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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Sie haben ja die doppelten Wände gesehen, die versteckten Türen und die tückischen Fallklappen. Mit den Fesseln war das so ähnlich, Fairhaven hat seinen Opfern, ohne es zu ahnen, Jahrmarktsfesseln angelegt. Ich habe sie sofort wiedererkannt: die American-Guiteau-Handschellen und die Bean-Prison-Fußfesseln. Jeder, der ein wenig Ahnung von Jahrmarktstricks hat, hätte auf den ersten Blick die versteckten Nieten sehen können, die sich mit dem Finger oder den Zähnen mühelos öffnen lassen. Für jemanden, der den Trick kennt, war das ein Kinderspiel.«
    Pendergast ließ ein kullerndes Lachen hören, das Nora unwillkürlich an Kichererbsen erinnerte. Sie schmunzelte, winkte ihm zum Abschied zu und stieß das Boot ab.
    Nach wenigen Minuten lag der Schilfgürtel hinter ihr, sie lenkte das Boot zwischen zwei Felsen hindurch – vermutlich absichtlich eingebaute Barrieren aus der Piratenzeit – und kam ins offene Wasser. Sie hätte nie geglaubt, dass der Hudson vom Boot aus so breit und majestätisch aussah. Über ihr ragten die Hafenanlagen auf, aus der Ferne grüßte, vom Mond mit Silberglanz bestäubt, die George-Washington-Brücke zu ihr herüber. Sie atmete in tiefen Zügen die klare Nachtluft ein. Und dabei wurde ihr mit jedem Atemzug stärker bewusst, dass in dieser Nacht ein Wunder geschehen war: ein Wunder, dem Smithback, Pendergast und sie ihr Leben verdankten.
    Und während sie sich in die Ruder legte und vor sich im Schein der Lichter von Manhattan schon die stillgelegte Marina auftauchen sah, war ihr, als trage der Wind – ganz leise, wie aus großer Ferne – Pendergasts kullerndes Lachen an ihr Ohr.

Epilog:
Der Stein der Weisen

    Der Herbst war dem Winter gewichen, New York erlebte einen der kalten, sonnigen Dezembertage vor dem ersten Schneefall, die schon eine Vorahnung des nahen Frostes in sich tragen. Nora Kelly und Bill Smithback gingen Hand in Hand den Riverside Drive entlang. Auf dem Hudson trieben – wie Warnzeichen, die der Oberlauf ihnen schickte – die ersten dünnen Eisschollen. Das höher gelegene New-Jersey-Ufer war noch in makellosen Sonnenschein gebadet, die George-Washington-Brücke funkelte in purem Silberglanz, als schwebe sie schwerelos über dem Fluss. Nora und Smithback hatten eine Wohnung an der West End Avenue gefunden, eine der begehrten Neunzigernummern, und als Pendergast sie gebeten hatte, sich mit ihm in dem alten Haus am Riverside Drive achthunderteinundneunzig zu treffen, stand für sie sofort fest, dass sie an einem so schönen Tag die zwei Meilen zu Fuß gehen wollten.
    Zum ersten Mal seit den grausigen Leichenfunden an der Catherine Street hatte Nora das Gefühl, mit sich und der Welt im Einklang zu leben. Ihre Arbeit für das Museum trug reiche Früchte, die C-14-Daten der Fundstücke aus Utah waren eingetroffen und bestätigten ihre Theorie von engen Verbindungen der Anasazi- mit der Aztekenkultur. Im Museum hatte ein wahres Großreinemachen stattgefunden, die Administration war fast vollständig umgekrempelt worden, von der alten Führung war praktisch nur Collopy übrig geblieben, dessen Ruf und Ansehen keinen Kratzer abbekommen hatte. Er hatte Nora übrigens eine herausgehobene Führungsposition angeboten, was sie aber höflich abgelehnt hatte, weil sie sich lieber weiterhin ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmen wollte.
    Roger Brisbane, der Unglücksrabe bei der ganzen Geschichte, war einen Tag vor den Bürgermeisterwahlen aus der Untersuchungshaft entlassen worden, nachdem sein Anwalt dem Gericht für alle drei Daten, an denen der mysteriöse Nachahmungstäter seine Morde begangen hatte, wasserdichte Alibisliefern konnte. Der ehemalige Vizepräsident hatte bereits gegen die Stadt New York Klage wegen willkürlicher Festnahme in Tateinheit mit Freiheitsberaubung und Rufschädigung angestrengt. Die Presse wurde nicht müde, lauthals darauf hinzuweisen, dass der »Chirurg« nach Lage der Dinge möglicherweise weiter sein Unwesen treibe.
    Montefiori hatte die Wahlen verloren, und Captain Custer war in den Außendienst versetzt worden, was im Klartext hieß, dass er Streife schieben musste. Anthony Fairhavens plötzliches Verschwinden hatte in den Medien einigen Staub aufgewirbelt, aber als durchsickerte, dass die Finanzbehörden in seiner Firma eine unangemeldete Buchprüfung vorgenommen hätten, verstummten sämtliche Vermutungen und Gerüchte; jedermann ging fortan davon aus, dass er wegen seiner Steuerprobleme untergetaucht sei. Irgendjemand wollte ihn noch

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