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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Schülerin aufgenommen. Es tut mir leid, aber unser Orden gestattet das nicht. Insbesondere jetzt nicht, inmitten der Begräbnisfeierlichkeiten für den Verehrten Ralang Rinpoche.«
    »Der Rinpoche ist tot?«, fragte Pendergast.
    Tsering verneigte sich.
    »Es tut mir leid, vom Tod des allerhöchsten Lamas zu hören.«
    Da lächelte Tsering. »Es ist kein Verlust. Wir werden seine Reinkarnation finden – den neunzehnten Rinpoche –, und dann ist er wieder unter uns. Mir tut es leid, dass ich euer Ersuchen ablehnen muss.«
    »Meine Begleiterin braucht deine Hilfe. Ich brauche deine Hilfe. Wir sind beide … der Welt
überdrüssig
. Wir sind einen weiten Weg gekommen, um Frieden zu finden. Frieden und Heilung.«
    »Ich weiß, wie beschwerlich die Reise ist, die du gemacht hast. Ich weiß, wie viel du erhoffst. Aber Gsalrig Chongg existiert seit tausend Jahren ohne die Anwesenheit von Frauen, wir können das nicht ändern. Sie muss gehen.«
    Ein langes Schweigen folgte. Und dann hob Pendergast den Kopf und blickte hinüber zu dem greisen, reglosen Mönch, der den höchsten Sitz innehatte. »Ist dies auch die Meinung des Abts?«
    Zunächst ließ sich keinerlei Regung erkennen. Ein Fremder hätte den verhutzelten Mönch sogar für einen glücklichen, wenngleich senilen Schwachsinnigen halten können, wie er dort auf seiner hohen Warte über den anderen grinste. Doch auf ein kaum merkliches Schnipsen seiner dürren Finger stieg einer der jüngeren Mönche zu ihm hinauf, beugte sich über den betagten Abt und legte das Ohr nahe an dessen zahnlosen Mund. Nach einem Moment richtete er sich auf und sagte etwas auf Tibetisch zu Tsering.
    Dieser übersetzte: »Der Abt bittet Frau, ihren Namen zu wiederholen, bitte.«
    »Ich heiße Constance Greene«, antwortete sie mit leiser, aber fester Stimme.
    Wieder entstand ein – überaus langes – Schweigen.
    Wieder das Schnipsen der Finger; wieder murmelte der alte Mönch dem jungen Mönch etwas ins Ohr, der es mit lauterer Stimme wiederholte.
    Tsering sagte: »Der Abt fragt, ob das ihr wahrer Name ist.«
    Sie nickte. »Ja, das ist mein richtiger Name.«
    Langsam hob der alte Lama seinen dürren Arm und deutete mit zentimeterlangem Fingernagel zu einer dunklen Wand des Raums. Alle Blicke wandten sich zu einem unter einem Tuch verborgenen Tempelgemälde, einem von vielen, die an der Wand hingen.
    Tsering ging hinüber, hob das Tuch an und hielt eine Kerze daran. Im Schein der Kerze kam ein überwältigend detailreiches und komplexes Bild zum Vorschein: eine hellgrüne weibliche Gottheit mit acht Armen, die auf einer weißen Mondscheibe saß; Götter, Dämonen, Wolken, Berge und Linien aus Goldfiligran wirbelten um sie herum, als umtoste sie ein heftiger Sturm.
    Der alte, zahnlose Lama murmelte dem jüngeren Mönch etwas ins Ohr. Dann lehnte er sich zurück und lächelte. Wieder übersetzte Tsering seine Worte.
    »Seine Heiligkeit bittet, Aufmerksamkeit auf
thangka
-Gemälde von Grüner Tara zu richten.«
    Die Mönche murmelten und scharrten mit den Füßen, erhoben sich von ihren Plätzen und stellten sich im Halbkreis vor dem Gemälde auf, wie Schüler, die auf einen Vortrag warteten.
    Mit seinem spindeldürren Ärmchen bedeutete der alte Lama Constance Greene, sich in den Kreis einzureihen, was sie eilig tat, wobei die Mönche ihr bereitwillig Platz machten.
    »Das hier ist Bildnis von Grüner Tara«, fuhr Tsering in seiner Übersetzung der gemurmelten Worte des alten Mönches fort. »Sie ist Mutter aller Buddhas. Sie hat Beständigkeit. Dazu Weisheit, Geistesgegenwart, rasches Denken, Großzügigkeit und Furchtlosigkeit. Seine Heiligkeit lädt Frau ein, näher zu treten und Mandala von Grüner Tara zu betrachten.«
    Constance trat zögernd vor.
    »Seine Heiligkeit fragt, warum Schülerin Namen von Grüner Tara trägt.«
    Constance blickte sich um. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Du heißt Constance Greene. Dieser Name beinhaltet zwei wichtige Eigenschaften von Grüner Tara. Seine Heiligkeit fragt, wie du deinen Namen bekommen hast.«
    »Greene ist mein Nachname. Er ist in England sehr geläufig, aber ich habe keine Ahnung, woher er stammt. Und meinen Vornamen, Constance, hat mir meine Mutter gegeben. Er war beliebt … zur Zeit meiner Geburt. Jedweder Zusammenhang zwischen meinem Namen und der Grünen Tara ist offensichtlich ein Zufall.«
    Da lachte der Abt, wenngleich etwas zittrig. Mühsam richtete er sich mit Hilfe zweier Mönche auf. Nach einigen Augenblicken

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