptsache, das Wichtigste, um dessentwillen sie sich auf all diese Schrecken eingelassen hatte, so nah war!
    Die Lissizyna schlich zu der Tür, unter der das Licht hervorsickerte. Diese Tür hatte, wie auch die Außentür, keinen Riegel, aber sie war tadellos geölt. Als Polina Andrejewna sachte an der Tür zog, quietschte und knarrte sie nicht.
    Sie musste die Kerze ausblasen.
    Sie schmiegte sich dicht an den schmalen Spalt und erblickte einen groben Tisch, von einer Öllampe beleuchtet, und einen Mann, der über ein Buch gebeugt war (man konnte hören, wie eine Seite beim Umblättern raschelte). Der Mann saß mit dem Rücken zu ihr, sein Kopf war ideal rund und glänzend, wie der eines Bauern beim Schachspiel.
    Um die Zelle besser überblicken zu können, zog die Lissizyna die Tür ein wenig weiter auf – ein winziges Stück nur, doch jetzt fiel es der hinterlistigen Tür ein zu quietschen.
    Der Stuhl knarrte. Der Mann am Tisch wandte sich jäh um. Die Lampe beleuchtete ihn von hinten, weshalb sein Gesicht nicht zu erkennen war, doch vorn an der Kutte sah man die weiße Doppelkante, das Zeichen des Abts. Es war der Mönch Israil!
    Polina Andrejewna schlug in Panik die Tür zu, was dumm war. Nun stand sie in der undurchdringlichen Finsternis, und vor lauter Schreck hatte sie sogar vergessen, in welcher Richtung sich der Ausgang befand. Und wie sollte sie laufen, wenn es stockfinster war?
    So stand sie erstarrt im völligen Dunkel, aus dem das quälende, kreischende Geräusch herankroch: Krschik, krschik, krschik, krschik. Gleich würde ein Fledermausflügel ihre Wange streifen!
    Doch sie stand nur kurze Zeit so da, insgesamt wenige Sekunden.
    Die Tür öffnete sich, und der Stollen wurde hell.
    Auf der Schwelle stand der Abt mit der Lampe in der Hand. Sein Schädel war ebenso nackt wie der des toten Feognost, und auch er hatte weder Bart noch Schnurrbart – wenigstens hatte er noch Brauen und Wimpern, sonst wäre er noch entsetzlicher anzusehen gewesen. Auf dem entblößten Gesicht hoben sich die große, stark ausgeprägte Nase und der Mund mit den runden, weichen Lippen ab. Den stechenden Blick der schwarzen Augen erkannte Polina Andrejewna wieder, auch wenn sie ihn zuvor nur durch die Schlitze in der Kapuze gesehen hatte.
    Der Mönch schüttelte den kahlen Kopf und sagte mit seiner wohl bekannten Stimme, die niedrig und ein wenig heiser war:
    »Bist du doch gekommen. Hast du es herausgefunden. Sieh mal an, du bist mutig.«
    Er war offenbar nicht besonders erstaunt, dass da um Mitternacht eine ungebetene Besucherin in der Einsiedelei auftauchte.
    Doch Polina Andrejewna war nicht darüber verblüfft.
    »Heiliger Vater, Sie sprechen?«, stammelte sie.
    »Mit ihnen nicht.« Israil wies mit dem Kopf auf die beiden gegenüberliegenden Türen. »Mit mir selbst, wenn ich allein bin, ja. Komm herein. Nachts darf man sich nicht im Zugang aufhalten.«
    »Was heißt das? Im Zugang? Im Zugang wozu?« Frau Lissizyna blickte in die Tiefe des Stollens. »Und warum nicht?«
    Auf die erste Frage gab Israil keine Antwort. Auf die zweite sagte er:
    »Die Regeln verbieten es. Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang hat man in den Zellen zu sein, sich der Lektüre, dem Gebet und dem Schlaf hinzugeben. Komm herein.«
    Er trat zur Seite, und sie ging in die Zelle – eine enge, in den Fels gehauene Kammer, deren ganze Einrichtung aus einem Tisch, einem Stuhl und einer in der Ecke liegenden

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