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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mit einigen Bandenführern gesprochen. Wir nennen keine Namen, und sie arbeiten dafür mit uns zusammen. Wir haben starke Waffen... könnten dieses Durcheinander in Ordnung bringen, Leute zurück in die Unterkünfte bringen, so dass wir etwas Nahrung und Wasser hier drin bekommen können.«
    »Was, wir?«
    Coledys Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. »Sie waren Ratsmitglied. Sie übernehmen die Führung und die Verhandlungen! Wir schützen Sie dort. Sehen Sie zu, dass diese Leute etwas zu essen bekommen. Verschaffen Sie uns hier einen guten Platz. Die Station braucht das. Wir können Vorteile daraus ziehen.«
    Kressich überlegte. Es konnte auch dazu führen, dass sie erschossen wurden. Er war zu alt dafür. Sie wollten eine Galionsfigur. Eine Polizeitruppe wollte eine respektable Galionsfigur.
    Aber er hatte auch Angst davor, nein zu sagen.
    »Sie erledigen einfach an vorderster Stelle die Verhandlungen«, sagte Coledy.
    »Ja«, stimmte er zu und ergänzte dann, wobei er einen festeren Ausdruck an den Tag legte, als Coledy vielleicht von einem müden alten Mann erwartet hatte: »Trommeln Sie Ihre Leute zusammen, und ich rede mit der Polizei!«
    Das tat er auch, näherte sich ihnen behutsam. »Wir haben eine Abstimmung durchgeführt«, sagte er. »Ich bin Vassily Kressich, Ratsmitglied aus Rot Zwei von Russells Station. Einige unserer Polizisten gehören zu den Flüchtlingen. Wir sind bereit, in die Korridore zu gehen und die Ordnung wiederherzustellen ohne Gewaltanwendung. Wir kennen die Gesichter. Sie nicht. Wenn Sie sich mit Ihren Behörden besprechen und die Erlaubnis besorgen, können wir helfen.«
    Sie hatten ihre Zweifel, zögerten sogar mit dem Nachfragen. Schließlich tat es ein Polizeihauptmann doch, und Kressich stand unruhig dabei. Der Hauptmann nickte endlich.
    »Wenn Ihnen die Sache aus den Händen gleitet«, sagte er, »machen wir keinen Unterschied beim Schießen. Aber wir werden keinerlei Töten von Ihrer Seite tolerieren, Rat Kressich; das ist kein Freibrief.«
    »Haben Sie Geduld, Sir«, sagte Kressich und ging weg, fast zu Tode erschöpft und verängstigt. Coledy war da und mehrere andere, und sie warteten neben dem neuner Korridorzugang auf ihn. Innerhalb weniger Augenblicke stießen noch mehr dazu, weniger angenehm aussehend als die ersten. Er hatte Angst vor ihnen, aber auch davor, sie nicht zu haben. Ihm war jetzt alles egal, außer seinem Überleben und dem Wunsch, die Macht zu haben, anstatt unter sie zu geraten. Er sah zu, wie sie gingen, wie sie Einschüchterung benutzten, um die Unschuldigen zu treiben und die Gefährlichen in den eigenen Reihen zu sammeln. Er wusste, was er getan hatte. Es erschreckte ihn. Er blieb ruhig, denn wenn es zu einem zweiten Aufruhr kam, würde er als Teilnehmer erwischt werden.
Sie
würden schon dafür sorgen.
    Er leistete Beistand, nutzte seinen Rang und sein Alter und die Tatsache, dass sein Gesicht manchen bekannt war, schrie Befehle und fing an zu erleben, dass Leute ihn respektvoll mit Rat Kressich anredeten. Er lauschte ihrem Kummer und ihren Ängsten und ihrer Wut, bis Coledy ihn mit einer Wache umgab, um die kostbare Galionsfigur zu beschützen.
    Innerhalb einer Stunde waren die Docks gesäubert, und die legitimierten Banden hatten alles unter Kontrolle. Und wohin Kressich auch ging, beugten sich ihm ehrliche Menschen.
     
    7.1. Pell: 22.5.52
    Jon Lukas setzte sich auf den Ratssitz, den sein Sohn Vittorio während der letzten drei Jahre als Stellvertreter innegehabt hatte, und machte dabei ein finsteres Gesicht. Er hatte bereits mit einer innerfamiliären Krise zu tun gehabt; von den fünf Räumen seiner Wohnung hatte er drei verloren, die durch Verlegung einer Trennwand buchstäblich abgeschnitten worden waren, um Platz zu schaffen für zwei Jacoby-Vettern und deren Partnerinnen in Wechseltag-Rotation, eine davon mit Kindern, die gegen die Wand ballerten und schrieen.
    Sein Mobiliar hatten Arbeiter in dem aufgehäuft, was ihm an Privatsphäre verblieb - jüngst bewohnt von seinem Sohn Vittorio und dessen aktueller Leidenschaft.
Das
war vielleicht eine Heimkehr gewesen. Er und Vittorio waren zu einer raschen Übereinkunft gelangt: die Frau zog aus, und Vittorio blieb, da er den Besitz einer Wohnung und eines Spesenkontos wichtiger fand und weit besser als die Überführung auf die Downbelow-Basis, wo man aktiv nach jungen Freiwilligen suchte. Körperliche Arbeit, noch dazu auf Downbelows regnerischer Oberfläche, war nicht nach Vittorios Geschmack.

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