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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schlang ihr den Arm um den Hals. Er riss ihr die Schrotflinte aus den Händen, drehte sie blitzschnell um – und stellte fest, dass er eine auffallend schöne Frau festhielt.
    »Sie können mich jetzt wieder loslassen«, sagte sie ganz ruhig.
    Pendergast ließ sie los und trat einen Schritt zurück, wobei er sie mit seiner 45er in Schach hielt. »Keine Bewegung. Halten Sie Ihre Hände so, dass ich sie sehen kann.« Schnell sah er sich im Zimmer um und staunte nicht schlecht: ein hochmodern eingerichtetes Intensivmedizin-Zimmer, voll mit funkelnagelneuen Apparaten – physiologisches Monitorsystem, Blutsauerstoffmessgerät, Atemstillstand-Monitor, Ventilator, Spritzenpumpe, Notfallwagen, mobiles Röntgengerät, ein halbes Dutzend digitaler Diagnosevorrichtungen. Alles mit Strom angetrieben.
    »Wer sind Sie?«, fragte die Frau. Ihre Stimme klang frostig, so als hätte sie ihre Fassung wiedergewonnen. Sie war schlicht und elegant gekleidet, sie trug ein hellcremefarbenes, schlichtes Kleid, keinen Schmuck, aber sie war sorgfältig geschminkt, das Haar kürzlich frisiert. Am stärksten beeindruckte Pendergast jedoch die scharfe Intelligenz, die aus ihren stahlblauen Augen sprach. Er erkannte sie fast auf Anhieb wieder – von den Fotos, die er in der Akte im Standesamt von Baton Rouge gesehen hatte.
    »June Brodie«, sagte er.
    Sie erbleichte, aber nur ein wenig. Im nachfolgenden, angespannten Schweigen ertönte hinter einer Tür am anderen Ende des Raums ein leiser Schrei, ein Schmerzens- oder Verzweiflungsschrei. Pendergast wandte sich um und blickte in die Richtung.
    Als June Brodie sich wieder äußerte, klang ihre Stimme betont kühl. »Ich fürchte, Ihr unerwartetes Kommen hat die Ruhe meines Patienten gestört. Und das ist wirklich höchst bedauerlich.«

73
    »Ihr Patient?«, fragte Pendergast.
    Brodie gab ihm keine Antwort.
    »Darüber können wir später sprechen«, sagte Pendergast. »Wichtig ist jetzt, dass eine verletzte Kollegin im Sumpf Hilfe benötigt. Ich brauche Ihr Boot. Und die Apparate in diesem Raum.«
    Als nichts passierte, wedelte er mit seiner Les Baer. »Wenn Sie nicht schnellstens kooperieren, kann das Ihrer Gesundheit schweren Schaden zufügen.«
    »Sie müssen mir nicht drohen.«
    »Ich fürchte, doch. Darf ich Sie daran erinnern, wer zuerst geschossen hat?«
    »Sie sind hier hereingestürmt wie die siebte Kavallerie – was haben Sie denn erwartet?«
    »Wollen wir später die Höflichkeiten austauschen?«, sagte Pendergast kühl. »Meine Kollegin ist schwer verletzt.«
    Immer noch erstaunlich gefasst, wandte sich June Brodie um, drückte den Knopf an einer Gegensprechanlage an der Wand und sagte im Befehlston: »Wir haben einen Besucher. Bereite dich darauf vor, einen Notfallpatienten aufzunehmen, und triff uns mit einer Trage unten am Anleger.«
    Brodie verließ das Zimmer, ohne dass sie sich nach ihm umschaute. Pendergast ging hinter ihr zurück über den Flur, die Waffe im Anschlag. Brodie stieg die Treppe hinunter, durchquerte den Hauptraum der Lodge, verließ das Gebäude und ging über die Plattform und den Anleger zum Schwimmdock. Geschickt stieg sie ins Heck des Boots und startete den Motor. »Machen Sie das Boot los. Und bitte stecken Sie die Waffe ein.«
    Pendergast schob die Les Baer hinter den Gürtel und machte die Leinen los. Sie fuhr den Motor hoch und steuerte das Boot rückwärts vom Schwimmdock weg.
    »Meine Kollegin befindet sich ungefähr in tausend Metern Ost-Südost«, sagte Pendergast und deutete in die Dunkelheit. »In der Richtung«, fügte er hinzu. »Im Sumpf versteckt sich ein Schütze. Aber natürlich wissen Sie das alles. Möglicherweise ist er verwundet – oder auch nicht.«
    Brodie blickte ihn an. »Wollen Sie nun Ihre Kollegin bergen oder nicht?«
    Pendergast zeigte auf die Instrumententafel.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gab Brodie Gas; sie rasten am schlammigen Ufer des Bayou entlang. Nach ein paar Minuten drosselte sie die Geschwindigkeit und fuhr in einen schmalen Kanal, der sich dahin und dorthin wand und in ein Labyrinth aus Wasserwegen führte. Brodie gelang es, auf eine Weise in den Sumpf vorzudringen, die Pendergast kaum für möglich gehalten hätte, denn sie blieb die ganze Zeit auf dem gewundenen Kanal, der selbst im hellen Mondlicht kaum zu erkennen war.
    »Mehr nach rechts«, sagte er und spähte in die Bäume. Sie hatten keine Scheinwerfer angeschaltet; so war es leichter, in dem Mondlicht weit zu sehen – und auch

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