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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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einer Heirat voraus-geht, und zwar fast ohne darüber nachzudenken, es war ihm von der kratzbürstigen, aber schönen Fahna, dem Licht aller Augen, einfach abverlangt worden. Es schien alles ganz unmöglich.
    Jetzt, während des Ruderns, dachte er immer wieder über diese Begegnung nach. Fahna, die Schöne, die Unzugängliche. Er war noch zu jung, um einen Hausstand zu gründen. Außer den Fähigkeiten eines Shumai gab es nur wenig, was er wirklich konnte. Sie wurde von jedem anderen, jungen Mann in der Gegend begehrt. Spielte sie nur mit ihm? Er wußte es nicht. Aber es konnte nicht sein. Wieder ließ er die ganze Erinnerung an sich vorbeiziehen, brachte sein Gedächtnis in Takt mit den Ruderschlägen, schob und zog, als wolle er sich der ganzen Sache durch körperliche Erschöpfung entziehen.
    Wieder warf er einen Blick zu Tor hin, aber sein Onkel ruderte einfach Schlag für Schlag mit ihm weiter, den langen Körper verwinkelt, als Ausgleich für den verkürzten, rechten Arm. Tor preßte vor Anstrengung die Lippen zusammen, aber seine Miene drückte eine sanfte Freude aus. Raran wedelte leicht mit dem Schwanz und schaute mit gespitzten Ohren zu Tristal auf.

ZWEI
    Tristal lag von Büschen abgeschirmt auf einer Flußinsel. Fieberschweiß lief ihm über das Gesicht, und er hatte kaum die Kraft, Fliegen und Moskitos wegzu-scheuchen. Er drehte den Kopf und suchte nach Tor.
    Die Nachmittagssonne sickerte durch das dichte Laub der Pappeln und Silberahorne, die Lichtstrahlen stachen klar umrissen in den Qualm des feuchten Blät-terfeuers, das Tor angefacht hatte, um die Insekten fernzuhalten.
    »Tor«, murmelte er. Es kam keine Antwort. »Tor!«
    krächzte er noch lauter. Ihm war schwindlig, und so schwach, wie er sich jetzt fühlte, war es schrecklich, allein zu sein. Nicht einmal Raran war da. Er griff nach seinem Kurzschwert und strich über den glatten Holzgriff, dann entspannte er sich und ließ die Hand darauf liegen. »Tor!« rief er, aber es kam nur leise heraus. Tor erschien wieder nicht. Tristal zog seine leichte Decke bis ans Kinn hoch und berührte dann wieder den Griff des Kurzschwerts.
    In seinem Elend und seiner Benommenheit schienen die Blätter über seinem Kopf zu verschwimmen, rundherum zu wirbeln. Er spürte einen heißen Atem, und als er die Augen öffnete, in der Erwartung, Raran zu sehen, erblickte er eine riesige, braune Schnauze dicht an seinem Gesicht, wie das Maul eines Stiers, aber spitzer, mit Hundezähnen unter den Lefzen. Die Schnauze berührte ihn fast, schnüffelte, dann öffneten sich die Kiefer und ließen die in weißem Feuer glü-
    henden Zähne sehen. Tristal rollte sich herum und rannte davon.
    Der Fluß war verschwunden, er war draußen im langen Gras, im Schnee, und rannte auf einen aufragenden Felsen zu. Als er sich umdrehte, sah er, daß das Riesenmaul ihn verfolgte, ihn schon fast erreicht hatte. Die Zunge bewegte sich geifernd. Die Zähne schlugen scharf aufeinander. Der Atem rauschte wie ein Lagerfeuer. Tristal rannte weiter.
    Er hoffte, vor sich in den Felsen eine Spalte zu finden, aber als er näherkam, erhoben sie sich und ver-wandelten sich in ein stehendes Geschöpf, haarig, mit abfallenden Schultern, grau und bedrohlich. Arme stießen aus der Masse hervor, griffen nach oben, nach außen. Tristal fiel flach zu Boden, und da gähnte das Maul, das ihn verfolgte, und grub seine langen Zähne in die Brust des aufragenden Wesens. Das brüllte auf und kämpfte mit dem Kopf, stürzte zu Boden, schlug um sich und zerdrückte Tristal beinahe, der rollte sich immer wieder verzweifelt herum, stand auf und lief weiter, er stolperte über einen seltsamen Holzstamm, der sich in eine Schlange verwandelte, die sich rin-gelte, an den Enden hochzuckte und sich um ihn wik-kelte. Er stieß und kämpfte dagegen an, konnte in der erdrückenden Umschlingung nicht mehr atmen, wollte aber nicht aufgeben und erschlaffen, sondern wehrte und wehrte sich, rollte nach rückwärts, nach unten, Schwärze senkte sich über ihn, er stürzte in ihren Strudel, drehte sich, rollte durch das Nichts, nach unten, auf Sterne zu, in Schwärze, Schwärze, ein endloser Sturz.
    Während er in langsamen Drehungen stürzte, sah er etwas Winziges, aber Helles, das zu ihm aufstieg oder in die entgegengesetzte Richtung fiel. Es wurde größer, raste heran, und er sah, daß es Fahna war. Er wollte schreien, brachte aber keinen Laut heraus, sah ihren geöffneten Mund, als auch sie lautlos schrie, sie griff nach ihm,

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