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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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doch so etwas nicht.«
    »Nein. Ich glaube, sie stammt noch aus der Zeit vor den Alten. Von den Jägern, an deren Stelle sie traten.
    Wenn die Läuferbanden eine finden, vergraben sie sie wieder. Sie sind sehr selten. Aber in Pelbarigan gibt es mehrere davon. Die Protektorin hat sie mir gezeigt.«
    »Soll ich sie dann auch vergraben?« Tristal war enttäuscht.
    »Meinetwegen nicht. Wir sind keine Läuferbande.
    Das war nur, um Glück zu haben oder aus Ehrfurcht.
    Vielleicht kannst du sie noch brauchen. Sie wiegt ja nicht viel.«
    Tristal steckte die Spitze in seinen Lederbeutel und schlang ihn sich dann über den Rücken. »Wir gehen zuerst einmal«, sagte Tor. »Ich bin noch ganz verkrampft vom Rudern.«
    Sie gingen den ganzen ersten Tag hindurch. Am nächsten Tag schlugen sie ein langsames Lauftempo nach Nordosten ein, sie ließen sich Zeit und hielten gelegentlich an, um zu rasten, zu fischen, zu kochen oder zu plaudern. Tristal versorgte sie mittels seines Kurzbogens ständig mit Kleinwild.
    Wie gewöhnlich bestand Tor darauf, mit seiner Axt Fangen zu spielen, er warf sie Tristal zuerst leicht, dann mit ständig gesteigerter Kraft zu. Tristal bemerkte einen grimmigen Zug in Tors Gesicht, wenn die Axt schnell kam. Ihre Schneide war messerscharf, und sie war ungeschützt. Tristal war nicht ganz wohl dabei, aber der Griff kam immer zuerst, und er schleuderte sie immer mit derselben Wucht zurück, mit der Tor sie ihm zugeworfen hatte. Aber Tris warf auch nicht immer ganz sauber, und Tor mußte gelegentlich ausweichen und die Hand danach ausstrek-ken. Aber er fing sie immer, und er sagte auch nichts.
    Sie gingen eine Zeitlang weiter, nach Nordosten, die Landschaft veränderte sich, es gab mehr Kiefern-wald. Endlich kamen sie ans Ufer eines sehr ausge-dehnten Sees und brauchten drei Tage, um ihn in westlicher Richtung zu umlaufen. Die Landschaft äh-nelte immer mehr den vertrauten Grasgebieten der Shumai, war aber dafür, daß sie so weit im Osten waren, kälter und ein wenig trockener. Sie hatten in den Wäldern Flachhornhirsche und weiter im Süden Sümpfe gesehen, aber nun begegneten sie kleinen Rudeln von Rotwild mit ausladenden, geschwunge-nen Geweihen.
    Zuerst fand Tristal das Gehen langweilig; die Gegend schien so endlos und veränderte sich so langsam. Aber Tor war voller Jubel, und sein Entzücken war ansteckend. Er hatte es sichtlich nicht eilig, zu-rückzukehren. Auch Tristal drängte es nicht mehr, nach Nordwall zu kommen. Irgendwie war das alles mit seinem Fieber verschwunden. Er wußte, daß er eines Tages zurückkehren würde, aber ihm schien ei-ne gewaltige Masse Zeit zur Verfügung zu stehen.
    Schließlich hatte er volle sieben Jahre, ehe er das traditionelle Shumai-Versprechen einlösen mußte, das er Fahna gegeben hatte.
    Tage langsamen Laufens entwirrten sich zu Wochen, während sie durch eine anscheinend unendliche, rollende Prärie wanderten und weiter nach Norden und Westen in trockeneres, völlig leeres Gelände mit kürzerem Gras und vielen Rinnen und in ein ständig kühleres Klima vordrangen. Diese Veränderungen entfalteten sich so allmählich, daß nur jemand, der kleinen Unterschieden in der Umgebung gegenüber so empfindlich war wie ein Shumai, sie beobachten konnte.
    Eines Tages kurz vor Mittag, sie trabten langsam einen Abhang hinunter auf einen Bach zu, wurde Tor langsamer und schwenkte zur Seite. Als Tristal ihn eingeholt hatte, lag er schon auf den Knien.
    »Was siehst du?« fragte er leicht keuchend.
    »Knochen. Großes Tier. Einer von diesen Riesen-hirschen.«
    »Ja. Was noch?«
    »Es hatte ein Geweih. Das ist fort. Abgeschnitten.
    Jemand hat es abgeschnitten. Da sind Menschen.
    Dann ist das Land also doch nicht ganz leer. Vielleicht begegnen wir jemandem.«
    »Ja. Was noch?«
    »Sie haben die Haut am Knöchel abgeschnitten, hier. Da sind Kratzer. Aber kein Schlitz an der Seite.
    Sie haben die Hufe mitgenommen. Für Leim wahrscheinlich. Das Unterkiefer haben sie auch mitgenommen.«
    »Gut. Was noch?«
    »Noch etwas?« überlegte Tristal. »Ich ...« Er verstummte.
    »Was haben sie zum Schlachten verwendet?«
    »Ein Messer. Gutes, scharfes Messer. Was noch?«
    »Welche Art?«
    Tristal überlegte. »Stahl. Mit gerader Klinge.«
    »Ja. Wahrscheinlich aus dem Süden. Weißt du noch, was du über den Beinknochen gesagt hast?
    Manchmal haben die nördlichen Shumai keinen Sei-tenschlitz gemacht. Sie haben die Beinhaut von innen nach außen gekehrt und Strümpfe gegen die Kälte daraus

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