Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Rassengleich-gewicht, zur Erziehung und zur Stabilität geeignete Menschenmischung und gingen daran, die übrigen zu liquidieren. Das war offenbar nicht so einfach. Sie hatten große Schwierigkeiten mit einigen instabilen, das heißt widerspenstigen Typen, besonders mit einer Gruppe, die von einer Frau namens Sheela Wine-himer, einst Labortechnikerin in der ursprünglichen Anlage zur Arzneimittelherstellung, angeführt wurde. Es kam zu einem heftigen Kampf. Die Unterlagen berichten, daß er auf Ebene drei im Südwestqua-dranten stattfand. Ich bin hingegangen und habe Spuren davon an den Wänden gefunden, obwohl man sie ausgebessert hatte.
Also hat unsere Geschichte mit einem Massenmord begonnen, und ...«
»Wie es der Mensch immer getan hat und immer wieder tun wird«, sagte Butto kopfschüttelnd.
»Du hast wieder diesen Dichter, diesen Jeffers gelesen«, sagte Dexter, ein zweiter, junger Mann, sarka-stisch.
»Ich möchte«, unterbrach Susan sanft, »mit einem anderen Mythos fortfahren. Die offizielle Geschichte behauptet, daß die Genetiker das Größenniveau der Komps sofort senkten. In Wirklichkeit waren die Komps einige Jahrhunderte lang genauso groß wie die Prinzipale, und die Entscheidung, sie zu miniatu-risieren, hatte ihren Ursprung in einer geheimen Liaison zwischen einem Genetiker und einem Komp. Das störte die starre Sozialstruktur und löste einen Aufstand aus. Man schritt zur Miniaturisierung, um si-cherzustellen, daß das nie wieder geschehen würde.«
»Eine Liaison? Aber die Komps sind sterile Männer. Sicher ...«
»Das war nicht immer so. Sie gehörten beiden Ge-schlechtern an und haben lange Zeit zusammengelebt ...«
»Unsinn. Schau! Die Signale von den Komps kommen herein«, sagte Zeller, ein Mann mit braunen Haaren und einem langen Gesicht.
Eine Reihe von Lichtern veränderte sich, wanderte über den Bildschirm und bildete Zahlenreihen. Alle wandten sich dem Bildschirm zu, um sie zu begut-achten.
»Da haben wir es. Genau wie immer. Starke Strahlung, wohin der Scanner sich auch wendet. Es ist schwer zu glauben. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, es nachzuprüfen.«
»Hinausschicken können wir niemanden. Keiner unserer Schutzanzüge hält etwas wie diese Strahlung lange aus. Wir können nicht einfach jemanden opfern.«
»Aber sieh doch. Wie gewöhnlich zeigt der getrennte Lufteinlaß keine Strahlung, ja sogar weniger Hintergrundstrahlung als gewöhnlich.«
»Das liegt am Wetter. Am Regen. Da wird kein Staub aufgewirbelt.«
Die schöne Eolyn meldete sich mit ihrer überraschend tiefen und vollen Stimme zu Wort. »Verlang bitte den Bericht vom Sichtfenster, Royal! Mal sehen, was die Komps zum Wetter und zur Umgebung zu sagen haben.«
Royal berührte mehrere Knöpfe. Eine Stimme kam von der Decke, gleichzeitig wurde das, was sie sagte, in Lichtbuchstaben an die Wand gedruckt. »Die Aussicht ist die gleiche, aber die Erosionsrinnen sind tiefer. Die Pegelrinne hat sich seit der letzten Messung um siebenundneunzig Zentimeter vertieft. Die nördlich davon um annähernd einhundertzwanzig Zentimeter. Die glasige Oberfläche bröckelt ab. Jetzt fällt gerade kein Regen, aber vorher ist viel Regen gefallen. Die Landschaft zeigt immer noch keine Anzeichen von Leben. Wenn der Abhang der Kuppel so verwittert ist wie der Aussichtshang, dann wird die Kuppel freigelegt.«
Bei diesem letzten Satz zog Ruthan, eine andere, junge Frau, scharf den Atem ein. Eolyn betrachtete sie mit leicht gerunzelter Stirn.
»Die Gefahr wächst also«, sagte ein älterer Mann.
»Die Kuppel hat bisher gehalten und wird weiter halten. Sie muß halten. Wir könnten die letzten Menschen auf dem Planeten sein. Das letzte Leben. Wir müssen die Strahlung überdauern. Der Regen wird uns helfen. Er wird sogar den tief verseuchten Boden wegwaschen.«
»Das hat er nie getan.«
»Zeit für die anderen Berichte«, sagte Royal. »Zeller, gib uns das Material!«
Zeller berührte ein weiteres Quadrat von Knöpfen.
Als die Reihen auf dem Schirm erschienen, intonierte er: »Algen: normal. Energie: normal. Luftaufberei-tung: normal. Organisches Recycling: normal, bis auf die ganz leichte, saisonal bedingte Senkung. Wir müssen besser isolieren, damit das nicht mehr vorkommt. Hydroponik: normal. Saatgutkonservierung: normal. Tungstenrückgewinnungsprojekt: 40 Prozent.
Freonkonzentration: zufriedenstellend. Vorhanden-sein unerwünschter organischer Stoffe: Zero. Ölvor-ratsstand ...«
Als Zeller innehielt, blickten alle auf.
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