Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens
sich nur noch mit einer Hand an die Felswand klammerte, in der anderen hielt er seine Waffe. Diese musste eine lasergesteuerte Zielerfassung haben, Corrie sah den rötlichen Schimmer über die vor ihr liegende Felswand huschen. »Da ist er!«, schrie Weeks plötzlich. Gleich darauf hörte Corrie den ohrenbetäubenden Abschussknall der Flinte und sofort danach einen zweiten.
»Verdammte Scheiße!«, fluchte Weeks. »Der Kerl ist unglaublich schnell, er ist mir entwischt.«
»Ich gebe Ihnen Feuerschutz von oben«, rief ihm Pendergast zu. »Hauptsache, Sie halten die Stellung. Und zielen Sie bitte sorgfältiger!«
Wieder ein lauter Schrei und gleich danach der laute Abschussknall der Flinte.
»Sie sollen sorgfältig zielen, Weeks!«, rief Pendergast. »Feuern Sie nicht ins Blaue!«
Aber es war vergebliche Liebesmüh, Weeks feuerte wie ein Besessener. Und als er das Magazin leer geschossen hatte, warf er die Waffe weg. Pendergast hörte, wie sie klappernd an der Felswand entlangschrammte. Und dann fing Weeks in seiner Verzweiflung blindlings zu klettern an.
»Officer Weeks!«, rief ihn Pendergast in scharfem Ton zur Ordnung.
Corrie klammerte sich an eine Felsnase und riskierte zum ersten Mal einen Blick nach unten. Sie sah, wie Weeks versuchte, seinem Verfolger mit ungeschickten Klettergriffen zu entkommen, aber sie sah auch, dass die Schattengestalt ihm dicht auf den Fersen war und sich wie eine Spinne an jedem noch so kleinen Vorsprung nach oben hangelte.
Am unheimlichsten war das Gefühl, dass er mit seinen schmalen blauen Augen direkt zu ihr hochstarrte. Sein Gesicht – diesesverzerrte und doch so unschuldige, mit Blut und Schmutz besudelte Kindergesicht – schien sich zu einem Lächeln zu verzerren, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Pendergast feuerte seine Waffe ab. Aber auch er hatte wohl das Ziel verfehlt, die Schattengestalt kletterte in unvermindertem Tempo weiter. Und als der Agent den zweiten Schuss abfeuern wollte, hatte sich der verzweifelt kletternde Trooper zwischen das Ziel und Pendergasts Visierlinie geschoben.
Die Hand an einen Felsgrat geklammert, den Fuß tastend nachgezogen, kletterte Corrie verbissen weiter. Ihr Herzschlag raste, ihre Arme und Beine fingen vor Erschöpfung zu zittern an.
Hatte Pendergast ihr nicht versprochen, dass sie es bald geschafft hatten? Je näher sie dem Ziel kamen, desto mutloser wurde sie. Sie wagte nicht mehr, einen Blick zurückzuwerfen. Wahrscheinlich, weil sie ahnte, dass ihr Peiniger immer näher kam.
Und als ihre tastende Hand nach dem nächsten Halt suchte, war ihr plötzlich, als griffe sie ins Leere. Sie schloss erschöpft die Augen, und als sie sie wieder öffnete, sah sie, dass sich vor ihr eine Art Plateau erstreckte. Es stieg zwar weiter an, aber längst nicht so steil wie die Felswand.
Sie hatte das Schlimmste geschafft, sie war oben! Einen Herzschlag lang war sie unsäglich erleichtert, doch dann wurde ihr klar, dass nur die erste Etappe hinter ihr lag. Das Ungeheuer war immer noch ganz nahe und würde keine Ruhe geben, bis es sie eingeholt hatte.
Wieder fiel ein Schuss aus Pendergasts Waffe. Corrie fuhr herum und sah, dass die Schattengestalt den verzweifelt kletternden Weeks eingeholt hatte. Der muskulöse Arm holte aus und versetzte dem Trooper einen Schlag in den Nacken. Weeks fiel nichts anderes ein, als ein Stück an der Felswand herunterzurutschen. Aber das Ungeheuer war schneller, packte ihn und stieß seinen Kopf wieder und wieder gegendas harte Gestein. Weeks schien einen Moment lang benommen, dann sah Corrie, dass er kraftlos an der Steilwand nach unten rutschte. Er trudelte lautlos in die Tiefe. Corrie wartete auf seinen Todesschrei, aber alles blieb gespenstisch still. Sie hörte nicht einmal seinen Körper auf dem harten Felsboden aufschlagen.
Sie erstarrte vor Entsetzen. Erst als Pendergast abermals seine Waffe abfeuerte, schreckte sie hoch. Der Agent wollte ihren Peiniger offenbar mit einem gezielten Schuss zur Strecke bringen. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass das Ungeheuer sich wie ein Kletteraffe an der steilen Felswand seitlich verdrücken könnte. Es duckte sich blitzschnell weg und tauchte im nächsten Augenblick wieder neben Pendergast auf.
Aber diesmal war der Agent auf die Attacke vorbereitet. Seine Finger krümmten sich zur Faust, und ehe die Schattengestalt ahnen konnte, was Pendergast vorhatte, schlug die Faust wie ein Presslufthammer zu. Der wuchtige Schlag traf den Verfolger mitten auf die
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