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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Dann lauschte er angestrengt und meinte, eine Stimme – außergewöhnlich leise selbst für sein scharfes Gehör – wahrnehmen zu können, die langsam und monoton etwas murmelte, so als betete sie einen Rosenkranz. Der Mond stand jetzt genau über ihm, und das tief zwischen den Bäumen verborgene Camp lag gesprenkelt vom Mondlicht da. Er wartete noch einen Augenblick. Dann stand er auf, spurtete in den Schatten des nächstgelegenen Gebäudes und drückte sich flach gegen die Mauer. Aus einem Fenster, dessen Jalousien heruntergezogen waren, fiel ein schwaches Licht auf die Plattform.
    Langsam, zentimeterweise, rückte er vor und um die Ecke herum, wobei er sich duckte, als er unter einem zweiten Fenster vorbeikam. Als er um eine weitere Ecke gebogen war, gelangte er an eine Tür. Alt und verfallen, die Angeln rostig, die Farbe in Streifen abblätternd. Äußerst vorsichtig drückte er den Griff herunter, aber die Tür war verschlossen; mit einiger Mühe knackte er das Schloss. Er wartete, in der Hocke sitzend.
    Kein Laut.
    Langsam drückte er die Klinke herunter und schob die Tür auf, dann ging er geduckt hindurch und sicherte den Raum mit seiner Waffe.
    Was sich seinem Blick darbot, war ein großes, elegantes Wohnzimmer, wenn auch etwas schäbig. Eine Seite wurde von einem riesigen Naturstein-Kamin beherrscht, an der Wand darüber hing ein vermoderter ausgestopfter Alligator, auf dem riesigen Kaminsims aus Holz standen ein Gestell mit Bruyèreholz-Pfeifen und eine alte Siphonflasche samt Gläsern. An den Wänden standen leere Waffenschränke, weitere Schränke waren voll mit Angelruten zum Fliegenfischen und Grundangeln, Ausstellungsvitrinen zeigten Fliegen und Köder. Möbel aus burgunderfarbenem Leder, oft geflickt und rissig vor Abnutzung, gruppierten sich um den Kamin. Das Zimmer kam ihm staubig vor, wenig benutzt. Der große Raum machte einen erstaunlich leeren Eindruck.
    Direkt über ihm erklangen leise Schritte, das Gemurmel einer Stimme.
    Licht spendeten mehrere von der Decke hängende Kerosinlampen, die auf die kleinstmögliche Stufe eingestellt waren. Pendergast nahm eine vom Haken, drehte am Docht, damit die Lampe heller schien, und ging mitten durchs Zimmer zu einer schmalen, mit einem dicken Läufer belegten Treppe am gegenüberliegenden Ende. Langsam stieg er die Stufen hinauf.
    Der Unterschied zwischen dem Erd- und dem ersten Geschoss war erstaunlich. Hier war von einem Durcheinander an Einrichtungsgegenständen, einer bunten Mischung aus Farben, Formen und Mustern nichts zu sehen. Als er oben an der Treppe ankam, fiel sein Blick auf einen langen Flur, von dem zu beiden Seiten Schlafzimmer abgingen, die offenbar aus der Zeit stammten, als das Camp noch Gäste beherbergte. Doch die üblichen Verschönerungen, die Stühle, die Bilder, die Bücherborde fehlten völlig. Die Türen standen offen und ließen den Blick auf leere Räume frei. Vor allen Fenstern hingen Gazegardinen, offenbar, um den Lichteinfall zu verringern. Alles war in gedämpften Pastellfarben gehalten, beinahe in Schwarz und Weiß. Sogar die Astlöcher waren sorgfältig ausgefüllt.
    Ganz hinten im Gang stand eine Tür einen Spaltbreit offen, aus der Licht drang. Pendergast strich wie eine Katze über den Flur. Die letzten beiden Schlafzimmer, an denen er vorbeikam, waren offensichtlich noch in Gebrauch; das eine war sehr groß und elegant, wenngleich recht spärlich eingerichtet – frisch gemachtes Bett, integriertes Bad und Ankleide und ein Ein-Seiten-Spiegel, der den Blick in das zweite Schlafzimmer freigab, das kleiner und spartanischer möbliert und bis auf ein großes Doppelbett leer war.
    Pendergast schlich bis zur Tür am Ende des Flurs und lauschte. Er hörte erstmals das leise Tuckern eines Generators. Kein einziges Geräusch drang aus dem Zimmer. Alles war still.
    Er stellte sich an eine Seite, dann drehte er sich in einer schnellen Bewegung um und trat die Tür mit einem kräftigen Tritt ein. Sie flog auf, gleichzeitig ließ er sich auf den Boden fallen.
    Eine irrsinnig laute Salve aus einer Schrotflinte durchschlug den Türrahmen über ihm und riss ein Stück von der Größe eines Basketballs heraus, so dass die Splitter auf ihn herabregneten, doch bevor der Schütze noch eine Patrone mit Schrot abfeuern konnte, hatte Pendergast seinen Schwung genutzt, um sich einmal um die Achse zu drehen und aufzustehen; der zweite Schuss zerfetzte einen Beistelltisch neben der Tür, aber da hatte er die Schützin schon gepackt und

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