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Pells Stern

Pells Stern

Titel: Pells Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Sie einem unüblichen Zwang aussetzt. Haben Sie keine Familie, keine Verwandten, die versuchen würden, Sie von etwas Besserem zu überzeugen, wenn sie von Ihren Absichten hörten?«
    Die Augen reagierten darauf, wenn auch nur geringfügig. »Haben Sie jemanden?« fragte Damon in der Hoffnung, einen Griff zu finden, irgendeinen Vernunftgrund, den er hierbei anwenden konnte. »Wen?«
    »Tot«, sagte Talley.
    »Wenn dieses Ersuchen eine Reaktion darauf ist...«
    »Schon lange her«, sagte Talley und schnitt damit diesen Einwand ab. Nichts weiter.
    Ein Engelsgesicht. Makellose Menschlichkeit. Geburtslabor? Dieser Gedanke kam Damon ungebeten in den Sinn. Er hatte stets verabscheut, wie die Union Soldaten fabrizierte. Sein eigenes mögliches Vorurteil bereitete ihm Kummer. »Ich habe Ihre Akte nicht ganz gelesen«, gestand er. »Das wurde auf anderen Ebenen gemacht. Sie hielten das für erledigt, aber jetzt liegt es bei mir.
Hatten
Sie je eine Familie, Mr. Talley?«
    »Ja«, sagte Talley schwach und trotzig, brachte Damon dazu, sich seiner selbst zu schämen.
    »Wo geboren?«
    »Cyteen.« Dieselbe dünne, flache Stimme. »Ich habe Ihnen das alles schon genannt. Ich hatte Eltern. Ich bin
geboren
worden, Mr. Konstantin. Ist das wirklich sachdienlich?«
    »Tut mir leid. Es tut mir sehr leid. Ich möchte, dass Sie folgendes verstehen: es ist nicht endgültig. Sie können Ihre Absicht noch ändern, bis zu dem Augenblick, an dem die Behandlung beginnt. Alles, was Sie sagen müssen, ist: Stopp, ich will das doch nicht! Aber hinterher werden Sie dazu nicht mehr befähigt sein. Verstehen Sie? - Sie können es dann nicht mehr. Haben Sie schon angepasste Menschen gesehen?«
    »Sie erholen sich wieder.«
    »Das tun sie. Ich werde den Fall verfolgen, Mr. Talley - Leutnant Talley - so gut ich kann. Sie achten darauf«, wandte er sich an den Aufseher, »dass zu jeder Zeit, wenn er mir eine Botschaft sendet, in jedem Stadium des Verfahrens, sie mich auf Notfallbasis erreicht!
    Achten Sie darauf, dass auch die Wärter sich darüber im klaren sind, bis hin zu den Pflegern. Ich glaube nicht, dass er dieses Privileg missbrauchen wird.« Er betrachtete Jacoby. »Sind Sie mit Ihrem Klienten zufrieden?«
    »Es ist sein Recht, das zu tun, was er hier vorschlägt. Es gefällt mir nicht, aber ich bezeuge es. Ich stimme zu, dass es die Probleme löst - vielleicht zum Besten.«
    Die Computerausdrucke trafen ein. Damon händigte Jacoby die Papiere zur Durchsicht aus.
    Jacoby kennzeichnete die Zeilen für die Unterschriften und reichte die Mappe an Talley weiter. Talley drückte sie wie etwas Kostbares an sich.
    »Mr. Talley«, sagte Damon beim Aufstehen und streckte ihm trotz des ganzen Widerwillens, den er empfand, impulsiv die Hand hin. Der junge Computerkanonier stand auf und ergriff sie, und der Ausdruck der Dankbarkeit in seinen plötzlich in Tränen schwimmenden Augen zerstörte alle Gewissheiten. »Ist es möglich«, fragte Damon, »ist es entfernt möglich, dass Sie Informationen besitzen, die Sie ausgelöscht haben wollen? Ist
das
der Grund? Ich warne Sie, denn die Wahrscheinlichkeit spricht eher dafür, dass sie während des Vorgangs herauskommen. Und wir sind daran
nicht
interessiert, verstehen Sie? Wir haben keinerlei militärische Interessen.«
    Darum ging es nicht. Er hatte auch sehr daran gezweifelt.
    Dieser Mann war kein hoher Offizier, niemand wie er selbst, der Computersignale kannte, - Zugangskodes, die Art von Dingen, die ein Feind keinesfalls haben durfte. Niemand hatte derartiges in diesem Mann entdecken können - nichts von Wert, nicht hier und auch nicht auf Russells Station.
    »Nein«, sagte Talley. »Ich weiß überhaupt nichts.«
    Damon zögerte; immer noch nagte das Gewissen an ihm, das Gefühl, dass wenigstens Talleys Anwalt - wenn schon niemand sonst - protestieren sollte, etwas Energischeres tun, alle Verzögerungsmöglichkeiten des Gesetzes um Talleys willen einsetzen sollte. Aber das würde Haft bedeuten und Hoffnungslosigkeit. Sie brachten Gesetzlose aus Q in den Arrest, weit gefährlichere Leute, Menschen, die Talley vielleicht kannten, wenn er recht hatte. Die Anpassung rettete ihn, brachte ihn hier heraus, gab ihm die Möglichkeit zu einem Job, zur Freiheit, zu einem Leben. Niemand, der noch über seine Geisteskräfte verfügte, würde an jemandem Rache üben, dessen Bewusstsein geleert worden war. Und der Vorgang war menschlich. War stets so gedacht gewesen.
    »Talley - haben Sie Beschwerden gegen Mallory oder

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